Elias (14) ist jetzt „einer für alle“ Zuständig für 53 100 Förderschüler in Bayern: Elias Birner aus Kelheim-Thaldorf ist neuer Landes-Schülersprecher. Von Heiner Stöcker
13. Dezember 2015 07:30 Uhr
Elias Birner freut sich auf sein Amt und auf die Seminare, die er jetzt besuchen kann. Foto: Stöcker
KELHEIM.Er steht um halb sieben auf, geht in die Schule, spielt in seiner Freizeit Fifa an der Playstation, hilft im elterlichen Betrieb – und demnächst geht er mit dem Bayerischen Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle zum Frühstücken. Elias Birner ist ein typischer 14-Jähriger. Aber er trägt mehr Verantwortung als die meisten seiner Altersgenossen.
Elias’ Tag endet nicht mit dem Abendessen und vor der Glotze. „Meistens sitze ich noch bis 21 oder 22 Uhr am PC und lese und beantworte E-Mails.“ An der Eduard-Staudt-Schule in Thaldorf ist er der stellvertretende Schülersprecher, dann wurde er Bezirks-Schülersprecher für Niederbayern, und seit Anfang Dezember ist er Landes-Schülersprecher für alle 351 Förderzentren und ihre 53 100 Schüler im Freistaat Bayern.
Gewählt wurde Elias bei der zweitägigen Landesschülerkonferenz in München Anfang des Monats. Dort haben die 40 bayerischen Bezirksschülersprecher aller Schularten aus ihrer Mitte sechs neue Landesschülersprecher und deren Stellvertreter gewählt. Elias Birner ist der neue Vertreter für die Förderschulen im Freistaat.
Die Delegierten legten in den zwei Tagen auch Schwerpunkte für ihre künftige Arbeit fest. Begleitet werden sie dabei vom Kultusministerium. Elias war ziemlich aufgeregt. „Als ich mein Referat vor allen gehalten hab’, sind hernach alle gekommen und haben mich gelobt. Viele hatten gedacht, ich wäre mindestens der Sprecher der Realschulen“, sagt er.
Lob vom Staatssekretär
„Die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler an der Gestaltung des Schulalltags ist wichtig sowohl für die Schüler als auch für die Schule“, würdigte Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich bei einem Gespräch mit Bezirksschülersprechern aus ganz Bayern die Rolle der Schülervertreter: Die Jugendlichen lernten, Verantwortung zu übernehmen, übten demokratische Prozesse ein und trügen zu Verbesserungen an ihrer Schule bei. „Gerade Schülersprecher geben ein wichtiges Feedback an Lehrkräfte, Schulleitungen und Politik.“
Elias freut sich über die Wahl und das Vertrauen, dass ihm seine Altersgenossen entgegen bringen. „Das merke ich schon, dass mein Selbstvertrauen größer geworden ist.“ Auch für seine persönliche Entwicklung bringt der Posten viel: Diese Woche besuchen die Landesschülersprecher ein Einführungsseminar in Dillingen. Zudem können sie an einem Rhetorik-Seminar in Kochel am See teilnehmen. „Da freue ich mich schon besonders drauf“, sagt Elias.
Tief sitzende Vorurteile
Aber als Schüler einer Förderschule hat er es nicht immer einfach. „Na ja – ich merke das schon, dass da viele Leute nicht so gut damit umgehen können.“ Die Vorurteile und vielleicht auch Fehlinformationen sitzen tief in den Köpfen. Das weiß auch Christine Jochheim, Schulleiterin der Eduard-Staudt-Schule. Sie ist stolz, dass mit Elias der amtierende Landesschülersprecher aus Thaldorf kommt.
Das Sonderpädagogische Förderzentrum ist seit den 1960er Jahren in der Gemeinde etabliert; es hat viele Berührungspunkte mit der Bevölkerung. „Da gibt wenige Ressentiments. Die Menschen hier kennen uns und die Jugendlichen – viele arbeiten hier oder haben Freunde, Verwandte und Bekannte, die mit uns direkt zu tun haben“, sagt Schulleiterin Jochheim. Aber das sei längst nicht überall so.
„Wir sind keine verpflichtende Schule. Die Kinder und Jugendlichen sind freiwillig hier. Wenn Elias wollte, könnte er sofort an eine Mittelschule wechseln.“ Aber der neue Landesschülersprecher denkt überhaupt nicht daran. Vor zwei Jahren kam er von einer Mittelschule nach Thaldorf weil er schlechte Erfahrungen mit Gleichaltrigen gemacht hatte. „Hier geht’s mir besser. Ich hab’ an dieser Schule ein viel besseres Bauchgefühl, wenn ich herkomme.“ So falle ihm vor allem das Lernen leichter.
Laut Definition des Kultusministeriums sind die Förderzentren Kompetenzzentren für Sonderpädagogik und ein alternativer Lernort zur allgemeinen Schule, in denen insbesondere Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet und gefördert werden. „Wir haben hier halt kleine Klassen mit 16 Schülern“, sagt Elias. Dem gegenüber stehen die 30 Kinder an der Mittelschule in einer Klasse, an der er vorher war.
Jetzt sitzt Elias Birner an der Position, an der er vielleicht etwas ändern kann. Zwei Dinge sind es vor allem, die er in seiner Amtszeit anstoßen möchte: Zum einen die Menschen zum Nachdenken anregen, um gegen die Vorurteile vorzugehen. Zum anderen mangle es an der Ausstattung an der Eduard-Staudt-Schule – „vor allem was die Computer angeht.“ http://www.mittelbayerische.de/bayern-na...art1264119.html
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