Barmherzigkeit: Die Beichte als direkte Erfahrung des göttlichen Erbarmens
17. Dezember 2015 by Papsttreuer CDU-Parteitag: Wer ist der größte Gegner? Hassrede oder Kunst? Alles eine Frage der politischen Einstellung
Die Beichte steht im Zentrum des Jahres der Barmherzigkeit, da sie im Zentrum der Barmherzigkeit Gottes steht. Zur gestrigen Katechese von Papst Franziskus.
Püttlingen_St._Sebastian_Innen_Beichtstuhl_
„Nun sag, wie hast Du’s mit der Beichte?“ – frei nach der Gretchenfrage aus dem Faust könnte man so auch eine Gretchenfrage zum Jahr der Barmherzigkeit formulieren. Wenn ich ehrlich bin, hat mir dieses Thema in der öffentlichen Wahrnehmung des Jahres der Barmherzigkeit bislang gefehlt. Dem kommt jetzt – natürlich – Papst Franziskus entgegen. Denn in seiner gestrigen Kateches machte er deutlich, dass die göttliche Barmherzigkeit kein Geld kosten wird … aber auch ein gewisser Aufwand dazu gehört. Richtig ist erst mal die Feststellung, dass die Barmherzigkeit des Vaters nichts kostet. Der Papst dazu (Zitate hier wie im folgenden von Zenit):
Passt auf, dass nicht jemand so flink und schlau ist, von euch Eintritt zu verlangen! Nein, die Rettung kostet keinen Eintritt. Rettung kann man sich nicht erkaufen. Jesus ist die Pforte, und Jesus kostet nichts! Er selbst warnt uns vor denen, die auf krummen Wegen eintreten wollen, und sagt deutlich, dass es nur Räuber oder Diebe sein können. Noch einmal, gebt Acht! Die Rettung kostet nichts.
Das ist insofern auch eine notwendige Klarstellung, nicht weil Diözesen für den Gang durch eine Heilige Pforte Geld verlangen, sondern weil vielleicht der eine oder andere selbst meint, er können sich Barmherzigkeit erkaufen: durch Spenden, Wohlverhalten, was auch immer einem einfallen mag. Nicht dass solche Werke nicht gut wären, aber sie müssen aus Liebe erfolgen, nicht mit dem Ziel, einen „Deal“ mit Gott einzugehen. Wäre es anders, müsste man auch vermuten, dass manche Menschen von Gottes Barmherzigkeit ausgeschlossen wären, weil sie nicht zu solchen „Gegenleistungen“ in der Lage sind.
Dabei sind es ja nicht wir, die Barmherzigkeit erkaufen könnten, sondern Gott selbst, der Barmherzigkeit schenkt. Oder, wie es der Papst ausdrückt: Nicht nur wir gehen durch eine Heilige Pforte, auch Christus geht durch ein Tor zu unserem Herzen:
Wenn wir durch jene Tür gehen, werden wir gut daran tun, uns zu erinnern, auch die Tür unseres eigenen Herzens zu öffnen. Ich stehe vor der Heiligen Pforte und rufe: „Herr, hilf mir, die Tür meines Herzens zu öffnen!“ Das Heilige Jahr hätte nicht viel Sinn, wenn die Tür unseres Herzens nicht Christus hindurchgehen ließe, der uns dazu anhält, auf die anderen zuzugehen, um ihn und seine Liebe zu den Menschen zu bringen. Wie also die Heilige Pforte offen bleibt, weil sie ein Sinnbild der Aufnahmebereitschaft Gottes ist, der auf uns wartet, so muss auch unsere Pforte, die Tür unseres Herzens offen bleiben, um niemanden auszuschließen. Auch die nicht, die uns bedrängen: Niemanden!
Barmherzigkeit ist also, wenn man so will, ein mehrseitiges Thema. Gott spendet uns Barmherzigkeit, wir bedürfen Gottes Barmherzigkeit, und wir sind aufgefordert, barmherzig gegenüber denen zu sein, gegenüber denen auch Gott barmherzig ist.
Und wie immer stellt sich dann die Frage: Ist dann per se schon alles in Ordnung, zählen meine Sünden, die Sünden anderer, die Verletzungen, die ich anderen und die andere mir zugefügt haben, auch die Verletzungen der Beziehungen zu Gott, gar nicht mehr? Alles direkt vergeben und vergessen? Das kann es wohl nicht sein: Der Papst selbst ruft immer wieder zur Umkehr auf, manche fühlen sich ab und an durch seine „Ansagen“ sogar zum Widerspruch aufgefordert. Eine solche Umkehr wäre ja aber nicht notwendig, wenn immer gleich alles direkt vergeben würde. Und hier kommt dann die Beichte ins Spiel, wie der Papst es auch ausdrückt:
Ein wichtiges Zeichen des Jubiläums ist auch die Beichte. Wenn wir uns dem Sakrament der Versöhnung annähern, dann machen wir die direkte Erfahrung des göttlichen Erbarmens. Hier finden wir den Vater, der vergibt, der alles vergibt. Gott versteht uns auch in unseren Fehlern, er versteht uns auch in unserer Widersprüchlichkeit. Nicht nur das: Mit seiner Liebe sagt er uns, dass gerade dann, wenn wir unsere Sünden bekennen, er uns am nächsten ist und uns anspornt, weiterzugehen. Er sagt uns, dass immer, wenn wir unsere Sünden bekennen und um Vergebung bitten, im Himmel ein Festtag ist. Jesus freut sich: das ist seine Barmherzigkeit. Wir müssen Mut haben. Nur weiter so!
Ist das nun doch eine Bedingung, an die die Barmherzigkeit geknüpft ist? Doch eine Fußangel, aus der man sich nicht befreien kann? Wenn ich ehrlich bin, kann so nur fragen, wer tatsächlich meint, er habe einen Anspruch auf Barmherzigkeit. Dem ist aber nicht so, Barmherzigkeit wird geschenkt, ich selbst bin aus meinem Glauben heraus zur Barmherzigkeit verpflichtet, aber niemand außer Gott selbst, kann meine Barmherzigkeit einklagen. Und erst Recht kann niemand Gottes Barmherzigkeit Gott gegenüber verlangen. Gott vergibt in der Beichte, er freut sich über unsere Einsicht und ermuntert uns, auf diesem Weg der Umkehr weiterzugehen.
Und wieder die Frage der Mehrdimensionalität: Wie sieht es denn mit meiner Barmherzigkeit meinem Nächsten gegenüber aus? Auch hier, passend zum Vater-unser-Gebet, die Worte des Papstes:
Wie oft habe ich sagen hören: „Vater, ich kann meinem Nachbarn nicht vergeben; oder meinem Arbeitskollegen, meiner Schwiegermutter, meiner Schwägerin.“ Diese Worte haben wir alle schon gehört: „Ich kann nicht vergeben“. Doch wie können wir Gott bitten, uns zu vergeben, wenn wir selber nicht zur Vergebung fähig sind? Vergebung ist etwas Großes; aber einfach ist sie nicht, die Vergebung, weil unser Herz schwach ist und es aus eigener Kraft nicht schaffen kann. Doch wenn wir uns öffnen, um die Vergebung Gottes für uns aufzunehmen, werden wir unsererseits fähig, zu vergeben. Oft habe ich gehört: „Ich konnte diese Person nicht ausstehen: ich habe sie gehasst. Dann habe ich mich eines Tages dem Herrn angenähert und habe ihn um Verzeihung für meine Sünden gebeten, und so habe auch ich vergeben können.“ Das geschieht jeden Tag. Diese Möglichkeit liegt für uns in greifbarer Nähe.
Dadurch wird deutlich: Barmherzigkeit ist nicht nur mehrdimensional sondern ein System. Die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes befähigt mich, selbst barmherzig zu sein. Die Erfahrung der eigenen Bedürftigkeit nach Barmherzigkeit macht mich offen für diesen Bedarf bei anderen. Und im Zentrum all dessen steht Gott und das Sakrament der Beichte, das ein wesentliches Zeichen der Barmherzigkeit Gottes ist. So verstehen sich auch die Aussagen des Papstes, dass die Barmherzigkeit zentrale Eigenschaft Gottes ist, ohne deren Verständnis wir auch ihn nicht verstehen werden.
Das ist wieder weit entfernt von Beliebigkeit gegenüber der Sünde, es macht nur deutlich, wie wesentlich die Barmherzigkeit ist, von der wir doch selbst nur wenig Kenntnis haben. Das ist nicht leicht, es erfordert auch in dieser Hinsicht Umkehr, aber auch das können wir als Menschen schaffen mit Hilfe der Barmherzigkeit Gottes. Und so endet auch die Katechese des Papstes – nicht mit einer unzulässigen Vereinfachung aber doch mit hoffnungsvollen und motivierenden Worten:
Also Mut! Beginnen wir das Jubiläum mit diesen Zeichen, die eine große Liebeskraft voraussetzen. Der Herr wird uns begleiten, damit wir die Erfahrung weiterer wichtiger Zeichen in unserem Leben machen. Nur Mut und weiter so! http://papsttreuerblog.de/2015/12/17/bar...chen-erbarmens/ http://papsttreuerblog.de/2015/12/09/bar...ne-reihenfolge/
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