Zwölf „Antibiotika“ gegen die Krankheiten der Kurie
Papstansprache beim traditionnellen Weihnachtsempfang für die Kurie, 21. Dezember 2015 Quelle: ANSA, EPA/ALBERTO PIZZOLI/POOL Copyright
Zusammen mit den Glückwünschen für ein frohes Weihnachtsfest übermittelte Papst Franziskus der Römischen Kurie einen Katalog der Tugenden, mittels derer man sich vor den Übeln schützen kann, von denen er letztes Jahr gesprochen hatte
Salvatore Cernuzio | 21. Dez | ZENIT.org | Papst Franziskus | Vatikanstadt | 692 Facebook1 Twitter Google+ Letztes Jahr die Krankheiten, dieses Jahr die Heilmittel. Mit tiefgründigem Witz verpackte Papst Franziskus die Weihnachtsgrüße für die Römische Kurie in eine liebenswerte, aber sehr offene Ansprache, erteilte Rat und lud die hohen Prälaten zu einer Gewissensprüfung ein, wobei er auch auf die Skandale der jüngsten Vergangenheit einging, die „zahlreiche Seelen verletzt haben.“
Bergoglio bat zunächst um die „Erlaubnis“, den Text im Sitzen statt stehend vorlesen zu dürfen, „denn seit einigen Tagen stehe ich unter dem Einfluss der Grippe und fühle mich nicht sehr stark.“ Dann sagte er: „Heute müsste ich über die Antibiotika gegen die Krankheiten der Kurie sprechen.“ Trotzdem lobte er zuerst den „professionellen Einsatz“, der die Arbeit der Kurie kennzeichnet. Dann erinnerte er an den „Katalog der Krankheiten der Kurie“, den er 2014 aufgelistet hatte. Es handle sich um Krankheiten, „die jeden Christen, jede Kurie, jede Gemeinschaft, Kongregation, Pfarrei oder kirchliche Bewegung treffen könnten.“
Diese Krankheiten seien auch in diesem Jahr noch nicht ganz von der Bildfläche verschwunden und „haben dem gesamten Leib nicht unerhebliche Schmerzen zugefügt und viele Menschen innerlich verletzt.“ Der Papst betonte auch, dass es wichtig sei, daran zu erinnern, „dass dies alles Gegenstand einer aufrichtigen Besinnung und einschneidender Maßnahmen ist“ und erklärte: „Die Reform wird mit Entschlossenheit, klarem Verstand und Tatkraft fortgeführt werden, denn Ecclesia semper reformanda.“
Und er fuhr fort: „Diese Krankheiten und Skandale können die Effizienz der Dienste, die die Römische Kurie mit Mühe, Verantwortungsbewusstsein und Hingabe für den Papst und die ganze Kirche leistet, nicht überschatten.“ Und das sei „ein echter Trost.“ Deshalb wäre es „eine große Ungerechtigkeit“, den vielen „gesunden und ehrlichen“ Menschen, die ihre Aufgaben „mit Hingabe, Treue und Professionalität“ erfüllen den gebührenden Dank zu verschweigen. Außerdem stellten „der Widerstand, die Mühen und auch die Verfehlungen der Diener der Kirche auch eine Gelegenheit zum inneren Wachstum“ dar und dürften „nie Grund zur Entmutigung“ sein.
Daher rief der Heilige Vater zu einer „Rückkehr zum Wesentlichen“ auf, gerade jetzt, zu Beginn des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, das einen „starken Aufruf zur Dankbarkeit, Umkehr, Erneuerung, Reue und Wiederversöhnung“ darstelle. Um das alles zu verwirklichen, legte Franziskus eine „praktische Hilfe“ dar, um diese Zeit der Gnade „nutzbringend“ zu verleben. Oder, besser gesagt: einen „Katalog der Tugenden“, die ein Mitglied der Kurie besitzen muss, damit sein Dienst in der Kirche fruchtbar wird.
Der Volltext der Ansprache mit dem „Katalog der Tugenden“ ist hier abrufbar.
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