„Familie ist unersetzbar, auch für Flüchtlinge“
Syrische Mutter und Kind gerettet von der türkischen Küstenwache, 10. Dezember 2015 Quelle: ANSA, EPA/TOLGA BOZOGLU Copyright Kardinal Marx fordert in Radiobeitrag Solidarität mit Flüchtlingen, die alleine nach Deutschland kommen
Redaktion | 23. Dez | Erzbistum München und Freising | Katholische Kirche in Deutschland, Österreich und Schweiz | München | 10
Angesichts der grundlegenden Bedeutung von Familie für den Einzelnen wie die Gesellschaft ruft Kardinal Reinhard Marx zur Solidarität mit Flüchtlingen auf, die oftmals ohne ihre Familie in die jeweiligen Gastländer fliehen müssen: „Familie ist unersetzbar, auch für die Flüchtlinge, die alleine in unser Land kommen. Hier sind wir als aufnehmende Gesellschaft gefragt und vor allem auch als Christen“, so der Erzbischof von München und Freising in einem Radiobeitrag, der am Sonntag, 27. Dezember, im ersten Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks gesendet wird. Es gehöre zur christlichen Grundüberzeugung, „dass wir alle Brüder und Schwestern sind: Alle Menschen auf der Welt, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Sprache und auch ihrer Religion sind Geschwister.“
Familie sei „kein Begriff, der für Abgrenzungen taugt, sondern ein Begriff, der weit macht und offen für das Leben, der Menschen zusammenführt und so auch Geborgenheit und Stärke geben kann“, betont der Kardinal. Die Trennung von der Familie gehöre für viele Flüchtlinge zum Alltag, und es bedeute „oft eine große Not, wenn sie nicht voneinander wissen, ob es den anderen gut geht“. Das Gefühl, einsam und allein auf der Welt zu sein, bedeute für viele Flüchtlinge die „größte seelische Not“.
Nach Ansicht von Marx brauchen Menschen einander, „um sich vollends entfalten zu können. Der ganz ursprüngliche und erste Ort für diese Erfahrung ist die Familie.“ Diese sei in vielerlei Hinsicht „ein Wunder“, weil hier oftmals „Unglaubliches geleistet wird und Menschen über sich hinaus wachsen und Unmögliches schaffen können“. Familien seien geradezu ein „Weltwunder, weil sie über alle kulturellen, religiösen und sogar ideologischen Grenzen hinweg eine beständige und wichtige Größe menschlichen Zusammenlebens sind“. Aus Familien entstünden „überhaupt erst Gesellschaften, Völker und Staaten“. Schließlich seien Familien „vor allem ein Wunder Gottes, denn in unserer Familie erleben wir, was es heißt, dass alle Menschen Brüder und Schwestern sind“. Gerade Familien benötigten aber eine gemeinsame Zeit, insbesondere „den Sonntag als einen Tag der Unterbrechung“, so Marx. Es sei „in unserer Kultur, die stark auf Leistung, auf Tempo, auf Ergebnisse ausgerichtet ist, so wichtig, den Sonntag zu schützen“ als einen Tag, der den Menschen Zeit schenke für sich selbst, ihre Familien und für Gott.
Zugleich betonte der Erzbischof, dass es „eine ganz zentrale Aufgabe gerade auch für die Kirche“ sei, gerade „da, wo es schwierig wird“, die Menschen zu begleiten: „etwa, wenn Erziehung schwierig wird, wenn Krankheiten oder Pflegebedürftigkeit oder Behinderungen in Familien viel Kraft fordern, oder wenn Ehepaare im Streit leben, wenn Menschen geschieden werden oder auch neu heiraten“. Das Ideal der lebenslangen Bindung von Mann und Frau, die offen ist für Kinder, werde „nicht in Abrede gestellt, wenn wir gleichzeitig die Vielfalt des Lebens von Menschen wirklich ansehen und auch annehmen“. (ck)
Hinweis:
Die „Katholische Morgenfeier zum Fest der Heiligen Familie“ wird am Sonntag, 27. Dezember, um 10.35 Uhr im ersten Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks gesendet.
(Quelle: Webseite des Erzbistums München und Freising, 23.12.2015)
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