Franziskus an die Priester und Ordensleute Kenias: „Ohne Gebet verdorrt die Seele“
Begegnung mit den kenianischen Klerikern, Ordensleuten und Seminaristen in the St. Mary's School, Nairobi, Kenya, 26. November 2015 Quelle: ANSA, Bei seiner Begegnung mit den kenianischen Klerikern, Ordensleuten und Seminaristen betonte der Papst, dass die Kirche kein Unternehmen und keine NGO sei, sondern das Mysterium des Blickes Christi, der auf einem jeden von uns ruht
Am heutigen Donnerstag begab sich Papst Franziskus am Nachmittag auf den Sportplatz der St. Mary’s School in Nairobi, um den dort versammelten Priestern, Ordensleuten und Seminaristen Kenias zu begegnen. Bei seiner Ankunft wurde der Heilige Vater vom Regionaloberen der Spiritaner und vom Pfarrer der Sankt-Augustin-Kirche empfangen, die sich auf demselben Schulcampus befindet.
Die Begegnung öffnete sich mit einem Gruß von Msgr. Anthony Ireri Mukobo IMC, Apostolischer Vikar von Isiolo und Präsident der Kommission für Klerus und religiöse Orden der Kenianischen Bischofskonferenz.
Kurz darauf teilten Pater Felix J. Phiri Mafr, Vorsitzender der Konferenz der Ordensoberen Kenias (RSCK) und Schwester Michael Marie Rottinghaus, Vorsitzende der Vereinigung Kenianischer Gemeinden (AOSK), ihr Lebenszeugnis mit dem Papst und mit allen Anwesenden.
In seiner auf Spanisch gehaltenen improvisierten Ansprache wies Papst Franziskus darauf hin, dass man in die Nachfolge Christi, sei es im Priesteramt oder im Ordensleben, immer durch die Tür eintritt. „Und diese Tür ist Christus. Er ruft uns, er macht den Anfang, er macht die Arbeit. Es gibt manche, die möchten über das Fenster einsteigen. Aber das führt zu nichts!“, erklärte er.
„Ich bitte euch: Wenn ihr seht, dass ein Mitbruder oder eine Mitschwester durchs Fenster eingestiegen ist, dann umarmt ihn und erklärt ihm, dass es besser ist, wenn er geht und dem Herrn auf andere Weise dient. Denn kein Werk, das nicht durch die Tür, durch Jesus begonnen wurde, führt jemals zum Ziel.“
Weiter erklärte er: „Der Herr verändert uns in der Tiefe und er hat mit diesem Werk an dem Tag begonnen, als er in der Taufe seinen Blick auf uns legte. Später hat er uns dann noch einmal angeblickt und gesagt: ‚Wenn ihr wollt, kommt mit mir!‘ Und wir sind aufgebrochen und haben uns auf den Weg gemacht. Aber diesen Weg haben wir nicht von uns aus begonnen, sondern er hat uns eingeladen.“ Und er fügte hinzu: „Das alles muss in uns das Bewusstsein unseres Ausgewähltseins wecken. Ich bin angeblickt worden, ich bin auserwählt worden.“
Im weiteren Verlauf seiner Rede wies Franziskus darauf hin, dass „manche nicht wissen, warum Gott sie ruft; aber sie spüren, dass er sie ruft. Mögen sie ruhig aufbrechen; Gott wird ihnen deutlich werden lassen, warum er sie berufen hat“, versicherte er.
„Andere wollen dem Herrn ebenfalls nachfolgen, aber sie tun es aus Interesse“, beklagte der Heilige Vater. „Denken wir an die Mutter der Apostel Jakobus und Johannes: ‚Herr, versprich, dass du den größten Teil deines Lohnes meinen beiden Söhnen geben wirst, dass sie in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen.‘ Das ist die Versuchung, Jesus aus Ehrgeiz nachzufolgen. Oder weil wir uns davon Geld und Macht versprechen“, warnte Franziskus.
„Ein Leben in der Nachfolge Jesu muss frei sein von Ambitionen; man darf sich nicht wünschen, reich oder eine bedeutende Person zu werden. Jesus folgt man nach bis zum letzten Schritt seines irdischen Lebens, und der ist das Kreuz. Danach nimmt er es auf sich, uns wieder zum Leben zu erwecken“, betonte der Papst weiter.
In diesem Sinn wies der Heilige Vater darauf hin, dass die Kirche „kein Unternehmen und keine Nichtregierungsorganisation“ sei, sondern „die Kirche ist ein Geheimnis: das Mysterium der Blickes Jesu, der auf einem jeden von uns ruht […]. Wer uns ruft ist Jesus; man tritt durch die Tür und nicht durchs Fenster ein; und man folgt dem Weg Jesu“, bekräftigte er.
„Wenn Jesus uns auserwählt, hat er uns damit noch nicht heilig gemacht; wir folgen ihm nach und bleiben trotzdem genauso Sünder, wie zuvor. Ich als Erster, dann auch ihr. Doch trägt die Liebe und Zärtlichkeit Jesu uns voran.“
Weiter richtete der Papst an alle Anwesenden die Bitte, sich „nie das Weinen abzugewöhnen“; denn, so führte er aus: „Wenn einem Priester, einem Ordensmann oder einer Ordensfrau die Tränen ausgehen, dann stimmt etwas nicht. Weint über eure Untreue, über das Leiden in der Welt, über die von der Gesellschaft aussortierten Menschen, über die verlassenen Alten, über die ermordeten Kinder; über all die Dinge, die wir nicht begreifen. Weint, wenn man euch nach dem Sinn dieser Dinge fragt. Niemand unter uns hat alle Antworten auf die Fragen nach dem Sinn“, bekannte er.
„Es gibt Situationen im Leben, da können wir nicht anders, als zu weinen, während wir Jesus am Kreuz anblicken. Und das ist auch die einzige Antwort auf gewisse Ungerechtigkeiten, auf das viele Leiden und die Schwierigkeiten des Lebens.“
Außerdem warnte Franziskus: „Wenn ein gottgeweihter Mensch, ein Priester oder Ordensmann oder –frau, den gekreuzigten Christus vergisst, dann ist der Ärmste in eine sehr hässliche Sünde gefallen. Eine Sünde, die bei Gott Übelkeit erweckt, die ihn erbrechen lässt. Es ist die Sünde der Lauheit. Nehmt euch in Acht, dass ihr nicht in die Sünde der Lauheit stürzt!“
Auch forderte der Papst die Priester, Ordensleute und Seminaristen dazu auf, sich „niemals von Jesus zu entfernen.“ Und das bedeute, niemals aufzuhören zu beten. „Wenn ein geweihter Mensch das Gebet verlässt, vertrocknet seine Seele und wird wie ein ausgedörrter Feigenbaum. Das ist hässlich und macht uns hässlich. Wenn die Seele eines Priesters oder Ordensmannes vertrocknet ist, ist sie eine hässliche Seele. Die Zeit zum Beten müssen wir finden, auch auf Kosten des Schlafs, des Fernsehens, des Lesens.“
Fast zum Abschluss seiner Rede betonte der Heilige Vater noch, dass „alles, was man für Jesus tut, ein Dienst ist. Ein Dienst für das Volk Gottes, für die Armen, für die, die in der Welt wenig zählen. Ein Dienst für die Kinder und die Alten. Auch für die, die sich ihrer Überheblichkeit und Sünde nicht bewusst sind. So dient man Jesus […]. Sich von Jesus auserwählen lassen bedeutet, bereit zu sein zu dienen; nicht sich bedienen zu lassen. Jesus nachzufolgen bedeutet, den anderen zu dienen und nicht, sie für eigene Zwecke zu benutzen.“
Nach diesen väterlichen Ermahnungen wechselte Franziskus seinen Ton: „Ihr werdet sagen: ‚So ein unfreundlicher Papst! Gibt uns Rat und Anweisungen und sagt nicht einmal danke!‘ Das war das Letzte, was ich sagen wollte. Die Kirsche auf der Torte. Ich will euch allen danken. Danke dafür, dass ihr euch bemüht, Jesus nachzufolgen. Danke für jedes einzelne Mal, an dem ihr euch als Sünder gefühlt habt. Danke für jede zärtliche Geste, die ihr denen zuteilwerden lasst, die sie benötigen. Danke für die vielen Menschen, denen ihr geholfen habt, in Frieden zu sterben. Danke dafür, dass ihr euch von Gott täglich helfen, verbessern und vergeben lasst. Und während ich euch danke, bitte ich euch zugleich, dass ihr nicht vergessen mögt, auch für mich zu beten, denn ich bedarf eurer Gebete“, versicherte der Bischof von Rom.
Das Treffen endete mit dem apostolischen Segen und dem Gesang des Salve Regina in lateinischer Sprache. Bevor er den Sportplatz verließ, machte der Heilige Vater noch einmal kehrt und sagte zu seinen Begleitern: „Ich danke euch für die gute Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben; aber ich muss nun durch diese Tür gehen, denn die krebskranken Kinder warten auf mich. Euch allen danke ich; auch den Seminaristen, die ich nicht extra genannt habe, für die aber alles gilt, was ich gesagt habe. Und wenn einige unter ihnen sich nicht für diesen Weg begeistern können, dann ist für sie noch Zeit, sich eine andere Arbeit zu suchen, zu heiraten und eine gute Familie zu gründen.“ http://www.zenit.org/de/articles/franzis...dorrt-die-seele
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