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  • 27.12.2015 00:42 - Worte, die für sich stehen...Anne Frank,
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Worte, die für sich stehen


Um die Tagebücher der Anne Frank, dem vielleicht wirkmächtigsten Zeitzeugnis der NS-Judenverfolgung, tobt derzeit über mehrere Länder hinweg ein Urheberrechtsstreit, der angesichts des nahenden Jahreswechsels mit jedem Tag heftiger wird. Grund dafür ist der Tod der 15-Jährigen im Jahr 1945. Bücher sind nur 70 Jahre lang für die Erben der Rechte geschützt, ab dem Jahr 71 ist das Werk gemeinfrei.

Nur noch die verbleibenden Tage bis zum Jahreswechsel ist der Anne-Frank-Fonds zweifelsfrei Alleininhaber der Rechte. Seit der Gründung des Fonds fließen alle Profite aus der Publikation der Bücher in weltweit 70 Sprachen in Projekte zur Kinder- und Jugendhilfe und zur Erziehung gegen Rassismus. Zudem wacht die Stiftung über möglichen Missbrauch der Tagebücher. An beidem will sie festhalten und sieht sich deshalb offenbar zu einer fragwürdigen Argumentation gezwungen.


Fonds sieht Werk bis mindestens 2051 geschützt
Der Fonds wurde von Anne Franks Vater Otto gegründet. Er überlebte als einziges Familienmitglied den Holocaust und bekam die Tagebücher nach dem Ende der Nazi-Herrschaft von seiner vormaligen Sekretärin Miep Gies ausgehändigt, die die vierköpfige Familie Frank mit vier anderen Menschen ab dem Sommer 1942 zwei Jahre lang in Amsterdam verstecken half - bis das Versteck von bis heute unbekannten Kollaborateuren dem österreichischen SS-Mann Karl Silberbauer verraten wurde.

Tagebücher der Anne FrankAPA/dpa
Originalseiten aus Anne Franks Tagebüchern

Otto Frank starb 1980 in der Schweiz. Darauf baut nun der Anne-Frank-Fonds seinen Versuch auf, die Oberhoheit über die Tagebücher zu behalten: Der Fonds argumentiert, Otto Franks Beitrag zu den Tagebüchern in ihrer publizierten Form sei so groß, dass er als Mitautor zu sehen sei und ihm deshalb auch ein eigenes Urheberrecht zustehe. Soll heißen: Über das Copyright auf die Tagebücher braucht man aus der Sicht des Fonds frühestens im Jahr 2051 diskutieren, 70 Jahre nach dem Tod von Otto Frank.

Erst durch Otto Frank „lesbar“ gemacht?
Der Fonds widmete dem Urheberrechtsschutz der Tagebücher eine eigene Website. Dort wird insistiert, erst Otto Frank habe aus Annes Aufzeichnungen „lesbare Bücher“ gemacht. An anderer Stelle wird darauf hingewiesen, dass auch die Übersetzungen jeweils ihr eigenes Urheberrecht hätten. Einige der Übersetzer - darunter für die deutschsprachige Ausgabe die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin Mirjam Pressler - seien noch am Leben, womit ein Übergang der Tagebücher in noch weitere Ferne rücke.

Dass es Neuübersetzungen braucht, ist auch jenen bewusst, die die Tagebücher schon am 1. Jänner veröffentlichen wollen, etwa dem französischen Kommunikationswissenschaftler Olivier Ertzscheid, der bereits bewusst illegal das niederländische Original im Internet veröffentlichte, um „eine Diskussion anzustoßen“, wie er zuletzt gegenüber der britischen Zeitung „Guardian“ sagte. Zum Jahreswechsel will er eine französische Neuübersetzung der Tagebücher ins Netz stellen.


Anne Frank


„Alle Argumente des Anne-Frank-Fonds’ sind falsch und rechtlich unzutreffend“, so der stets um Medienpräsenz bemühte Ertzscheid, der sich seit Jahren für ein „freies Internet“ starkmacht. Ebenfalls in Frankreich will auch die Grünen-Abgeordnete Isabelle Attard die Tagebücher im Original per 1. Jänner frei verfügbar machen. Die Nachfahrin von Holocaust-Überlebenden argumentiert das aber mit dem erlöschenden Urheberrecht von „Mein Kampf“.

Auch Adolf Hitler starb 1945, auch das Copyright an seiner Hetzschrift „Mein Kampf“ erlischt damit zum Jahreswechsel. Attard verteidigte in diesem Zusammenhang ihre Pläne für eine Veröffentlichung der Tagebücher auf ihrer Website. Den Gedanken, dem „Missbrauch von publizistischen Freiheiten“ durch Rechtsradikale ab Jahreswechsel nichts entgegensetzen zu können, bezeichnet sie als „unerträglich“ und sieht Anne Franks Tagebücher als nötiges Gegengewicht dazu.

Wenn die Mutter die Tochter zum Nazi-Flirt ermutigt
Einer der Hauptschauplätze der Debatte ist auch deshalb Frankreich, weil dort bereits der Verlag Fayard seine Neuauflage von „Mein Kampf“ ankündigte und damit eine breite Debatte auslöste. Dabei geht es nicht um die Frage der Publikation allein. Fayard ist immerhin eine 100-Prozent-Tochter des Großverlags Hachette/Lagardere, und es stellt sich die Frage, ob der Verlagsmulti damit Rechtsradikale als gerngesehene Kundschaft willkommen heißt. Versprochen wird allerdings eine kommentierte Ausgabe.


Anne Frank im Jahre 1940

Der Versuch, Unbelehrbare zu belehren
Ohnehin war das Buch durch eine Rechtslücke seit 1934 ununterbrochen im Programm eines französischen Kleinverlags, der pro Jahr nur zwei Dutzend Exemplare davon absetzte. Auf Deutsch wurde das Buch seit 1945 nicht mehr aufgelegt - auch das dank dem Urheberrecht, dessen Wahrung noch bis Jahresende allein dem Freistaat Bayern obliegt. Im Jänner will das Münchner Institut für Zeitgeschichte rechtsradikalen Wildpublikationen mit einer kommentierten Ausgabe des Hitler-Buches zuvorkommen.

Auch über die kommentierte deutsche Ausgabe wird gestritten. Und das wohl ebenso vergeblich wie über Anne Franks Tagebücher. Denn jene, die es am Dringendsten nötig hätten, wird ohnehin nichts umstimmen: Einschlägig belastete Kreise ereifern sich schon jetzt im Netz über die „Verstümmelung“ und „Verfälschung“ des Buchs durch „Gesinnungsterroristen“. Allen anderen müssten eigentlich Hitlers Worte allein reichen, um sich ein Bild zu machen.

Viel zu wenige Leser nach Churchills Geschmack
Unter jenen, die sich für die größtmögliche Verbreitung von „Mein Kampf“ einsetzten, war schon Winston Churchill. Der britische Staatsmann schrieb, er hätte sich gewünscht, dass möglichst viele Menschen zum frühestmöglichen Zeitpunkt (ab 1925) Hitlers Buch wirklich gelesen hätten. Sei es doch „geschwollen, geschwätzig, unförmig, aber bedeutungsschwanger in seiner Botschaft“ - und beinhalte auch den Plan, alle Juden ausrotten zu wollen, weil sie der „Todsünde des Pazifismus“ schuldig seien.

„Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß“, hielt Hitler in seinem Buch zudem mit der Bewertung der eigenen Anhänger nicht hinter dem Berg. Das Mädchen Anne Frank schrieb dagegen in einem seiner letzten Tagebucheinträge: „Wie schön und gut würden alle Menschen sein, wenn sie sich jeden Abend vor dem Einschlafen die Ereignisse des ganzen Tages vor Augen führten und überlegten, was gut und was schlecht gewesen ist.“
http://orf.at/stories/2311390/2311391/
Lukas Zimmer, ORF.at

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Wohl früher als gedacht gestorben

Der 4. August 1944 ist ein sonniger Tag. Kurz nach 10.00 Uhr hält ein Auto in der Prinsengracht 263 in Amsterdam, SS-Oberscharführer Karl Silberbauer und holländische Polizisten in Zivil steigen aus. Ihr Ziel: das Hinterhaus. Verborgen hinter einem Bücherregal führt eine steile Stiege in das Versteck von acht Menschen, darunter auch das jüdische Mädchen Anne Frank.

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Drei Tage vor dem Verrat des Verstecks und der Verhaftung schreibt die 15-jährige Anne zum letzten Mal in ihr Tagebuch. Etwa sechs Monate später ist sie tot. Sie stirbt im Konzentrationslager Bergen-Belsen an Flecktyphus, nur wenige Wochen vor der Befreiung am 15. April 1945. Über das Leben im Versteck wissen wir durch Annes Tagebücher viel. Doch was in den Monaten nach der Verhaftung geschieht, ist kaum bekannt. Im Auftrag der Amsterdamer Anne-Frank-Stiftung machten sich Historiker auf Spurensuche.

Familie in Auschwitz getrennt
Doch 70 Jahre später ist das schwierig. Zumal die deutsche Leitung des KZ Bergen-Belsen fast alle Unterlagen vernichtete. Und britische Soldaten verbrannten nach der Befreiung alle Baracken. Doch mit Hilfe von Archiven und Erinnerungen ehemaliger Häftlinge konnten die Historiker Annes letzte Monate skizzieren.

Die Familie Frank wird am 3. September mit dem letzten Transport aus dem niederländischen Deportationslager Westerbork nach Auschwitz gebracht. Anne, ihre Schwester Margot und Mutter Edith werden von Vater Otto getrennt. Die Frauen leisten schwerste Zwangsarbeit, durchstehen stundenlange Zählappelle, leiden unter Hunger und Gewalt. Am 30. Oktober müssen sie sich mit Hunderten Frauen erneut auf einem „Appellplatz“ versammeln. Anne und Margot werden für die Zwangsarbeit in der deutschen Kriegsindustrie ausgewählt. Sie sehen ihre Mutter zum letzten Mal.

„Sie war da schon ein Skelett“
In einem Viehwaggon werden die Mädchen abtransportiert und erreichen am 3. November Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide. Es ist kalt, regnet, die Mädchen sind viel zu dünn gekleidet. Bewaffnete Wärter mit Hunden treiben die Häftlinge an. Immer wieder fallen Schüsse. Das Lager ist bereits übervoll. Auf dem Platz stehen Zelte ohne Licht und mit primitiver Wasserversorgung. Die Häftlinge liegen auf völlig verlausten Strohballen. Wenige Tage später zerstört ein heftiger Sturm die Zelte. Panik bricht aus, überall liegen Tote und Verletzte.

In Bergen-Belsen treffen Anne und Margot Bekannte aus Amsterdam und früheren Lagern. Nanette Blitz zum Beispiel sieht ihre frühere Schulkameradin Anne im Dezember 1944 zufällig. „Sie war da schon ein Skelett“, erinnert sie sich später. „Sie war in eine Decke eingehüllt. Sie konnte ihre eigenen Sachen nicht mehr anziehen, denn die waren voller Läuse.“ Immer neue Transporte erreichen das Lager. Es gibt kaum noch Essen und Wasser, Flecktyphus bricht aus. Täglich sterben mehr als 1.000 Menschen. Auch Margot und Anne werden krank, berichten Bekannte. Sie sehen im Jänner 1945 die ersten Symptome: Fieber, Hautausschlag.

„Ein gebrochenes Mädchen“
Doch Anne schleicht sich noch manchmal zu dem Zaun zwischen zwei Lagerteilen, wo Häftlinge Nachrichten austauschen. Dort trifft sie im Jänner ihre beste Freundin aus Kindertagen: Hanneli Goslar. Hier in der grausamen Wirklichkeit von Bergen-Belsen, so erinnert sich Hanneli später, war von dem lebenssprühenden Mädchen nichts mehr übrig. „Das war nicht dieselbe Anne, die ich gekannt hatte. Das war ein gebrochenes Mädchen.“

Anne leidet unter Hunger und ist davon überzeugt, dass ihre Eltern tot sind, sagte Hanneli Jahre später in einem Interview. „Ich denke immer, wenn Anne gewusst hätte, dass ihr Vater noch lebte, dann hätte sie mehr Kraft zum Überleben gehabt.“ Dreimal treffen sich die Freundinnen am Zaun, sehen können sie sich wegen großer Strohballen zwischen dem Stacheldraht nicht. Einmal wirft Hanneli Anne ein kleines Päckchen zu. Wahrscheinlich sind es Lebensmittel, die Hannelis Großmutter vom Roten Kreuz bekommen hatte.

Zum letzten Mal lebend gesehen am 7. Februar
Am 7. Februar endet die Spur, unwiederbringlich. Freundinnen und Bekannte werden in andere Lager geschafft. Das Rote Kreuz stellt später den 31. März als Annes Todestag fest. Das aber ist laut den Historikern unwahrscheinlich. Sie war im Jänner bereits an Flecktyphus erkrankt, die meisten Patienten sterben daran innerhalb von zwölf Tagen. Anne starb also vermutlich im Februar, kurz nach ihrer Schwester Margot. Genau wird man das nie wissen. „Eines Tages“, erinnert sich die ehemalige Mitschülerin Rachel van Amerongen, „waren sie einfach nicht mehr da.“
http://orf.at/stories/2311390/2311414/
Annette Birschel, dpa




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