Franziskus: Familien bringen Kinder zur Reife
29. Dezember 2015 by Papsttreuer Leave a Comment eigentümlich frei: Warum ich an Bord bleibe
Familien sind DAS Zukunftsthema der Gesellschaft. Allerdings anders, als sich manche Politiker das denken.
von Anonym (Kunstauktionshaus Schlosser) [Public domain], via Wikimedia Commons
Eigentlich ist es ganz einfach, wenn man nur mal zuhören und nachlesen würde. Die Familie ist der Nukleus jeder Gesellschaft, und damit dieser Nukleus für den Einzelnen wie für die Gemeinschaft funktioniert gibt es nur ein paar wenige, aber elementare, Regeln, die es einzuhalten gilt. Hält man sich daran, erhält man eine „funktionierende“ Familie, tut man das nicht, wird die Familie das, was man heute modern „dysfunktional“ nennt – und im großen Maßstab gilt das dann auch für die Gesellschaft.
Und was sollte für uns Christen bedeutsamer sein als das Beispiel Gottes selbst, das Beispiel, in welches Umfeld Gott seinen Sohn gesandt hat, um ihn von Kindheit an dort aufwachsen zu lassen? Ich habe dazu etwas in der Vorweihnachtsausgabe der „Tagespost“ geschrieben (für Online-Abonnenten hier nachzulesen), mit einem Vergleich zu aktueller Werbung, der deutlich macht, wie sehr die Sehnsucht nach einer guten Familie auch heute noch das Streben der Menschen prägt
. Eine meiner Kernaussagen dort: Wenn Gott Jesus in einer Familie gesteckt hat, in der alle Verantwortung übernehmen, in der jeder auch seine Rolle – Maria als Mutter, Josef als Vater – annimmt, wie kann man dann auf den Gedanken kommen, dass eine andere Konstellation – sei es eine Patchworkfamilie oder die frühe Unterbringung der Kinder in der Kita – für Kinder geeigneter sein könnte? Natürlich sind Abweichungen von der „idealen“ Familie nicht immer auszuschließen, aber Abweichungen der „Diskriminierungsfreiheit“ wegen zum Standard von Politik und Gesellschaftsentwicklung zu erheben, fügt eben dieser Gesellschaft am Ende Schaden zu.
Mit viel besseren Worten hat das am vergangenen Sonntag – dem Fest der Heiligen Familie – der Papst im Angelus ebenfalls deutlich gemacht, wenn er auf das Beispiel dieser Familie aus dem antiken Nazaret verweist (Zitate hier wie im folgenden von Zenit):
Aus dem Beispiel und dem Zeugnis der Heiligen Familie kann jede Familie wertvolle Anleitungen für den eigenen Lebensstil ziehen und Kraft und Weisheit für die Mühen des Alltags schöpfen. Maria und Josef lehren uns, die Kinder wie ein Geschenk Gottes aufzunehmen und bei ihrer Zeugung und Erziehung zu Mitarbeitern des wunderbaren Wirkens des Schöpfers zu werden, indem wir der Welt mit jedem Kind ein neues Lächeln schenken. In der geeinten Familie bringen die Kinder ihr Leben zur Reife, indem sie die wichtige und nachhaltige Erfahrung der kostenlosen Liebe, der Zärtlichkeit, der gegenseitigen Achtung, des Verständnisses, der Vergebung und der Freude machen.
Die kleine aber feine Nebenbedingung steht direkt am Anfang des Liste dessen, was Kinder in der Familie lernen: in der „geeinten Familie“! Das bedeutet nicht, dass es in Familien immer konfliktfrei zugehen muss; ich stelle mir manchmal vor, dass es auch im Hause Josefs ab und zu ein Donnerwetter gegeben hat, wenn mir auch nicht recht einfallen will, was Jesus als kleines Kind wohl angestellt haben mag, dass ihn seine Eltern früh ins Bett geschickt haben.
Aber gerade Maria und Josef haben bereits seit der Verkündigung Jesu deutlich gemacht, was es heißt, Verantwortung füreinander zu tragen, Verantwortung auch zu übernehmen, wenn man eigentlich gar nicht verantwortlich ist – wie groß ist dabei auch das Beispiel meines Lieblingsheiligen Josef, der sich Maria und Josef und all der Widrigkeiten annimmt, und doch eigentlich ein recht bequemes Leben in Nazaret hätte führen können?
Dass die Fetzen fliegen ist also kein Widerspruch zu einer „geeinten“ Familie, die sich dann aber eben dadurch auszeichnet, was sie den Kindern vermittelt: „Die wichtige und nachhaltige Erfahrung der kostenlosen Liebe, der Zärtlichkeit, der gegenseitigen Achtung, des Verständnisses, der Vergebung und der Freude“. Eine Familie, in der sich jeder bemüht, genau diese Geschenke zu machen, kann doch am Ende wohl kaum scheitern, schon gar nicht mit Gottes Hilfe: Zu Beginn die Liebe, die bedingungslos geschenkt wird, nicht für Leistungen oder Wohlverhalten sondern einfach, weil der andere geliebt ist und diese Liebe verdient, und am Ende der Liste Vergebung und Freude, die geschenkt wird, und die man sich auch selbst als Mitglied der Familie schenkt.
Vielleicht kann man in der Tat die echte Freude als das Ergebnis all dieser Bemühungen und Anstrengungen, die sie auch sein können, sehen. Wie es der Papst beschreibt:
Ich will ganz besonders bei der Freude verweilen. Die echte Freude, die man in der Familie erlebt, ist nichts Zufälliges, kein Glücksfall. Diese Freude entspringt der tiefen Harmonie zwischen den Menschen. Dank dieser Harmonie spüren wir die Schönheit des Zusammenseins und des gegenseitigen Beistands auf unserem Lebensweg. Aber an der Wurzel der Freude ist immer die Gegenwart Gottes, seine aufnehmende, barmherzige und geduldige Liebe für alle.
Wenn man die Türen der Familie nicht für Gott und seine Liebe öffnet, verliert die Familie ihre Harmonie, nimmt der Individualismus überhand, erlischt die Freude. Eine Familie hingegen, die in der Freude lebt – in der Freude des Lebens und des Glaubens – teilt diese auch spontan mit und wird zum Salz der Erde und Licht der Welt, ist ein Sauerteig für die ganze Gesellschaft.
Interessant ist daran nicht nur die Frage der Beziehung der Familie und ihrer Mitglieder zu Gott sondern auch die des Individualismus, der in einer Familie in der Tat fehl am Platz ist. Eine Familie funktioniert nicht auf Basis von Egoismen, auch wenn das nicht bedeuten muss, dass jeder nur die Interessen des anderen im Sinn haben muss.
Eine Familie wird mit der Liebe zu Gott und zueinander zu einer Art neuem Individuum, einer Einheit, die auch in der Gesellschaft produktiv wird. Die in der Familie erworbene Freude strahlt in die Welt aus, die in der Familie erlernte Liebe, Zärtlichkeit (ein Begriff, den Papst Franziskus immer wieder verwendet), Achtung, das Verständnis und die Vergebung werden in der Welt wirksam. Das unterscheidet auch eine christlich geprägte von einer materialistisch oder utilitaristisch geprägten Gesellschaft. Und das ist es, was die funktionierende Familie auch für ein funktionierendes gesellschaftliches Miteinander nicht nur wertvoll sondern notwendig macht.
Noch einmal: Das Bild der geeinten Familie lässt sich leider nicht immer erreichen. Es ist auch nicht so, als ob Kinder aus Familien, die ein solches Zusammenleben nicht hinbekommen haben, liebesunfähige Menschen wären. Aber das Idealbild der Familie zu schleifen, damit sich ja niemand zurückgesetzt vorkommt, Patchwork-Konstellationen zum Standard zu erheben und die Kita-Betreuung von Einjährigen zu propagieren statt die klassische Familie zu unterstützen, verhindert im Zweifel die notwendigen Erfahrungen, von denen der Papst spricht. Kostenlose
Liebe, Zärtlichkeit, gegenseitige Achtung, Verständniss, Vergebung und Freude sind eben nicht zufällig nicht die Kernkompetenzen der Erziehung einer öffentlichen Einrichtung. Das funktioniert in Reinform nur in einer Familie – da gehören die Kinder hin, zu ihrem eigenen Wohl, zum Wohl der Familie und letztlich auch zum Wohl der Gesellschaft! http://papsttreuerblog.de/2015/12/29/fra...nder-zur-reife/
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