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  • 29.12.2015 22:42 - Menschen, bei denen ich mich zuhause wusste“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Menschen, bei denen ich mich zuhause wusste“


Kirche St. Johannes in Pentling, bei Regensburg Quelle: WIKIMEDIA COMMONS,
2015 in Regensburg veröffentlicht: die Pentlinger Predigten Kardinal Ratzingers

Redaktion | 29. Dez | Bistum Regensburg | Benedikt XVI. | Regensburg | 73

2015 sind in Regensburg die Predigten erschienen, die Kardinal Ratzinger in den 1980er- und 1990er-Jahren in der Kirche St. Johannes in Pentling, seinem Wohnort vor den Toren Regensburgs, gehalten hat. Der Band bei Schnell & Steiner umfasst 80 Seiten und enthält zehn Predigten. Fundamentaltheologe Prof. Dr. Josef Kreiml nimmt sie in den Blick:

In seinem Vorwort betont Benedikt XVI., dass das Lesen der Tonbandnachschriften für ihn „zu einer Wanderschaft des Herzens in schöne vergangene Tage hinein“ geworden ist. Dabei sei vor ihm „das Glauben, Beten und Singen der Menschen, bei denen ich mich zuhause wusste“, wieder aufgestiegen. Der emeritierte Papst verbindet mit dem Buch die Hoffnung, dass es den Lesern helfe, das Evangelium „zu verstehen und zu leben“.

Die erste Predigt „Das rechte Stehen vor Gott ist aller Mühe wert“ hat der Kardinal am 21. Sonntag im Jahreskreis 1986 anlässlich der Segnung des Missionskreuzes gehalten (S. 9-15). Er verweist dabei auf die russische Exilantin Tatjana Goritschewa, die lebendig und dramatisch geschildert hat, dass viele Menschen in Russland, die die ganze atheistische Erziehung durchschritten haben, „plötzlich neu das Gesicht Jesu Christi entdecken“. – Der zweite Text gibt die Homilie wieder, die Kardinal Ratzinger am 31. Mai 1987 anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Pentling an ihn gehalten hat („Was Pfarrgemeinde und politische Gemeinde zusammenhält“; S. 17-23): Er erinnert daran, dass wir in den grundlegenden Dingen immer wieder neu beginnen müssen; „es versteht sich nicht von selbst, dass die nächste Generation wieder Kirche ist“. Wir können nicht alles selbst machen, sondern müssen wieder glauben lernen, dass es den Herrn wirklich gibt und dass er wirklich handelt in dieser Welt. Damit Kirche werde, „ist Versammlung um den eucharistischen Herrn notwendig“. Das „kann Opfer kosten“, denn oft möchte man seinen eigenen Dingen nachgehen. Auch eine politische Gemeinde kann nur leben, wenn es in ihr gemeinsame tragende Werte gibt. Auch in ihr muss es Wurzeln geben, „die tiefer reichen als der Alltag“. Eine politische Gemeinde kann nur leben, „wenn sie den Sinn des gerechten Miteinander hat“.

„Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“

Die dritte Predigt (S. 25-29) hat der Kardinal am 21. Sonntag im Jahreskreis 1989 (Lesejahr C) gehalten („Jenseits von Ängstlichkeit und Selbstsicherheit: der Weg geduldigen Mühens“): An Jesus wird die Frage gerichtet: „Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“ Kardinal Ratzinger zeigt, dass hinter dieser Frage oft Selbstgerechtigkeit, Unsicherheit und Kalkül stecken. Wenn wir uns unter die Augen Gottes und unter das Maß seines Wortes stellen, werden wir sehen, „dass es Bemühung braucht“. – Die Homilie vom 18. August 1991 ist dem Thema „Die Eucharistie – unser ,wesentliches‛ Brot“ (S. 31-37) gewidmet: Wenn das Gerücht aufkäme, dass irgendwo Gott zu sehen sei, würden Touristenströme einsetzen. „Nun aber ist er immerfort da, ganz still und ohne Lärm zu machen in seiner göttlich einfachen und gütigen Weise. Und unsere Antwort ist doch weithin Gleichgültigkeit. Die Kirchen werden leerer.“ Haben wir mit dem Herzen gelernt, was Eucharistie ist? Der Mensch hungert im Letzten nicht nach der ewigen Zerstreuung, sondern nach der „großen, inneren Sammlung“.

Die – bereits 1997 veröffentlichte – fünfte Predigt vom 31. Juli 1994 (S. 39-45) hat der Kardinal anlässlich einer Glockenweihe gehalten („Klang-Zeichen des Ewigen“): In vielen Großstädten der Welt mit ihren Hochhäusern stehen die Kirchtürme oft wie Zwerge daneben. Aber die Städtebauer haben herausgefunden, dass in der eintönigen Wüste der Hochbauten Inseln der Menschlichkeit, Zeichen des Beisammenseins und der Versammlung, des Geborgenseins nötig sind. Die Hochbauten zeigen die Macht der Erde. Wenn wir die Symphonie der Glocken hören, spüren wir etwas von Geborgenheit, vonFriede, von Menschlichkeit.

Streit der Weltgeschichte: zwischen Hochmut und Demut!

Am 22. Sonntag im Jahreskreis 1995 hat der Kardinal über „den ersten und den letzten Platz“ (S. 47-53) gesprochen: Der große Streit der Weltgeschichte findet statt zwischen Hochmut und Demut. Dem Prinzip Hochmut stellt Christus das Prinzip des Einander-gut-Seins und des Sich-annehmen-Lassens von Gott entgegen.

Über „Geist und Freiheit – Freiheit und Bindung“ (S. 55-59) hat Joseph Ratzinger am Vorabend des Pfingstfestes 1996 gepredigt: Freiheit ist nur dort lebbar, wo die rechte Ordnung der Freiheiten, die uns nur Gott geben kann, geachtet wird. Die Gemeinschaft mit Christus durch den Heiligen Geist schenkt Einheit, Offenheit und Weite.

Am 18. Sonntag im Jahreskreis 1998 hat der Kardinal zum Thema „Nur der Gute macht die Güter wahrhaft gut“ (S. 61-65) gesprochen. Er ruft dazu auf, nach der Quelle des Guten, Gott, Ausschau zu halten. Wenn die Frage des Guten in die Beliebigkeit eines jeden Einzelnen gestellt ist und wenn die sittlichen Wertungen, wenn Gott selbst als eine Sache der Beliebigkeit erscheint, sind die Güter aufs Höchste gefährdet. Aus dem leer gewordenen Herzen brechen dann Neid und Gewalt hervor.

Die neunte Predigt (S. 67-73) wurde am Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel 1999 gehalten: Der Hochmut ist der eigentliche Gegensatz zum Glauben. Er verhindert den Glauben, die Liebe und die Ehrfurcht vor Gott. Die Kirchenväter haben gesagt, der Hochmut sei die eigentliche Sünde aller Sünden.

Die Kirche ist „kein Selbstbedienungsladen“

Die letzte Predigt der vorliegenden Textsammlung (S. 75-80) hat der Kardinal am 21. Sonntag im Jahreskreis 1999 zum Thema „Die Schlüssel des Himmelreiches“ gehalten: Die Kirche ist „kein Selbstbedienungsladen“, in dem sich jeder heraussucht, was er für heute noch als passend ansieht. Jesus gibt Petrus und mit ihm der Kirche die Vollmacht, zu lehren und zu leiten, d. h. zu sagen, was der Herr von uns will. Schlüsselgewalt bedeutet „zuerst Lehrvollmacht, Auftrag und Vollmacht, aufzuschließen, was der Herr uns an Erkenntnis gibt“.

Diese Homilien zeigen, dass der große Theologe Joseph Ratzinger auch ein begnadeter Prediger war und ist. Den Verantwortlichen des Institutes Papst Benedikt XVI. in Regensburg ist zu danken, dass sie diese zehn Texte – mit neun farbigen Bildmotiven sehr ansprechend illustriert – der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und damit das Gesamtwerk Joseph Ratzingers um eine wertvolle Facette erweitert haben. Die Publikation beweist, dass „Dogma und Verkündigung“ – ein Buchtitel des papa emerito – in der Person des Predigers eine großartige Synthese gefunden haben. Prof. Dr. Josef Kreiml

Joseph Ratzinger, Pentlinger Predigten, 80 Seiten, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2015, ISBN 978-3-7954-3017-7, 12,95 Euro.
http://www.zenit.org/de/articles/mensche...&utm_term=Image
(Quelle: Webseite des Bistums Regensburg, 28.12.2015)



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