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  • 20.01.2016 00:23 - Syrien: Bischof erhofft nichts von Genfer Friedenstreffen
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Syrien: Bischof erhofft nichts von Genfer Friedenstreffen


Bischof Antoine Audo - AFP

19/01/2016 12:52SHARE:

Der chaldäische Bischof von Aleppo erhofft sich nichts von der bevorstehenden Friedenskonferenz zu Syrien, die am 28. Januar in Genf stattfinden soll. Die derzeit zu beobachtenden Gewaltexzesse in Syrien auf allen Seiten seien ein gezielter Vorwand, um bei den Verhandlungen eine diplomatische Lösung zu torpedieren, sagte Bischof Antoine Audo im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Wir können sagen, dass heute das schlimmste, was es in Syrien gibt, diese Logik der Gewalt ist, die von jeder Gruppe legitimiert wird. Ich denke, viele Leute wollen mit dieser Gewalt weitermachen, besonders jetzt vor dem Treffen von Genf am 28. Januar (wenn zum dritten Mal Vertreter der syrischen Regierung und der Opposition zu Friedensverhandlungen zusammenkommen, Anm. der Red.). Sie steigern ihre Gewalt, um dann sagen zu können, es gibt keine politische Lösung des Problems, sondern wir müssen mit dem Krieg weitermachen und die Logik der Gewalt bedienen. Die Dinge werden sich so wie bisher fortsetzen, wenn nicht eine internationale Autorität auftritt, die dazu in der Lage ist, die Gewalt zu beenden.“

Hintergrund von Bischof Audos Aussage ist das jüngste Massaker des sogenannten „Islamischen Staates“ gegen Zivilisten in der ostsyrischen Stadt Deir ez-Zor. Dort sollen die Angehörigen der Terrormiliz mehr als hundert Menschen getötet haben, nach staatlichen syrischen Angaben sogar deutlich mehr: die Agentur Sana spricht von 300 Toten, die Hälfte davon geköpft, andere gekreuzigt, sowie mindestens 400 Entführten. Der Bischof von Aleppo begründet seine Skepsis bezüglich der Staatengemeinschaft mit einer Reihe von Eigeninteressen.

„Sie reden von Frieden, aber in Wirklichkeit sind da wirtschaftliche Interessen auf höchster Ebene wie etwa das Interesse daran, Waffen zu verkaufen. Und so geht der Krieg weiter. Es gibt keine echte Entschlossenheit, Frieden zu erlangen, das ist unser Eindruck von innerhalb Syriens. Dieser Kampf, auch zwischen Sunniten und Schiiten auf regionaler Ebene, ist verflochten mit Interessen sei es aus Saudi-Arabien und der Türkei, sei es aus dem Iran.“

Die verbliebenen syrischen Christen „beten und tun alles, um einen Geist der Versöhnung und des Friedens zu ermutigen“, fuhr Audo fort, der auch Präsident der syrischen Caritas ist. „Aber seit fünf Jahren sind die Dinge für uns einfach schrecklich.“

Indessen hat sich zumindest für die äußerst kritische humanitäre Lage in mehreren Städten Linderung eingestellt: am Montag sind in vier besetzten Städten Syriens dringend benötigte Hilfslieferungen aus Essen, Medizin und Diesel eingetroffen. Das haben die UNO und das Internationale Rote Kreuz vermeldet. Hunger ist in den vergangenen Jahren in Syrien zu einer der verheerendsten Kriegswaffen geworden. Die UNO hat zu Spenden aufgerufen, rund acht Milliarden US-Dollar werden für Syrien und die Syrer benötigt. 20 Millionen Syrer im und außerhalb ihres Landes leben unter schwierigen bis lebensbedrohlichen Bedingungen.

„Es gibt zwei Realitäten: die der Gewalt und die der Unsicherheit, weswegen man kein normales Leben und keine Arbeit mehr haben kann. Alle Menschen sind verarmt, besonders di innerhalb Syriens. Ein Ingenieur mit großer beruflicher Verantwortung hat mich um Essenspakete für 200 Familien von Ingenieuren in Aleppo gebeten, weil sie nichts mehr haben, keine Arbeit, kein Essen, kein Geld. Und wenn schon die Ingenieure nicht mehr leben können, kann man sich ausmalen, wie es armen Familien ohne Bildung und ohne Mittel geht. So ist es in ganz Syrien.“

Die Christen hätten in dieser Lage zum einen dieselben Schwierigkeiten wie alle anderen auch, sagte Bischof Audo. Zugleich seien sie feindlichen Attacken besonders ausgesetzt.

„Bewaffnete Gruppen können Christen leicht attackieren, weil die Christen ohne Schutz sind. Das trägt dazu bei, dass diese fanatischen Gruppen intern und regional einen wichtigen Sieg erringen. Hinzu kommt, dass die Christen international eine freie Gruppe sind, und wenn es den Kämpfern gelingt, sie aus dem Land zu drängen, ist das ein weiterer Sieg für sie. Denn so beenden sie eine bestimmte Form des Widerstands, einen Widerstand der Moral, des Zusammenlebens, des Akzeptierens von Unterschieden. Die Christen sind nicht zahlreich. Und so ist es leicht, sie mit irgendwelchen Mitteln dazu zu bewegen, das Land zu verlassen.“
(rv 19.01.2016 gs)



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