Afrika an Europa: "Haben keine Lehren zu erteilen, aber einen Glauben zu verteidigen"....aus meinem Newsletter... Wie sieht die Kirche in Afrika eigentlich Europa und seine Situation? Antworten eines Professors und Priesters aus Benin
Afrikanische Priester in Rom am 9. November 2015 Foto: CNA/Daniel Ibanez
Von CNA Deutsch/EWTN News
AM (CNA Deutsch).- In wenigen Tagen reist Papst Franziskus nach Afrika. Doch längst ist die Weltkirche – und so mancher deutscher Theologe – aufmerksam geworden auf diesen Kontinent, auf die Lebendigkeit des Glaubens dort, und auf das starke Zeugnis der Katholiken seiner Länder. Das hat auch die Familiensynode mehrfach gezeigt, wie CNA berichtete. Aufsehen erregt hatte etwa der Priester und Professor Edouard Ade mit seiner Warnung vor “Trojanischen Pferden”, über die das “Vatican Magazin” berichtete.
Aber wie sieht die Kirche Afrika eigentlich sich selbst? Wie sieht sie Europa und seinen Glauben? Und die Situation nach der Synode?
Professor Ade hat Antworten auf diese Fragen. Der Priester der Erzdiözese Cotonou in Benin ist Soziologe und Theologe, Generalsekretär der Westafrikanischen Katholischen Universität und Leiter des dortigen Forschungszentrums Notre Dame de l’Inculturation. Der Geistliche hat Doktorgrade der Sorbonne in Paris und der Gregoriana in Rom. Auf der Website seines Institutes hat er den Text veröffentlicht, den wir in deutscher Übersetzung hier dokumentieren.
Afrika hat keine Lehren zu erteilen, aber einen Glauben zu verteidigen
„Ein Ferkel fragt die Sau, warum sie einen so ausgeprägten Rüssel hat. Und die Sau antwortet: ‚Mein Kleiner, wenn du groß bist, wirst du das verstehen.“ (Westafrikanisches Sprichwort). Müßte man die Aussagen, die Kardinal Godfried Danneels in seinem Interview „Die Reform der Kirche und die ‚apostolischen Leiden‘ des Franziskus“ (vollständiger Text) zu Afrika gemacht hat, in einem Bild zusammenfassen, ist es das, was man im wesentlichen dazu sagen kann. Vielleicht ist es besser, den Alt-Erzbischof von Malines-Brüssel selbst zu Wort kommen zu lassen:
Der kritische Blick eines europäischen Prälaten auf Afrika
„Manche afrikanischen Bischöfe sagen uns: ‚Ihr seid Heiden. Ihr habt alles ausgelöscht. ‘ Ich aber erinnere mich, daß Belgien einmal sehr viele Berufungen hatte und man sehr große Seminare und Noviziate baute, bis in die 60er Jahre hinein. Die christlichen Familien taten alles, um den Kindern den Sinn der Zugehörigkeit zur Kirche zu vermitteln. Doch dann sahen sie, daß der Glaube der Kinder im Alter zwischen 17-20 erlosch. Und es war für sie eine Verletzung, ein großes Leiden. Kann man sagen, daß es ihre Schuld war, daß die Eltern keine anständigen Christen waren? Nein, so liegen die Dinge nicht. Christ zu werden und im Glauben treu zu bleiben, dies bleibt ein Geheimnis und ist nicht die Wirkung irgendwelcher Bildungs- oder soziologischen Mechanismen. Und dann kommt mir in den Sinn, daß die Reden über die ‚soliden‘ Kirchen, die den übrigen Katholizismus retten sollen, vor allem dazu dienen, Kirchenpolitik zu machen. Was an diesen Reden auffällt, ist ihre Abstraktion.“
Und der Prälat präzisiert, von welcher Abstraktion er spricht:
„Die europäischen Kirchen wurden von Phänomenen der Säkularisierung heimgesucht, die auch eine Entwicklung des Individualismus verursacht haben. Aber derselbe Individualismus kann früher oder später auch Afrika erreichen: das Phänomen, an sich selbst als Individuum zu denken, nicht nur als Teil einer Gruppe, einer Gemeinschaft oder einer Masse. Es ist möglich, daß diese Krise, die wir gehabt haben, auch dort ankommen wird, mit allem, was dazugehört. Vielleicht werden sie in Afrika eines Tages eine Situation erleben können, die der unseren ähnlich ist. Und dann werden sie uns vielleicht anrufen um zu erfahren, wie wir uns verhalten haben. Um einen guten Rat zu erhalten.“
Zu Beginn der Synode brachte ein deutscher, Kardinal Kasper nahestehender Theologe seine Gereiztheit über die Stellungnahmen der afrikanischen Bischöfe auf der Synode zum Ausdruck und erklärte, Afrika habe den anderen keine Lektionen zu erteilen, wenn es nicht bereit sei, selbst welche entgegenzunehmen. Im polemischen Kontext der „Medien-Synode“ verdiente diese Bemerkung eigentlich keine weitere Beachtung. Aber das, was nun von Kardinal Danneels gesagt worden ist, verlangt nicht nach einer Antwort, sondern nach einer Erklärung, die wir aus der Verpflichtung zur Wahrheit heraus in Demut vorlegen wollen.
Die Zurückhaltung der afrikanischen Bischöfe nach der Synode
Seit dem Ende der Synode und trotz der gegensätzlichen Interpretationen der Relatio Synodi, haben sich nur wenige afrikanische Bischöfe zu Wort gemeldet. Der Grund: Liegt er darin, daß sie nun alle wieder zu ihren sehr in Anspruch nehmenden seelsorgerischen Aufgaben zurückgekehrt sind? Liegt er darin, daß sie es leid sind, als „Papstgegner“ eingestuft zu werden? Beides könnten Gründe sein. Tatsächlich vermuten wir aber als Grund für ihre Haltung ein geschätztes Prinzips afrikanischer Weisheit: was die afrikanischen Synodenväter ihren Brüdern im Bischofsamt zu sagen hatten, haben sie gesagt. Der Heilige Vater hat es gehört. Sie haben nicht mehr viele Kommentare zu geben. Sie warten und beten, der Heilige Vater möge uns allen sagen, was der Geist des Herrn ihm eingeben wird. Es ist nicht ihre Aufgabe, Druck zu machen. Sie haben nicht die Kultur des Druckausübens. Aber während sie sich auf diese Weise der traditionellen Weisheit fügen, hindern sie nicht Theologen, Geistliche und gläubige Laien daran, in der Debatte Position zu beziehen. Sie werden wieder sprechen, wenn der Moment des Wortes gekommen ist. Und dieses Wort kann durchaus wieder Schweigen sein. Sagt nicht ein Meister der antiken griechischen Weisheit: „Sprich, wenn Du Worte hast die stärker als die Stille sind, andernfalls, schweige.“ (Euripides)?
Afrika, die Zukunft der Kirche?
Zum Drama, das Europa derzeit durchlebt, hat sich ein Bischof aus Benin geäußert, der die tiefe Haltung aller seiner afrikanischen Mitbrüder wiedergibt: „Der Apostel Paulus hat recht, wenn er sagt, daß da, ‚wo die Sünde mächtig wurde, die Gnade übergroß geworden ist‘. Wir [die Afrikaner] können hinzufügen, daß da, wo die christlichen Wurzeln reiche Frucht getragen haben, Satan, der Vater der Lüge, erbittert um die Zerstörung kämpft. Der Westen ist wirklich tief christianisiert worden, er hat große Heilige hervorgebracht, viele Märtyrer, berühmte Ordensgründer und –gründerinnen, eine beachtliche Zahl von Missionaren mit dem Ziel, den einzigen Herrn kennen und lieben zu lehren. Angesichts dieses Erfolges des Evangeliums rächt sich der Satan. Aber er wird nicht das letzte Wort haben.“ (Msgr. Pascal N’Koué, Erzbischof von Parakou, Benin) (vollständiger Text).
Afrika ist weit von der gefährlichen Versuchung entfernt, sich als Lehrmeister aufzuspielen. Es will schlicht und einfach den Glauben und die katholische Lehre verteidigen zum echten Heil der Seelen. Und seine Hirten stehen mit den Füßen fest auf dem Boden der Seelsorge. Möglich, daß Afrika sich nicht der rechten Mittel bedient. Es ist immer noch bereit, sich von seinen älteren Geschwistern belehren zu lassen, immer vorausgesetzt, diese verbleiben in dem von den Aposteln empfangenen Glauben!
hier geht es weiter http://de.catholicnewsagency.com/story/a...erteidigen-0203 Professor Edouard Ade
Beliebteste Blog-Artikel:
|