Nur „administrative Entscheidung“ zu Medjugorje – Kardinal Puljics Empfehlung an den Papst 28. Januar 2016 0
(Rom) Kardinal Vinko Puljic, Erzbischof von Sarajevo und Mitglied der Päpstlichen Untersuchungskommission, die beauftragt ist, das Phänomen Medjugorje zu studieren, erklärte, dem Papst „empfohlen“ zu haben, zu Medjugorje eine Entscheidung nur zu „administrativen“ Aspekten zu treffen, nicht aber zu den „Erscheinungen“ und Botschaften.
Die Pfarrei von Medjugorje, in der seit 35 Jahren sechs „Sehern“ regelmäßig die Gottesmutter Maria erscheinen soll, untersteht der Jurisdiktion des Bischofs von Mostar. Bischof Ratko Peric, wie auch sein Vorgänger Pavao Zanic (bis 1993), steht dem Phänomen Medjugorje mit großer Skepsis gegenüber. Bischof Zanic erklärte als zuständige kirchliche Autorität, daß die angeblichen Erscheinungen „nicht übernatürlichen“ Charakter hätten (non constat de supernaturalitate). Diese Entscheidung wurde 1991 von der damaligen Jugoslawischen Bischofskonferenz bestätigt und gilt noch heute.
Die Menschen haben „das Recht, auch nach Medjugorje zu gehen, um zu beten und Buße zu tun“, sagte Kardinal Puljic bereits im Dezember zur staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Agency (AA). Medjugorje „ist einer der größten Beichtstühle, nicht nur des Balkans, sondern von ganz Europa, und das muß bei der Entscheidung, die man treffen wird, irgendwie berücksichtigt werden“.
Kardinal Puljic empfahl daher dem Papst eine Entscheidung „ausschließlich“ über „administrative Aspekte“ zu treffen, „ohne auf die Frage der Erscheinungen“ einzugehen. „Wenn es sich um Visionen und Botschaften handelt, die noch geprüft werden, geht es bei der Kirche nicht schnell. Die Kirche hat es nicht eilig, gelangt aber immer zu einem Schluß. Ich bin nicht besorgt wegen der Haltung des Heiligen Vaters oder jener der Glaubenskongregation.“
Medjugorje Was die Pilger betreffe, so der Kardinal, gelte das bereits Gesagte: „Es ist wichtig, daß die Personen die nach Medjugorje gehen, für die Stärkung ihres Glaubens beten und getröstet nach Hause zurückkehren.“
„Salomonische“ oder „pädagogische“ Lösung?
Hinter den Kulissen findet im Vatikan seit Jahren ein Tauziehen rund um Medjugorje statt. Der Vatikan zeigte sich immer zurückhaltend, während einige Kirchenvertreter, darunter Wiens Erzbischof, Kardinal Schönborn, von der Echtheit des Phänomens überzeugt sind. Seit den 80er Jahren liegt von den zuständigen kirchlichen Stelle eine negative Entscheidung zu Medjugorje vor. Seither wird von Befürwortern damit argumentiert, Rom habe noch nicht darüber entschieden. Eine Entscheidung Roms ist allerdings kirchenrechtlich nicht notwendig vorgesehen. Die unter Medjugorje-Anhängern kolportierte Behauptung, Papst Johannes Paul II. und der damalige Glaubenspräfekt Joseph Kardinal Ratzinger hätten sich positiv zu Medjugorje geäußert, wurde 1998 von Kardinal Ratzinger schriftlich dementiert.
Am 6. Juni 2015 hatte der Papst auf dem Rückflug von Sarajevo selbst eine baldige Entscheidung in Aussicht gestellt. Geschehen ist seither aber nichts. Bereits Ende Juni ließ Andrea Tornielli, der päpstliche Hausvatikanist wissen, daß es eine Entscheidung erst „nach der Sommerpause“, vielleicht sogar erst „nach der Bischofssynode“ geben werde.
Im Tauziehen zeichnet sich seit Monaten eine „administrative“ Lösung ab. Ein Dekret liegt ausformuliert seit dem Frühjahr 2015 auf dem Schreibtisch des Papstes. Medjugorje soll als Gebetsstätte anerkannt, die Seelsorge dem Franziskanerorden anvertraut, aber der Jurisdiktion und Aufsicht Roms unterstellt werden. Keine leichte Konstruktion, da sie in die Rechte der Diözese Mostar eingreift. Öffentliche Auftritte der „Seher“ sollen zudem zurückgedrängt oder ganz unterbunden werden. Für eine Nicht-Entscheidung über „Erscheinungen“ und „Botschaften“ wird ins Feld geführt, daß das Phänomen noch andauere und daher ein abschließendes Urteil voreilig, ja unmöglich sei. In Rom spricht man von einer „salomonischen“ oder „pädagogischen“ Lösung.
hier geht es weiter http://www.katholisches.info/2016/01/28/...g-an-den-papst/ Text: Giuseppe Nardi Bild: Cari Filii/Wikicommons
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