Opfer-Organisation Solwodi kritisiert Prostitutionsgesetz
Die Hilfsorganisation Solwodi für Opfer von Zwangsprostitution hat scharfe Kritik an dem geplanten Prostitutionsgesetz geübt. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) sagte die Solwodi-Gründerin und Frauenrechtlerin Lea Ackermann: "Das Gesetz ist absoluter Blödsinn und Augenwischerei." Ackermann kritisierte insbesondere, dass die große Koalition an der umstrittenen Kondom-, Melde- und Beratungspflicht festhält. Die Kondompflicht sei in der Praxis überhaupt nicht zu kontrollieren, so die Ordensfrau. "Wollen Sie etwa einen Polizisten in das Zimmer des Bordells stellen? Wenn der Freier dem Zuhälter 10 Euro zahlt, geht es auch ohne Kondom." Auch die Meldepflicht für Prostituierte helfe nicht weiter, weil die Frauen oft von ihren Zuhältern in andere Städte zum Anschaffen geschickt würden. Zudem könnten Betreiber von Bordellen leicht die Pflicht umgehen, eine staatliche Genehmigung mit Zuverlässigkeitsüberprüfung zu beantragen: "Die Betreiber haben doch Strohmänner, die dann das Gewerbe anmelden." Wer keine Genehmigung vorweisen könne, dem drohe lediglich ein Bußgeld.
Ackermann forderte neue Gesetze nach dem Vorbild der skandinavischen Länder: "Wir brauchen ein Verbot von kaufbarem Sex. Der Freier macht sich dann strafbar, nicht die Frauen. Das würde die Menschen zum Nachdenken bringen."
Die Frauenhilfsorganisation Solwodi gibt es seit 1985. Das Kürzel steht für "Solidarity with Women in Distress" - Solidarität mit Frauen in Not. Die Organisation setzt sich für ausländische Frauen ein, die Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel geworden sind und unterhält in Deutschland 18 Beratungsstellen.
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