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  • 10.02.2016 00:03 - „Beichtvater sein bedeutet, den Sünder mit dem Mantel der Barmherzigkeit zu bekleiden“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

„Beichtvater sein bedeutet, den Sünder mit dem Mantel der Barmherzigkeit zu bekleiden“


Papst Franziskus empfängt die Missionare der Barmherzigkeit, deren offizielle Aussendung morgen erfolgen wird und die mit der Vollmacht ausgestattet sind, selbst jene Sünden zu vergeben, von denen üblicherweise nur der Heilige Stuhl lossprechen kann

9. FEBRUAR 2016


In seiner Ansprache an die Missionare der Barmherzigkeit erklärte der Papst heute, dass man in der Beichte immer einen „nackten“ Menschen vor sich habe. Deshalb bat er sie, eines nie zu vergessen: „Vor uns steht nie die Sünde, sondern ein reuiger Sünder. Ein Mensch mit einem starken Bedürfnis nach Aufnahme und Vergebung.“ Ein Sünder, „der verspricht, sich nicht wieder vom Haus des Vaters entfernen zu wollen und der mit all seinen Kräften wünscht, wie ein Kind Gottes zu leben.“

Diese Überlegungen äußerte der Heilige Vater heute Nachmittag anlässlich eines Treffens mit den Missionaren der Barmherzigkeit am Vorabend ihrer Aussendung, die im Verlauf der morgigen heiligen Messe zum Aschermittwoch stattfinden wird. Diesen 700 Priestern aus aller Welt, denen u.a. die Vollmacht übertragen wurde, die üblicherweise dem Heiligen Stuhl vorbehaltene Absolution von einigen besonders schweren Sünden zu erteilen, erklärte Franziskus: „Beichtvater nach dem Herzen Christi zu sein bedeutet, den Sünder mit dem Mantel der Barmherzigkeit zu bekleiden, damit er sich nicht mehr schämt und seine Freude und Würde als Kind Gottes wiederfinden kann.“

Deshalb, so der Heilige Vater, sei nicht der Stock des Urteils das richtige Mittel, um die verlorenen Schäflein in den Stall zurückzuführen, sondern das Vorbild eines heiligen Lebens, das der Ursprung jeder Erneuerung der Kirche sei. Ein heiliges Leben, erklärte der Papst, nährt sich aus der Liebe und nimmt die Last der Schwächeren auf sich. Deswegen versicherte er: „Ein Missionar der Barmherzigkeit hebt sich den Sünder auf die eigene Schulter und tröstet ihn mit der Kraft des Mitleids.“ Ein Missionar der Barmherzigkeit zu sein sei eine große Verantwortung, „die voraussetzt, dass man selbst zum Zeugen der Nähe Gottes und seiner Art zu lieben wird.“ Papst Franziskus bot den Missionaren einige kurze Überlegungen, die ihnen helfen sollen, ihre Sendung „auf konsequente Weise zu vollbringen“ und den Menschen, denen sie begegnen werden, „auf konkrete Weise“ zu helfen.

An erster Stelle empfahl der Papst ihnen, immer „die mütterliche Seite der Kirche“ zu zeigen. Er betonte: „Wir können nicht riskieren, dass ein Beichtender die mütterliche Fürsorge der Kirche, die ihn aufnimmt und liebt, nicht spürt.“ Wenn dieses Bild der Kirche nicht vermittelt werde, wenn stattdessen das Bild einer strengen und strafenden Kirche bei den Menschen ankomme, dann sei dies ein schwerer Schaden für den Glauben, weil der Beichtende auf diese Weise nicht zu der Einsicht komme, dass er ein Mitglied des Leibes Christi ist. Das wiederum würde sehr seine Fähigkeit einschränken, „sich als Mitglied der Gemeinde aufzufassen“. In diesem Sinn erklärte Papst Franziskus, dass wir alle berufen seien, „lebendiger Ausdruck einer Kirche zu werden, die wie eine Mutter alle aufnimmt, die sich ihr im Glauben nähern, durch sie in Christus eintreten zu können.“ Deshalb dürfe man nie vergessen, dass im Beichtstuhl Christus selbst den Sünder aufnimmt, ihm zuhört, seine Sünden vergibt und ihm den Frieden wiedergibt. Ganz gleich, wie schwer die gebeichtete Sünde sei, „ein Missionar der Barmherzigkeit ist immer dazu berufen, sich seine eigene Sündigkeit vor Augen zu halten und sich in Demut als ‚Kanal‘ anzubieten, durch den die Barmherzigkeit Gottes fließt.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt, auf den Franziskus hinwies, ist die Fähigkeit, den „Wunsch nach Vergebung“ zu erkennen, der im Herzen des Beichtenden lebt. Dieser Wunsch sei eine Frucht der Gnade und ihres Wirkens im Leben der Menschen; die Gnade ermögliche es dem Sünder, diese Sehnsucht nach Gott, nach seiner Liebe und seinem Zuhause zu verspüren. Dieser Wunsch „wird stärker, sobald im Herzen der Entschluss gefasst ist, sein Leben zu verändern und nicht wieder zu sündigen.“

Weiter erwähnte der Papst eine Zutat, über die nicht viel gesprochen werde, die jedoch sehr wichtig sei: die Scham. Hierzu sagte der Heilige Vater, es sei nicht einfach, „sich vor einen Menschen zu stellen – schon gar nicht vor einen, der Gott vertritt – und seine Sünden zu gestehen.“ Man empfinde Scham einerseits für das, was man getan habe, andererseits für das Geständnis, das man vor einem Menschen ablege. Scham, erklärte Franziskus, sei ein sehr persönliches Gefühl, das viel Respekt und Einfühlvermögen seitens des Beichtvaters erfordere.

Zum Abschluss seiner Ansprache an die Missionare der Barmherzigkeit erwähnte der Papst das Vorbild zweier heiliger „Diener der Vergebung Gottes“: der heiligen Kapuzinerpatres Leopold Mandić und Pio von Pietrelcina, deren Reliquien in diesen Tagen im Petersdom weilen. Sein letzter Rat an die Missionare lautete: „Wenn die Last der gebeichteten Sünden euch erdrückt und ihr die Grenzen eurer Fähigkeit und eurer Worte spürt, dann habt Vertrauen in die Kraft der Barmherzigkeit, die allen entgegengeht wie eine große Liebe, die keine Grenzen kennt.“
https://de.zenit.org/articles/beichtvate...t-zu-bekleiden/



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