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  • 10.02.2016 00:45 - „Öffnet euch mutig dem Teilen; das ist Barmherzigkeit!“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

„Öffnet euch mutig dem Teilen; das ist Barmherzigkeit!“
Generalaudienz von Mittwoch, dem 10. Februar 2016

10. FEBRUAR 2016


GENERALAUDIENZ, 10. FEBRUAR 2016 / © PHOTO.VA - OSSERVATORE ROMANO

Wir dokumentieren im Folgenden in einer eigenen Übersetzung die vollständige Katechese von Papst Franziskus bei der heutigen Generalaudienz auf dem Petersplatz.

***

7. Das Jubeljahr in der Bibel. Gerechtigkeit und Gleichheit

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag und eine gute Fastenzeit!

Es ist schön und auch sehr bedeutungsvoll, dass diese Audienz am Aschermittwoch stattfindet. Wir treten in die Fastenzeit ein und wollen heute auf die uralte Einrichtung des „Jubeljahres“ zu sprechen kommen. Das ist eine sehr alte Einrichtung, die schon in der Heiligen Schrift belegt ist. Speziell im Buch Levitikus ist die Rede davon; das „Jubeljahr“ wird hier als ein Höhepunkt des religiösen und gesellschaftlichen Lebens des Volkes Israel dargestellt.

Alle fünfzig Jahre, „am Versöhnungstag“ (Lev 25,9), an dem die Barmherzigkeit Gottes für das ganze Volk erfleht wurde, kündigte ein Signalhorn den Beginn eines großen Befreiungsereignisses an. Im Buch Levitikus lesen wir: „Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus! Es gelte euch als Jubeljahr. Jeder von euch soll zu seinem Grundbesitz zurückkehren, jeder soll zu seiner Sippe heimkehren […].In diesem Jubeljahr soll jeder von euch zu seinem Besitz zurückkehren“ (Lev 25,10.13). Diese Vorschrift bedeutet, dass jeder, der gezwungen worden war, sein Land oder sein Haus zu veräußern, im Jubeljahr die Gelegenheit bekam, seinen Besitz zurückzuerlangen; und wenn jemand Schulden hatte, die er nicht begleichen konnte und deshalb gezwungen war, seinem Gläubiger als Arbeiter zu dienen, dann konnte er im Jubeljahr frei zu seiner Familie zurückkehren und den Vollbesitz seiner Güter zurückerlangen.

Es handelte sich um eine Art „Generalvergebung“, die allen erlaubte, ihren ursprünglichen Stand wiederzuerhalten: jede Schuld wurde getilgt, Grund und Boden zurückgegeben, die den Mitgliedern des Gottesvolkes eigene Freiheit wiederhergestellt. Vorschriften wie das des Jubeljahrs dienten dem „heiligen“ Volk dazu, Armut und Ungleichheit zu bekämpfen und somit allen ein würdiges Leben und eine gerechte Verteilung der Güter zu sichern, speziell des Landes, auf dem die Menschen wohnten und von dem sie ihren Unterhalt bestritten. Dahinter stand die Idee, dass die Erde letztlich Gottes Eigentum ist und den Menschen nur zur Verwaltung anvertraut wurde (vgl. Gen 1,28-29), weshalb niemand sich anmaßen konnte, alleiniger Besitzer des Landes zu sein. Dadurch wurde ungerechten Lebensbedingungen vorgebaut. Das ist etwas, was wir auch heute in Betracht ziehen könne; jeder einzelne überlege bei sich, in seinem Herzen, ob er nicht zu viel besitzt. Warum nicht denen etwas abgeben, die nichts besitzen? Zehn Prozent, fünfzig Prozent… Ich sage nur: Der Heilige Geist soll euch eingeben, was für jeden richtig ist.

Mit dem Jubeljahr konnte der Armgewordene wieder das Nötigste für seinen Lebensunterhalt zurückerlangen; und wer sich bereichert hatte, gab dem Armen zurück, was er ihm genommen hatte. Das Ziel war eine auf Gleichheit und Solidarität gegründete Gesellschaft, wo Freiheit, Grundbesitz und Geld ein Gut für alle und nicht nur für einige wenige sind, wie es hingegen heute der Fall ist, wenn mich nicht alles täuscht… Mehr oder weniger; die Zahlen sind nicht ganz gesichert, aber ungefähr achtzig Prozent der Reichtümer der Welt liegen heute in den Händen von nur zwanzig Prozent der Weltbevölkerung. Das Jubeljahr – und dabei denke ich an unsere eigene Heilsgeschichte – dient der Umkehr, damit unser Herz größer wird, großzügiger, der Gottkindschaft würdiger, liebender. Eines sage ich euch: Wenn diese Sehnsucht, wenn das Jubiläum nicht unseren Geldbeutel erreicht, dann ist es kein echtes Jubiläum. Habt ihr verstanden? Das steht in der Bibel! Das ist keine Erfindung dieses Papstes: Es steht in der Bibel. Das Ziel – ich sagte es schon – war eine auf Gleichheit und Solidarität gegründete Gesellschaft, wo Freiheit, Grundbesitz und Geld ein Gut für alle und nicht nur für einige wenige sind. Das Jubeljahr hatte die Funktion, dem Volk zu helfen, eine konkrete Brüderlichkeit zu leben, die aus gegenseitiger Hilfeleistung bestand. Wir können sagen, dass das biblische Jubeljahr ein „Jubiläum der Barmherzigkeit“ war, weil sein Wesen in der ehrlichen Suche nach dem Wohl der notleidenden Mitmenschen lag.

Auf der gleichen Linie lagen auch andere Einrichtungen und Gesetze, die das Leben des Gottesvolkes regelten und darauf abzielten, die Barmherzigkeit Gottes durch die Hilfe der Menschen bekannt zu machen. In diesen Regeln finden wir Anweisungen, die auch heute noch nützlich wären und uns zum Nachdenken anregen. Zum Beispiel schreibt das biblische Gesetz vor, jährlich den „Zehnten“ abzugeben, um davon die mit dem Kult beauftragten Leviten, die keinen Grundbesitz hatten, aber auch die Armen, die Waisen und die Witwen zu ernähren (vgl. Dtn 14,22-29). Es war also vorgesehen, dass jeder den zehnten Teil seiner Ernte oder seiner sonstigen Einnahmen abgab, zugunsten derer, die ohne Schutz und notleidend waren. Auf diese Weise sollten Zustände verhältnismäßiger Gleichheit innerhalb eines Volkes geschaffen werden, in dem alle sich wie Brüder verhalten sollten.

Dann war da noch das Gesetz über den „ersten Ertrag“. Worum handelt es sich hierbei? Der erste Teil der Ernte, der kostbarste Teil, sollte mit den Leviten und mit den Fremden geteilt werden (vgl. Dtn 18,4-5; 26,1-11), die keine eigenen Felder besaßen, damit auch für sie das Land zur Quelle ihrer Ernährung, ihres Lebens wurde. „Das Land gehört mir und ihr seid nur Fremde und Halbbürger bei mir“, sagt der Herr (Lev 25,23). Wir alle sind Gäste des Herrn, die auf ihre himmlische Heimat warten (vgl. Hebr 11,13-16; 1 Petr 2,11) und dazu berufen sind, die Welt in der wir leben bewohnbar und menschlich zu gestalten. Wie viel vom „ersten Ertrag“ könnten die Glücklicheren doch den Notleidenden schenken! Wie viel davon! Der „erste Ertrag“ besteht ja nicht nur aus den Früchten der Felder, sondern aus jedem anderen Arbeitsertrag, aus den Gehältern, Ersparnissen, aus so vielen Dingen, die wir besitzen und oft verschwenden. Das geschieht auch heute. Die Apostolische Almosenverwaltung erhält unzählige Briefe, denen ein wenig Geld beigelegt ist und deren Inhalt lautet: „Das ist ein Teil meines Gehalts; helft damit den Ärmeren.“ Und das ist schön; anderen zu helfen, für wohltätige Zwecke zu spenden, für die Krankenhäuser, Seniorenheime… Auch den Fremden zu helfen, die vielleicht nur vorübergehend bei uns sind. Jesus war vorübergehend in Ägypten.

Die Heilige Schrift fordert uns auch eindringlich dazu auf, großzügig zu reagieren, wenn jemand Geld von uns ausleihen will, ohne kleinlich zu rechnen und ohne unrealistisch hohe Zinsen zu verlangen: „Wenn dein Bruder verarmt und sich neben dir nicht halten kann, sollst du ihn, auch einen Fremden oder Halbbürger, unterstützen, damit er neben dir leben kann. Nimm von ihm keinen Zins und Wucher! Fürchte deinen Gott und dein Bruder soll neben dir leben können. Du sollst ihm weder dein Geld noch deine Nahrung gegen Zins und Wucher geben“ (Lev 25,35-37).

Diese Aufforderung ist auch heute aktuell. Wie viele Familien sind durch Wucher ruiniert worden! Ich bitte euch: Betet mit mir, damit der Herr diese Habgier aus unseren Herzen nimmt, die dazu verleitet, Wucherzinsen zu verlangen. Damit wir alle großzügiger, großmütiger werden. Wie oft sehen wir die Schäden, die Wucherer verursachen; und wie viel Leid und Verzweiflung bringen sie in die Familien! Und wie oft treiben Schulden einen Menschen in den Selbstmord, weil er es nicht schafft, weil er keine Hoffnung mehr hat und weil da keine offene Hand ist, die ihm hilft; nur die Hand, die kommt, um die Zinsen von ihm zu verlangen. Wucherzins zu verlangen ist eine schwere Sünde; eine Sünde, die zum Himmel schreit. Der Herr aber hat seinen Segen denen versprochen, die mit großzügiger Hand geben (vgl. Dtn 15,10). Er wird dir das Doppelte zurückgeben; vielleicht nicht an Geld, aber in irgendeiner Weise ganz gewiss; der Herr gibt immer das Doppelte zurück.

Liebe Brüder und Schwestern, die Botschaft der Bibel ist eindeutig: Öffnet euch mutig dem Teilen; das ist Barmherzigkeit! Wenn wir von Gott Barmherzigkeit wollen, dann lasst uns beginnen, selber barmherzig zu handeln! Das ist es: Beginnen wir, Barmherzigkeit walten zu lassen; unter Mitbürgern, in der Familie, unter Völkern, unter ganzen Kontinenten. Eine Welt ohne Armut aufbauen zu wollen heißt, an einer Gesellschaft ohne Diskriminierungen zu arbeiten; eine Gesellschaft verwirklichen zu wollen, die auf Solidarität gegründet ist, in der es normal ist, zu teilen was man besitzt und wo die Aufteilung der Güter den Prinzipien der Brüderlichkeit und Gerechtigkeit folgt. Danke.

[AUFRUF DES HEILIGEN VATERS:]

Morgen gedenken wir der Seligen Jungfrau Maria von Lourdes; zugleich begehen wir den 24. Welttag der Kranken, dessen wichtigste Feier in Nazareth stattfinden wird. In der diesjährigen Botschaft haben wir über die unersetzliche Rolle Mariens bei der Hochzeit zu Kana nachgedacht: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5). In der Fürsorglichkeit Mariens spiegeln sich die Zärtlichkeit Gottes und die grenzenlose Güte und Barmherzigkeit Jesu wieder. Ich lade alle ein, für die Kranken zu beten und ihnen unsere Liebe spüren zu lassen. Möge die Zärtlichkeit Mariens im Leben der vielen Menschen anwesend sein, die sich um die Kranken kümmern, damit sie ihre Bedürfnisse spüren, auch die verborgensten, weil sie mit den Augen der Liebe auf sie schauen.

[Aus dem Italienischen übersetzt von Alexander Wagensommer]

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