Die großen Manöver für das nächste Konklave haben begonnen – für Kardinal Tagle 12. Februar 2016
Der Thronprinz und Erbe von Papst Franziskus? (Rom) Soll Kardinal Luis Tagle, der Erzbischof von Manila auf den Philippinen, der Nachfolger von Papst Franziskus werden? „Die Vorbereitungen für das Konklave: Die großen Medienmanöver weisen auf Kardinal Tagle“, so Don Dio Pace auf Rorate Caeli. „Das wäre sehr besorgniserregend. Ich glaube aber, daß man damit beginnt, eine Kampagne für ihn vorzubereiten“, so der spanische Kolumnist und bekannte katholische Blogger Francisco Fernandez de la Cigoña.
Hinter dem Pseudonym verbirgt sich ein „sehr einflußreicher Kleriker“, so Adelante la Fe. Don Dio Pace hatte erstmals vor einem Jahr darauf hingewiesen, daß in jenen Kreisen, die Papst Franziskus ins Amt gehoben haben, bereits altersbedingt über dessen Nachfolge nachgedacht werde.
Bereits 2011 als „papabile“ genannt
Katholisches.info schrieb am 1. Dezember 2011 mit gemischten Gefühlen: „Manila ist traditionell mit der Kardinalswürde verbunden. Manche nennen Erzbischof Tagle bereits als papabile“. Parallel mit seiner Ernennung zum Erzbischof von Manila begannen Kreise, ihn als künftigen Papst in Position zu bringen.
Ein Jahr später wurde Tagle Kardinal. Er gehört zur „nachgereichten“ Gruppe von sechs Kardinälen, die im November 2012 kreiert wurden. Zu diesem Zeitpunkt soll Papst Benedikt XVI., soweit heute bekannt, seinen Amtsverzicht bereits fest beabsichtigt haben. Die ungewöhnliche Situation von zwei außerordentlichen Kardinalskonsistorien in einem Jahr würde dafür sprechen. Man muß bis ins Jahr 1929 zurückgehen, um Vergleichbares zu finden
Papst Benedikt XVI. hatte bereits im Februar desselben Jahres 22 Kardinäle kreiert, von denen 18 Papstwähler beim Konklave 2013 waren. Gleiches gilt für Kardinal Tagle und die anderen fünf neuen Kardinäle, die im November hinzukamen.
Vertreter der „Schule von Bologna“
Tagle-Biographie von Cindy Wooden Als Jahrgang 1957 gehört er zu den jüngsten Kardinälen der Kirche. Tagle ist innerkirchlich kein unbeschriebenes Blatt. Vor seiner Rückkehr nach Manila gehörte er der ultraprogressiven „Schule von Bologna“ von Giuseppe Alberigo und ihrem derzeitigen Leiter Alberto Melloni an, jener Einrichtung, die das Konzil nach progressiver Lesart als „Bruch“ interpretiert und eine Kirche vor dem Konzil und eine ganz neue Kirche nach dem Konzil behauptet. Es erstaunt daher, daß auch „konservative“ katholische Kreise im deutschen Sprachraum in den vergangenen Jahren für Tagle die Werbetrommel rührten.
Don Dio Paces These lautet: Während dem Konklave von 2013 hätten die Ratzingerianer zu spüren bekommen, was es heißt, einer wohlorganisierten Kampagne für einen Kandidaten gegenüberzustehen. Dieser Kandidat war Jorge Mario Bergoglio, der Erzbischof von Buenos Aires.
Nun seien erste große Manöver der Presse zu erkennen, die Kardinal Tagle für das nächste Konklave aufbauen. Es spreche einiges dafür, daß der Erzbischof von Manila von den Bergoglianern als Franziskus-Nachfolger auserkoren wurde.
Die progressive Werbemaschine beginnt zu rollen
Tagle ist eloquent, wirkt immer freundlich, ist klar verortet, aber mit dem Charme der Dritten Welt umgeben und er kommt aus dem einzigen historisch katholischen Land Asiens.
Don Dio Pace verweist auf Cindy Wooden, die Chefredakteurin von Catholic News Service, der Presseagentur der Amerikanischen Bischofskonferenz. Wooden legte im September 2015 eine Tagle-Biographie vor: „Luis Antonio Tagle: Leading by Listening (People of God)”, die inzwischen auch in spanischer und französischer Ausgabe erschienen ist. Darin wird Tagle als der „Kardinal der Armen“ bezeichnet, als Mann des Zuhörens, als Mann des Dialogs und einer Neuevangelisierung, wobei dahinter eine „Neuevangelisierung“ im Sinne einer neuen Kirche gemeint scheint.
In Italien ist in diesen Tagen im Missionsverlag EMI ein Gesprächsbuch von Tagle mit dem Journalisten Lorenzo Fazzini erschienen. Es trägt den Titel „Dio no Dimentica i poveri.“ (Gott vergißt die Armen nicht. Mein Leben, mein Kampf, meine Hoffnungen). EMI ist der Verlag von 15 Missionsorden, die in Italien vertreten sind. Seit den 1970er Jahren ist er sozial- und wirtschaftspolitisch nach links gerückt. Auch in diesem Buch wird Tagle als der „Mann der Armen“ und „Mann der Evangelisierung“ bezeichnet.
Der „Mann der Armen“
„Tagle, ein intelligenter Mann, mit außergewöhnlicher Persönlichkeit, jung (58), eindeutig liberal, ist die ideale Person, um die Hoffnungen alljener zu festigen, die nicht wollen, daß das Pontifikat von Papst Franziskus nur ein kurzes Zwischenspiel sein wird“, so Don Dio Pace. Sein Lizentiat erwarb Tagle in den USA mit einer Arbeit über die Kollegialität der Bischöfe. Durch seinen Mentor, den philippinischen Jesuiten Catalino Arevalo wurde er von der Föderation Asiatischer Bischofskonferenzen (FABC) als „Vater der Asiatischen Theologie“ anerkannt, einer asiatischen Variante der Befreiungstheologie.
Der Jesuit Arevalo war ein Schüler des protestantischen deutschen Theologen Jürgen Moltmann und seiner politischen „Theologie der Hoffnung“ und einer zweifelhaften Trinitätslehre.
Daß Papst Benedikt XVI. Tagle zum Erzbischof und dann zum Kardinal machte, wurde mit seiner „Sensibilität“ für Theologen erklärt.
Begeisterter Franziskus-Wähler
Tagle gehörte 2013 zu den „begeisterten Franziskus-Wählern“, so Don Dio Pace. Im Januar 2015 stattete ihm der argentinische Papst einen Besuch in Manila ab. Die demonstrative Art, mit der Franziskus Tagle an seiner Seite hielt und ihm eine große Bühne bot, veranlaßte zahlreiche Journalisten und Kolumnisten, ihn als „Erben“ und „Thronfolger“ zu sehen.
Einer seiner eifrigsten Parteigänger ist der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, der Koordinator des C9-Kardinalsrates. Er machte Tagle mit 91 von 133 Stimmen zu seinem Nachfolger als Präsident der Caritas International, dem weitaus größten Hilfswerk der Welt. Maradiaga präsentierte ihn im Mai 2015 als „Verteidiger der Ausgegrenzten“.
Liturgische „Lockerheit“
Auf den Philippinen gibt es umstrittene Versuche zur Einführung eines eigenen philippinisch-katholischen Ritus. Am vergangenen 26. Januar kam es zu einem bezeichnenden Vorfall, als Kardinal Tagle im Rahmen des 51. Internationalen Eucharistischen Kongresses im philippinischen Cebu eine Heilige Messe zelebrierte. Bei dieser Gelegenheit ermutigte ihn sein Vorgänger als Erzbischof von Manila, Kardinal Gaudencio Rosales, bei einer von Tagle zelebrierten Heiligen Messe zu einer „von den Ritualen befreiten Eucharistie“.
Daß Tagle das Wohlwollen von Papst Franziskus genießt, signalisierte das Kirchenoberhaupt, indem es den philippinischen Kardinal sowohl 2014 als auch 2015 zum Co-Vorsitzenden der Bischofssynode ernannte. Tagle gehörte dann auch zu den „auserwählten“ Synodenvätern, die ihre Ansichten bei der täglichen Pressekonferenz bekanntgeben konnten. Das Synodensekretariat und das vatikanische Presseamt trafen dabei eine unübersehbar einseitige Auswahl zugunsten der Kasperianer.
Kardinal Tagle erwies sich rund um die Bischofssynode als verläßlicher Verbündeter des Papstes, der einige Verwirrung stiftete. Nachdem das Ergebnis der Synode nicht im Sinne der Kasperianer ausgefallen war, ließ Tagle einen Versuchsballon steigen, indem er die Möglichkeit aussprach, daß es überhaupt kein nachsynodales Schreiben des Papstes geben könnte, sprich, die ganze Synode einfach ad acta gelegt würde.
Tagle sagte zur Presse: „In dieser Synode hat sich der Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils offenkundig in den Synodenvätern manifestiert.“
Cindy Wooden, so Don Dio Pace, präsentiert Kardinal Tagle in ihrem Buch als „Mann der Zukunft“, als einen der großen künftigen Hirten der Kirche.
Text: Giuseppe Nardi Bild: AsiaNews (Screenshot)
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