Papst Franziskus und die wiederverheiratet Geschiedenen von Tuxla Gutierrez 17. Februar 2016
Tuxla Gutierrez: Treffen von Papst Franziskus mit Famiien
(Mexiko-Stadt) Während die Medien über einen unbedeutenden Vorfall beim Treffen mit der Jugend berichten, geschah Bedeutsameres beim Treffen mit den Familien im Zusammenhang mit den wiederverheiratet Geschiedenen.
Bei dem Vorfall am Dienstag zeigte sich Papst Franziskus verständlicherweise erzürnt, weil Jugendliche ihn so stark zu sich zogen, daß er fast über einen behinderten Jungen in einem Rollstuhl gestürzt wäre. Der Vorfall ereignete sich beim Treffen mit mehr als 100.000 Jugendlichen in Morelia.
Familie vor Zerstörung durch ideologische Kolonialisierung schützen
Bedeutsamer, aber weitgehend unbeachtet, ist ein anderer Vorfall am Montag beim Treffen von Papst Franziskus mit den Familien in Tuxla Gutierrez . Papst Franziskus verteidigte in seiner Ansprache die traditionelle Familie. In Mexiko findet gerade ein harter politischer Schlagabtausch zur Legalisierung der „Homo-Ehe“ und zur Einführung des Adoptionsrechts für Homosexuelle statt:
„Heutzutage sehen und erleben wir an verschiedenen Fronten, wie die Familie geschwächt wird, wie sie in Frage gestellt wird; wie man meint, sie sei ein bereits überholtes Modell und habe keinen Platz in unseren Gesellschaften, und wie unter dem Vorwand der Modernität immer stärker ein auf die Isolierung gegründetes Modell begünstigt wird. In unsere Gesellschaften – die sich als freie, demokratische, souveräne Gesellschaften bezeichnen – dringen ideologische Kolonialisierungen ein, die sie zerstören, und am Ende sind wir Kolonien von Ideologien, die die Familie, den Kern der Familie zerstören, der die Grundlage jeder gesunden Gesellschaft ist.“
Zuvor hatte der Papst unter der heißen Sonne des Chiapas das Zeugnis von vier Familien angehört, die auf unterschiedliche Weise „verletzt“ sind, wie es in der neueren Kirchensprache heißt. Bei einem Paar (Bild) handelte es sich um wiederverheiratet Geschiedene. Humberto und Claudia hatten nach einer Scheidung standesamtlich wieder geheiratet, während eine kirchliche Eheschließung wegen der Gültigkeit der ersten Ehe von Claudia ausgeschlossen ist.
Zeugnis eines Paares wiederverheiratet Geschiedener
Humberto und Claudia, wiederverheiratet Geschiedene, mit Papst Franziskus
Das Paar verkörperte jene „irreguläre“ Verbindung, der nicht wenige Bischöfe, Priester und Theologen gerne die Zulassung zu den Sakramenten gewähren möchten, weil ihre Zahl immer mehr zunimmt. Zwei Bischofssynoden stritten über diesen Punkt. Kardinal Walter Kasper ist seit 2013 der Wortführer der „Possibilisten“, die eine Zulassung vertreten. Doch beide Male konnten sich die Kasperianer nicht durchsetzen.
Seit dem Abschluß der zweiten Bischofssynode Ende Oktober 2015 wartet die Kirche auf eine Entscheidung durch Papst Franziskus und auf sein nachsynodales Schreiben, das noch im Februar veröffentlicht werden soll.
Der Begegnung mit dem Paar in Tuxla Gutierrez fehlte es nicht an Brisanz. Wie würde Papst Franziskus reagieren?
Doch das Paar bat nicht um die Zulassung zur Kommunion. „Wir können nicht zur Eucharistie herantreten“, sagte Humberto, „aber wir können durch unseren bedürftigen, kranken und seiner Freiheit beraubten Bruder an der Kommunion teilhaben.“
Die Reaktion von Papst Franziskus
Papst Franziskus betonte in seiner Reaktion zunächst: „Humberto und Claudia versuchen uns die Liebe Gottes durch Dienst und Hilfe für die Nächsten weiterzugeben.“ Dann sprach er das Paar direkt an:
„Ihr habt Euch Mut gemacht und Ihr betet, Ihr seid mit Jesus, Ihr seid in das Leben der Kirche eingebunden. Ihr habt einen schönen Ausdruck gebraucht: ‚Wir halten comunio [Gemeinschaft] mit dem schwachen, kranken, bedürftigen und gefangenen Bruder.‘ Danke, Danke!“
Im Osservatore Romano, der Tageszeitung des Vatikans, wurde das Zeugnis zusammengefaßt wiedergegeben. Humberto Gomez war noch ledig, als er vor 16 Jahren standesamtlich Claudia heiratete, die schon geschieden war und drei Kinder mitbrachte. Ihnen wurde vor elf Jahren ein Sohn geboren, der nun Ministrant ist, „wie der Vater sichtlich stolz hinzufügt“. Das Paar habe zunächst unter dem Ausschluß von den Sakramenten gelitten, dann sei es langsam zu einer Wiederannäherung gekommen durch die Gruppe Divorciados vueltos a casar, die sich in mexikanischen Diözesen um die Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene kümmert. Durch diese Gruppe begann das Paar sich ehrenamtlich um Kranke, gefangene Frauen und drogenabhängige Gefangene zu kümmern.
Beweis für Integration auch ohne Zulassung zur Kommunion erbracht
„Wenn es eines Beweises für die ‚Integration‘ und die ‚volle Teilnahme‘ der wiederverheiratet Geschiedenen als ‚lebendige Glieder‘ der Kirche gebraucht hat, wie es die Relatio, der Schlußbericht der Familiensynode ‚gemäß der Lehre der Kirche‘ vorgeschlagen hat und ohne zur eucharistischen Kommunion zugelassen zu werden, dann hat ihn dieses Paar erbracht“, so der Vatikanist Sandro Magister. „Und Papst Franziskus, hörte ihnen zu und nickte überzeugt. Bleibt noch abzuwarten, was er in dem mit Spannung erwarteten nachsynodalen Dokument schreiben wird.“
http://www.katholisches.info/2016/02/17/...uxla-gutierrez/ Text: Giuseppe Nardi Bild: Vatican.va/OR (Screenshots)
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