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  • 18.02.2016 00:29 - Priester der Tradition ist tot – „Richtig verstanden kann alter Ritus gar nicht Grund für Spaltungen sein“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Priester der Tradition ist tot – „Richtig verstanden kann alter Ritus gar nicht Grund für Spaltungen sein“
17.2.2016


Don Pierangelo Rigon (1957-2016)
(Vicenza) Am südlichen Fuß der Alpen ist mit Don Pierangelo Rigon ein Priester der Tradition gestorben. Ein Ereignis, von dem die Welt kaum Notiz nehmen wird, weshalb zumindest an dieser Stelle dieses Dieners des Herrn gedacht werden soll, der an dem ihm zugewiesenen Platz mit großer Demut und unermüdlichem Einsatz seiner Verpflichtung als Priester und Hirte nachgekommen ist und nun, zu früh, im Alter von 58 Jahren aus dieser Welt abberufen wurde. Er gehörte zu jener kleinen Schar von Einzelkämpfern, die verstreut über den ganzen Kontinent leben und auf die man häufig ganz unerwartet stößt.

So erging es auch mir bei Don Rigon. Es war eine kleine Zeitungsnotiz über eine Heilige Messe im überlieferten Ritus, die meine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Ein Blick auf die Landkarte zeigte, daß sich die angegebene Kirche an den Ausläufern der immensen Po-Ebene befindet. Kurzentschlossen und trotz Sommerhitze machte ich mich auf den Weg in die Diözese Vicenza. Wer den normalen Dunst über der Po-Ebene kennt, weiß, wie eintönig die Fahrt war und wie sehr es an Anhaltspunkten fehlte, an denen man sich orientieren hätte können.

Mustergültig renovierte Pfarrkirche ohne Volksaltar

Nach einiger Suche stand ich vor der kleinen, dem heiligen Pankratius geweihten Kirche von Ancignano. Darum herum befanden sich einige Häuser, bestenfalls ein Weiler. Am Ende stellte sich zudem heraus, daß die abgedruckte Zeitangabe falsch war. Die liebevoll gepflegte und mustergültig renovierte Kirche atmete dafür schon am Schriftenstand jenen gläubigen Geist, den man nicht selten am Kircheneingang vermißt. Hier lagen Schriften über Eucharistische Anbetung, die Letzten Dinge und sogar über die Armen Seelen, die vielen längst aus jedem Bewußtsein entfallen scheinen. Im Altarraum fiel sofort der freie Blick zum Hochaltar auf. Kein Volksaltar, keine unnötige Altardoppelung im Presbyterium verstellte den Blick.


Kirche zum heiligen Pankratius in Ancignano
Die Pfarrei umfaßt ein größeres Gebiet und zählt mehr als tausend Gläubige. Ancignano ist ein Ortsteil von Sandrigo mit seiner mächtigen Pfarrkirche, die wegen ihrer Größe im Volksmund „Dom“ genannt wird. Sandrigo bildet einen einzigen Pfarrverband. Trotz vergeblicher Fahrt, was die Heilige Messe betraf, war die ländliche Ruhe ein Genuß und die Begegnung mit einem Priester, hier, für mich gewissermaßen „am Ende der Welt“, der einsam die Tradition hochhält, etwas ausgesprochen Erfreuliches. Doch von „Einsamkeit“ hätte man an ihm nichts feststellen können. Die göttlichen Tugenden Glauben, Hoffnung und Liebe waren in ihm lebendig und für sein Gegenüber spürbar.

Die Liebe zur Liturgie und eine „Ahnung“

Hier in Sandrigo wurde Don Rigon 1957 geboren, das war seine Heimat. Er besuchte das bischöfliche Gymnasium in Vicenza und trat nach der Matura in das diözesane Priesterseminar ein. Sein besonderes Interesse galt früh der Liturgie, weshalb er sein Studium am Päpstlichen Liturgischen Institut der Päpstlichen Benediktinerhochschule Sant’Anselmo in Rom fortsetzen durfte.

Am 9. April 1983 wurde er vom damaligen Bischof von Vicenza, Msgr. Arnoldo Onisto in seiner Heimatpfarrkirche von Sandrigo zum Priester geweiht. 1986 schloß er sein Liturgiestudium mit dem Lizentiat ab und kehrte in seine Heimatdiözese zurück, wo er Sekretär des Liturgischen Amtes der Diözese und Hilfspriester in verschiedenen Pfarreien wurde. Mehrere Jahre erteilte er zudem Religionsunterricht an mittleren und höheren Schulen von Marostica.

Schon damals verteidigte er die Lehre der Kirche, wo andere schwiegen, oder sich der Welt andienen wollten. Die Liturgie aber ließ ihn nicht los. Er spürte Defizite in der neuen Form des Römischen Ritus, obwohl er nur als Kind Erinnerung an die alte hatte. Seine innere Unruhe beschrieb er selbst mit den Worten:

„Eine ferne Erinnerung an meine Kindheit koppelte sich mit einer Ahnung.“
Doktorat in Rom und Entdeckung der Tradition

2002 ging er wieder nach Rom und war Gast bei den Benediktinern an der Patriarchalbasilika von St. Paul vor den Mauern. Im Wechsel zwischen der Teilnahme am Stundengebet der Mönche und dem Aufenthalt in der Bibliothek verfaßte er seine Doktorarbeit „Per ritus et preces … consummentur in unitatem cum Deo“ über das liturgische Werk von Kardinal Ildefons Schuster. Am 11. Mai 2005 verteidigte er seine Arbeit in Sant’Anselmo.

Nach Vicenza zurückgekehrt, wurde er zum Pfarradministrator von Ancignano ernannt. Das war eine Degradierung, nachdem er nun mit seinem Doktorat zum kleinen Kreise jener Priester gehörte, die formal sogar die Kriterien für die Ernennung zum Bischof erfüllten. Während seiner Abwesenheit hatte ein Bischofswechsel stattgefunden und sich einiges geändert. Manchem war er schon vorher lästig geworden.

Ihn kümmerte das nicht. In Rom hatte er sich das Tragen der Soutane angewöhnt und als angemessenes und vorgeschriebenes Kleid des Priesters erkannt. Allein schon damit hob sich der junge, hochgewachsene Priester von den meisten seiner Mitbrüder ab. Ihm ging es aber nicht darum, sich abzuheben oder gar zu distanzieren. Er hatte für sich eine Entdeckung gemacht: die Tradition. Damit tat sich für ihn eine ganz neue Welt auf, von der er bisher nur geahnt hatte.

Die Suche nach den alten Paramenten


Die mustergültig renovierte Pfarrkirche von Ancignano mit ihren drei Marienaltären
Er machte sich in seiner Pfarrei auf die Suche nach den alten Paramenten und liturgischen Geräten und sammelte Gegenstände der Volksfrömmigkeit. Ein Teil davon kann in einer kleinen Ausstellung im Pfarrhaus besichtigt werden. Mit Eifer erlernte er die überlieferte Form des Römischen Ritus, in der er jene Fülle der Liturgie fand, die ihm gefehlt hatte.

Tatkräftig schritt er zu einer umfassenden Renovierung der Pankratiuskirche, die zum „Juwel im Grünen“ wurde. Mit Inkrafttreten des Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. im September 2007 schritt er zur Umsetzung und zelebrierte erstmals öffentlich die Heilige Messe im überlieferten Ritus.

„Die Menschen brauchen Zeit, die lateinische Messe wiederzuentdecken, so wie ich sie auch gebraucht habe.“
Seit dem Beginn des neuen Kirchenjahres im Advent 2011 zelebrierte Don Rigon in der Pankratiuskirche von Ancignano an jedem Sonn- und Feiertag die Heilige Messe im überlieferten Ritus. Am Vormittag feierte er weiterhin im Neuen Ritus, am Nachmittag um 17 Uhr im Alten Ritus. Auch in der ordentlichen Form des Römischen Ritus zelebrierte er versus Deum.

Besuch des Bischofs und Seelsorge für die Gläubigen im überlieferten Ritus


Don Rigon bei der Zelebration zu seinem 30. Priesterjubiläum am Hochaltar des „Doms“ von Sandrigo (2013)
Schnell sammelte sich eine treue Schar von Gläubigen aus dem Ort und der näheren und weiteren Umgebung, die regelmäßig in die Pankratiuskirche kam. Am 1. Dezember 2013 war es sogar der neue Bischof, Beniamino Pizziol, der in Ancignano der Heiligen Messe im überlieferten Ritus beiwohnte. Don Rigon hatte den einzigen Meßort der Diözese Vicenza geschaffen, an dem regelmäßig die alte Messe zelebriert wurde. Dafür ernannte ihn Bischof Pizziol offiziell zum Seelsorger für die Gläubigen des alten Ritus.

2013 feierte Don Rigon sein 30. Priesterjubiläum. Zu diesem Anlaß erbat er die Erlaubnis, in der Pfarrkirche von Sandrigo, in der er zum Priester geweiht worden war, eine Dankmesse im überlieferten Ritus zelebrieren zu dürfen. Die Bitte wurde ihm vom Erzpriester gewährt und sein Priesterjubiläum ein großes Ereignis, zu dem Gläubige aus der ganzen Diözese zusammenkamen.

Auch zu diesem Anlaß wurde der Volksaltar für die Zelebration entfernt. Don Rigon begründete in seiner Predigt, warum er Wert darauf legte.

„In dieser prächtigen Kirche wurde ich getauft und gefirmt. In dieser Kirche ist meine Berufung gereift, wo ich als Kind den Priester die Stufen zum Altar hinaufsteigen sah. Dieselben Stufen, die mir heute zur Brücke werden zwischen Himmel und Erde, um einen anbetenden Ritus zu vollziehen durch den sich beständig das Opfer Jesu am Kreuz erneuert und vergegenwärtigt, ohne das wir der Majestät Gottes nichts wirklich Annehmbares anzubieten hätten.“
Und weiter:

„Der Priester ist weder ein Psychologe noch ein Soziologe, weder ein Philanthrop noch ein Freizeitanimateur. Er ist ein Fürsprecher, der sich innig mit Christus, dem einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen vereint, dessen Diener er ist.“
„Richtig verstanden, kann der tridentinische Ritus gar nicht Grund für Diskussionen und Spaltungen sein“

In einem Interview sagte er:

„Wenn der sogenannte tridentinische Ritus richtig verstanden wird, kann er gar nicht Grund für Diskussionen oder Spaltungen in der Kirche sein.“
Don Rigon drängte sich nicht vor, doch zögerte er nicht, wo es darum ging, Christus und die Kirche zu verkünden oder zu verteidigen. Für Aufsehen sorgte 2009 sein Streitgespräch in der größten Tageszeitung von Vicenza mit dem Leiter des diözesanen Ehe- und Familienamtes zu Fragen von Ehe und Familie.

Er entfaltete ein reiches publizistisches Schaffen. Seit 2008 war er eingetragenes Mitglied der Journalistenkammer. Auf der von ihm geschaffenen Internetseite der Pfarrei veröffentlichte er eigene Artikel und übernahm Artikel von anderen Seiten, die ihm interessant und wichtig schienen. Am Montag veröffentlichte er als letzten Eintrag den Artikel „Die linke Utopie einer multiethnischen und multikulturellen Gesellschaft und die Verantwortlichkeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils“, der auf der traditionsverbundenen Seite Chiesa e postconcilio erschienen war.

Am vergangenen 6. Februar zelebrierte Don Rigon in der Krypta der Kathedrale von Vicenza eine Gedenkmesse im Alten Ritus für Msgr. Ferdinando Rodolfi, der von 1911-1943 Bischof von Vicenza war. Am 14. Februar zelebrierte er wie gewohnt die Sonntagsmesse unter großer Beteiligung des Volkes in seiner Pfarrkirche in Ancignano.

Heute ist Don Pierangelo Rigon an einem plötzlichen Herzinfarkt gestorben.

Auf der Internetseite der Pfarrei heißt es zusammen mit einem Wort des Apostels Paulus: „In großer Trauer und mit immensem Schmerz geben wir bekannt, daß unser geliebter Hirte, wahrer Priester Christi, in das Haus des Vaters zurückgekehrt ist.“

Mihi vivere Christus est et mori lucrum.
Requiescat in pace
http://www.katholisches.info/2016/02/17/...paltungen-sein/
Text: Giuseppe Nardi
Bild: parrocchiasanpancrazio.org



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