Papst: Schreiben zu Familie dürfte noch vor Ostern kommen
Pressekonferenz am Flug von Mexiko nach Rom thematisierte u.a. Wiederverheiratete, Pädophile, Migration, Empfängnisverhütung und Ökumene - Kritik an Mauerbau-Vorschlag durch Donald Trump, "Neugründung" für EU gefordert
"FLIEGENDE PRESSEKONFERENZ" 18.02.2016, 18:50 Uhr Italien/Mexiko/Papst/Kirche/Migration/Ökumene/Missbrauch/Politik Rom, 18.02.2016 (KAP) Das Lehrschreiben des Papstes zu Ehe und Familie wird vermutlich noch vor Ostern veröffentlicht, und es wird ein Kapitel über "verletzte Familien" enthalten. Entsprechende Andeutungen machte Papst Franziskus am Donnerstag auf dem Rückflug von Mexiko nach Rom in seiner "fliegenden Pressekonferenz". Das Schlüsselwort werde die Integration der betroffenen Paare und Familien in das Leben der Kirche sein, erklärte Franziskus vor den mitreisenden Journalisten. Diesen Aspekt habe bereits die Familiensynode im Oktober 2015 betont.
Auf die Frage, ob dazu auch die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion gehöre, erklärte Franziskus, diese könne vielleicht am Ende eines Wegs der Integration eines solchen Paares in das Leben der Kirche stehen. Es gebe aber auch andere Formen der Kommunion, so der Papst, der hier auf das Beispiel eines wiederverheirateten Paares verwies, das bei dem Treffen mit Familien im mexikanischen Tuxtla Gutierrez von seinem Werdegang berichtet hatte. Franziskus lobte dessen Einbezug in der kirchlichen Seelsorge, die jedoch nicht gleichbedeutend mit der Sakramentenzulassung sei.
Das wiederverheiratete Paar Humberto und Claudia hatte am Montag bei ihrem Zeugnis angegeben, zunächst unter dem Ausschluss von den Sakramenten gelitten zu haben. Später hatten die beiden sich erneut der Kirche angenähert und begonnen, sich ehrenamtlich um Randgruppen zu engagieren; wie sie erklärten, könnten sie auf diese Weise durch die Begegnung mit den Benachteiligten und im Dienst an ihnen "an der Kommunion teilhaben".
Zu der in Italien derzeit laufenden Diskussion um die gesetzlichen Regelung der Adoption durch gleichgeschlechtlicher Partnerschaften erklärte der Papst, er mische sich nicht in italienische Politik ein und habe den Bischöfen Italiens gesagt, sie sollten den Umgang diesbezüglich unter sich ausmachen. Er vertrete bei dem Thema das, was die Kirche insgesamt dazu denke, so der Papst und erinnerte auf Nachfrage daran, dass Politiker - zumal katholische Politiker - ihrem Gewissen entsprechend abstimmen sollten; dieses müsse natürlich "gut gebildet" sein.
Missbrauch "monströses Verbrechen"
Von Bischöfen, die sexuellen Missbrauch durch Kleriker vertuschen, erwarte er den Rücktritt, erklärte der Papst. Jeder Bischof, der einen Missbrauchstäter lediglich in eine andere Pfarrei versetze, zeige dadurch, dass er keine Ahnung davon habe, worum es gehe. Missbrauch sei ein "monströses Verbrechen".
Ausdrücklich lobte Franziskus den Beitrag des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger zur Aufklärung und Bestrafung eines der schlimmsten Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Ratzinger hatte seinerzeit als Zuständiger in der römischen Glaubenskongregation und später als Papst dafür gesorgt, dass der vielfache Missbrauchstäter und Ordensgründer Marcial Maciel (1920-2008) die letzten Jahre seines Lebens ohne kirchliche Würden zurückgezogen in einem Kloster verbringen musste.
Verhütung bei Zika verantwortbar
Den Gebrauch von Verhütungsmitteln angesichts der Zika-Seuche bezeichnete der Papst als moralisch prinzipiell verantwortbar. Bei diesem Thema gebe es einen grundsätzlichen Unterschied zur Abtreibung, denn diese sei immer ein "absolutes Übel", erklärte Franziskus. Verhütung hingegen könne in Ausnahmefällen erlaubt sein.
Franziskus erinnerte in diesem Zusammenhang an eine Entscheidung von Paul VI. in den 1960er Jahren. Dieser hatte Ordensfrauen im damaligen Belgisch-Kongo den Gebrauch von Verhütungsmitteln gestattet, um sich gegen unerwünschte Schwangerschaften als Folge drohender Vergewaltigungen durch Soldaten im Kongokrieg zu schützen. Nach katholischer Lehre ist der Gebrauch von Verhütungsmitteln zur Verhinderung von Schwangerschaften eine Sünde. Paul VI. hatte dies 1968 in der Enzyklika "Humanae vitae" festgelegt.
Trump "nicht christlich"
Seinerseits kritisierte der Papst den republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump scharf. Dessen Vorschlag, eine Mauer zwischen Mexiko und den USA zu bauen und elf Millionen Immigranten auszuweisen, nannte er "nicht christlich". Er wolle sich nicht in die US-Politik einmischen und sagen, ob man Trump wählen solle oder nicht, betonte Franziskus. Aber er könne sehr wohl sagen, dass es nicht christlich sei, um jeden Preis Mauern zu bauen und keine Brücken.
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Weitere Beiträge zur Mexikoreise unter www.kathpress.at/mexiko
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