Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. sind den ersten Schritt auf einem gemeinsamen Weg gegangen
So der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki
28. FEBRUAR 2016 Mgr. Stanisław Gądecki / Catholic Church England And Wales - Mazur/Catholicnews.Org.Uk, CC BY-NC-SA 2.0
„Man kann eine 1000-jährige Spaltung nicht durch eine Begegnung überwinden, aber man kann die Entfernungen verringern“, erklärte Erzbischof Stanisław Gądecki, Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz.
Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. dankten Gott für ihre erste Begegnung. Sie wiesen darauf hin, dass diese in einer neuen Welt stattgefunden habe, also weit entfernt von den Streitereien der alten Welt.
Erzbischof Stanisław Gądecki, der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, weist darauf hin, dass diese Begegnung das erste Treffen von Oberhäuptern der Römisch-Katholischen Kirche und der Russisch Orthodoxen Kirche seit der fast 1000 Jahre währenden Kirchenspaltung gewesen sei. Es sei keine Begegnung mit der Orthodoxie im Allgemeinen gewesen, wozu es seit den Zeiten des II. Vatikanischen Konzils schon oft gekommen sei, beispielsweise mit den Patriarchen von Konstantinopel, sondern eine Begegnung mit der russischen Orthodoxie. Wichtig sei es aber auch, so der Metropolit von Posen, dass man die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Orthodoxen unterstrichen habe, welche durch die Tradition der ersten zehn Jahrhunderte verbunden seien, seit fast 1000 Jahren aber durch den Bruch der eucharistischen Gemeinschaft getrennt seien.
„In der Erklärung, die 30 Punkte enthält, drücken Papst Franziskus und Patriarch Kyrill ihren Wunsch nach Wiederherstellung der Einheit aus. Der polnische Geistliche Prof. Waldemar Chrostowski hofft, dass wir mit der Hilfe Gottes den Moment erleben werden, in dem Patriarch Kyrill I. die Schwelle des Petersdoms in Rom überschreitet, und der Papst durch die Türen der orthodoxen Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau tritt“, sagte der Metropolit von Posen.
Erzbischof Gądecki schaut mit Zuversicht in die Zukunft und betonte, dass man in der unterzeichneten Erklärung über die gemeinsame Zusammenarbeit von Katholiken und Orthodoxen spreche, was die Gegensätze überwinde. „Bisher ist es für katholische Priester in Russland manchmal schwierig, eine harmonische Zusammenarbeit mit orthodoxen Priestern zu festigen. Doch trotz anhaltender Hindernisse rufen beide – Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. – ihre Mitgläubigen dazu auf, als Antwort auf die Anforderungen der heutigen Welt ein gemeinsames Zeugnis des Evangeliums zu geben. Sie erinnern dabei auch an neue Formen der Diskriminierung in den säkularisierten Gesellschaften Osteuropas, die einst von atheistischen Regime befreit wurden. Sie weisen auf die Bedrohung der Religionsfreiheit hin, die genau in Form dieser neuen Diskriminierungen stattfinde. Die politischen Kräfte, die sich von der Ideologie des Laizismus steuern lassen, versuchten häufig, Christen an den Rand des öffentlichen Lebens zu drängen. Die europäische Integration habe einerseits Hoffnungen geweckt, aber nun müsse man aufpassen, dass dies nicht zur Missachtung der Religionsfreiheit führe, so der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz.
Mit Bezug auf die heutige geopolitische Situation betonte Erzbischof Gądecki, dass es wichtig sei, die verfolgten Christen in Syrien, im Irak und in anderen Ländern des Nahen Ostens oder Nordafrikas zu beachten, welche die bisher von ihnen bewohnten Gebiete in großer Zahl verlassen; internationale Solidarität, Zusammenarbeit und humanitäre Hilfe für diese Menschen und für Flüchtlinge sei dringend erforderlich, man müsse ihnen eine sichere Heimkehr möglich machen. „Beide Oberhäupter rufen dazu auf, Konflikte durch Verhandlungen zu lösen und dem Terrorismus ein Ende zu machen. Dies ist, wie man weiß, eine sehr komplizierte Sache. Sie unterstreichen auch die Notwendigkeit des interreligiösen Dialogs, der Achtung gegenüber Gläubigen anderer Religionen und verurteilen Verbrechen, die vorgeblich ‚im Namen Gottes‘ ausgeführt werden“, betonte Erzbischof Gądecki.
Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz wies darauf hin, dass das die beiden Kirchen verbindende Konzept der Familie sich auf die Ehe zwischen Mann und Frau stützte und offen für die Geburt und die Erziehung von Kindern sei. Die Erklärung drücke ein Bedauern über die Gleichstellung dieses Konzepts der Familie mit anderen Beziehungsformen aus, bei denen es sich nicht um Familien handle. Das Dokument rufe auch zur Achtung vor dem Leben auf und wende sich gegen Abtreibung, Sterbehilfe, sowie medizinische Techniken der künstlichen Befruchtung.
Die Erklärung drücke außerdem die Hoffnung aus, dass die gemeinsame Begegnung zur Versöhnung zwischen Griechisch-Katholischen und Orthodoxen beitragen werde. „Das heißt, obwohl die alte Methode des „Uniatismus“, die manche Gruppen von ihren Kirchen trennte, nicht zur Wiederherstellung der Einheit führte, haben die Gemeinschaften, die dadurch entstanden sind – also auch die Griechisch-Katholischen – ein Existenzrecht und das Recht, sich um die geistigen Bedürfnisse ihrer Gläubigen zu kümmern; während die Orthodoxen und die Griechisch-Katholischen sich versöhnen und Formen des Zusammenlebens finden sollten. Es scheint mir, dass dies ist eine wirklich historische Aussage ist, die für die Griechisch-Katholischen eine große Erleichterung bedeutet. Bei diesem Werk der Versöhnung sollten die dortigen Katholiken mithelfen“, unterstrich der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz.
Hinsichtlich der Worte von Pater Federico Lombardi, des Vatikan-Pressesprechers, bemerkte Erzbischof Gądecki: „Wir fühlen, dass wir das Ziel, das der Ausgangpunkt der Bestrebung zur Einheit ist, erreicht haben. Wenn wir eine gemeinsame Begegnung in Rom und in Moskau erleben werden, dann werden wir auch die gemeinsamen Anstrengungen sehen, die für die Evangelisierung gemeinsam unternommen wurden. Dann werden wir voll der Dankbarkeit für dieses Treffen sein, das der erste Schritt auf diesem Weg war.“
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