Besucht Papst Franziskus die blutige Front der Christenverfolgung? 4. März 2016
Besucht Papst Franziskus Pakistan und die verfolgten Christen? (Rom) Papst Franziskus will nach Pakistan reisen, das asiatische Land zwischen China, Indien, Afghanistan, Iran und dem Arabischen Meer, wo die christliche Minderheit schwer zu leiden hat. Die Nachricht wurde gestern überraschend von der Vereinigung christlicher Pakistaner in Italien bekanntgegeben.
Die Einladung, Pakistan zu besuchen, hatte Premierminister Nawaz Sharif ausgesprochen. Überbracht wurde sie dem Papst am vergangenen Mittwoch im Rahmen einer kurzen Begegnung des katholischen Kirchenoberhaupts mit zwei pakistanischen Ministern.
„Wir haben den ihn eingeladen, und der Papst hat angenommen“
Die Minister wurden von Erzbischof Joseph Coutts von Karatschi begleitet. Zur Begegnung kam es am Ende der Generalaudienz. Vermittelt wurde sie durch das internationale katholische Hilfswerk Kirche in Not und stand im Zusammenhang mit dem fünften Jahrestag der Ermordung des katholischen Märtyrers Shahbaz Bhatti.
Bhatti, der Minister in der pakistanischen Bundesregierung für die Minderheiten des Landes war, wurde 2011 von islamischen Terroristen ermordet, weil er sich für die Freilassung der katholischen Familienmutter Asia Bibi eingesetzt hatte. Asia Bibi wurde 2009 wegen angeblicher Beleidigung des Islam verhaftet und zum Tode verurteilt. Seither wartet sie im Gefängnis auf ihre Hinrichtung.
„Wir sind nach Rom gekommen, um den Heiligen Vater nach Pakistan einzuladen, und er hat die Einladung angenommen“, sagte Kamran Michael, Bundesminister für Häfen und Schiffahrt, im Anschluß an die Generalaudienz. Michael, selbst Katholik, ist derzeit der einzige Christ in der pakistanischen Bundesregierung. Mit ihm kam Sardar Muhammad Yousaf, der Bundesminister für religiöse Angelegenheiten nach Rom. „Premierminister Sharif schätzt den Papst sehr und wünscht mit Nachdruck, ihn in Pakistan begrüßen zu können. Wir sind sicher, daß der Papst einen wichtigen Beitrag zum interreligiösen Dialog leisten kann“, so Michael.
Zurückhaltung des Vatikans
Wird Papst Franziskus tatsächlich eine Reise an eine so heiße und blutige Front antreten? Die zurückhaltende Reaktion der pakistanischen Bischöfe und der Umstand, daß Radio Vatikan nicht über die Einladung berichtete, läßt erkennen, daß noch keine Entscheidung gefallen ist.
Erzbischof Coutts, der auch Vorsitzender der Pakistanischen Bischofskonferenz ist, meinte: „Der Besuch wäre ein großer Segen. Wir werden sehen.“ Mehr wollte er nicht dazu sagen.
Franziskus wäre nicht der erste Papst, der das südasiatische Land besucht. 1981 legte Papst Johannes Paul II. bei einer Asienreise eine Etappe am Hindus ein. Vor 35 Jahren waren die inneren Verhältnisse jedoch ganz andere. Damals gab es das berüchtigte Anti-Blasphemiegesetz noch nicht und der Einfluß der Islamisten war nicht annähernd so groß wie heute.
Neben dem Christen Shahbaz Bhatti wurde 2011 auch der moslemische Gouverneur des Punjab, Salman Taseer von Islamisten ermordet. Taseer hatte sich ebenfalls für Asia Bibi eingesetzt und eine Änderung des Anti-Blasphemiegesetzes gefordert. Sein Mörder, Mumtaz Qadri, wurde vor wenigen Tagen hingerichtet. Das war eine „Demonstration der Stärke“ durch die pakistanische Regierung, hieß es am Mittwoch in der pakistanischen Delegation in Rom, denn im Vorfeld war es zu heftigen islamistischen Protestkundgebungen und Drohungen gekommen.
„Positive Signale“
Die Kirche könne die Todesstrafe nicht gutheißen, so Erzbischof Coutts. Wichtig sei jedoch, daß der Oberste Gerichtshof den Einspruch gegen die Exekution ablehnte, der damit begründet worden war, daß selbst Kritik am Anti-Blasphemiegesetz eine „Beleidigung des Islams“ sei. Im Umkehrschluß sollte damit der Mord an Taseer als „gerechte Tat“ hingestellt werden.
Diese These sei in Pakistan sehr verbreitet und wurde auch im Zusammenhang mit dem Mordanschlag auf Shahbaz Bhatti vorgebracht. Die Entscheidung des Obersten Gerichtshof habe dem „nun endlich einen ersten Riegel vorgeschoben“, so der Erzbischof, der noch von einem weiteren „positiven Signal“ berichten konnte.
„Seit Jahren pochen wir darauf, daß die Aufwiegelung zum Haß gegen Nicht-Moslems in den Schulbüchern aufhören muß. Anfang Februar hat die Regierung endlich zugesichert, sich der Sache anzunehmen. Ebenso soll die Verbreitung von Haßparolen über die Lautsprecher der Moscheen unterbunden werden. Sollte die Regierung ihr Wort halten, wäre das ein wichtiger Schritt.“
Besorgt zeigte sich Erzbischof Coutts über die realistische Möglichkeit, daß sich die die „ohnehin zahlreichen islamistischen Gruppen in Pakistan“ mit Terrorgruppen wie dem Islamischen Staat (IS) und deren Organisations- und Propagandaapparat zusammenschließen könnten. „Deshalb ist die Erziehung für uns das zentrale Feld, auf dem wir sie bekämpfen müssen.“
In Pakistan leben mehr als drei Millionen Christen. Etwa 77 Prozent der Bevölkerung sind Sunniten, die den Ton im Land angeben. 19 Prozent sind Schiiten, 1,9 Prozent Hindus, 1,7 Prozent Christen, 0,04 Prozent Sikhs. Parallel zum antisowjetischen Kampf in Afghanistan erfolgte eine schrittweise Islamisierung Pakistans. In den vergangenen Jahren eskaliertedie Gewalt gegen Christen und andere ethnische und religiöse Minderheiten dramatisch. http://www.katholisches.info/2016/03/04/...stenverfolgung/ Text: Giuseppe Nardi Bild: AsiaNews
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