„ Fastenexerzitien der Römischen Kurie mit Papst Franziskus– Päpstlicher Exerzitienmeister mit „inakzeptablem Kirchenbild“? 8. März 2016 12
Fastenexerzitien der Römischen Kurie mit Papst Franziskus (Rom) Vom 6. bis 11. März finden die diesjährigen Fastenexerzitien für die Römische Kurie statt. Sie werden im Auftrag des Papstes von Pater Ermes Ronchi aus dem Servitenorden gepredigt. Papst Franziskus nimmt selbst an den Exerzitien teil, die erneut im Exerzitienhaus des Divin Pastore in Ariccia außerhalb von Rom stattfinden. » Laut Radio Vatikan behauptete der Pater Ronchi, die Kirche habe lange Zeit einen von Angst geprägten Glauben vermittelt. „Mit Staunen haben wir die Ausführungen von Pater Ronchi gelesen“, so die traditionsverbundene Seite Messa in Latino.
Schlechtes Paradigma Schuld/Strafe statt Blüte/Fülle?
Laut Pater Ronchi lehre Jesus, daß es nur einen Weg gebe, die Angst zu besiegen, „den Glauben“. Es sei daher Aufgabe der Kirche, von der Angst zu befreien, „die uns verschiedene Masken anziehen läßt gegenüber unseren Familienangehörigen, unseren Mitarbeitern, unseren Oberen.“
Wer den Glauben weitergebe, müsse dazu erziehen, keine Angst zu haben, „und nicht Angst machen“. Die Kirche habe lange Zeit den Menschen „Angst gemacht“. Sie habe einen „von Angst geprägten Glauben vermittelt, der um das Paradigma Schuld/Strafe kreiste, anstatt um einen Glauben von Blüte und Fülle.“
Servitenpater Ermes Ronchi predigt die Fastenexerzitien für die Römische Kurie und den Papst Die Angst sei in Adam entstanden, weil er sich „die Barmherzigkeit und deren Frucht, die Freude, nicht einmal vorstellen konnte.“ Und weiter: „Die Angst bringe jedoch ein trauriges Christentum hervor, einen freudlosen Gott.“
Ebenso meinte Pater Ermes Ronchi: „Von der Angst befreien, heißt, aktiv daran zu wirken, diesen Schleier der Angst zu lüften, der auf den Herzen vieler Menschen liegt: die Angst vor dem Anderen, die Angst vor dem Fremden.“ Das Ziel müsse es sein, von der „Feindseligkeit, die auch instinktiv sein kann, zur Gastfreundschaft, von der Fremdenfeindlichkeit zur Fremdenfreundlichkeit überzugehen […] und die Gläubigen von der Angst vor Gott zu befreien, wie es im Laufe der ganzen heiligen Geschichte seine Engel getan haben: Engel sein, die von der Angst befreien.“ Soweit Pater Ermes Ronchi an die Römische Kurie und Papst Franziskus.
Die Mär von der „Drohbotschaft“ eine Form der Realitätsverweigerung
Dazu kommentierte Messa in Latino: „Mit aller Demut müssen wir gestehen, daß es sich um theologische Erkenntnisse handelt, die wir nicht besitzen. Es mag außer Zweifel stehen, daß im Laufe der Kirchengeschichte auch viele Kirchenvertreter Fehler gemacht haben, doch scheint diese Selbstanklage, diese Anklage der Kirche wenig innovativ und zielführend. Sollte Pater Ermes vielleicht die Gottesfurcht und das Schuldbewußtsein des sündigen Menschen mit der von ihm beschriebenen Angst verwechselt haben? Gottesfurcht, aber auch Angst um das eigene Seelenheil wegen der eigenen Sünden, sind im Normalzustand im wahrsten Sinne des Wortes heilsam, da sie zu Reue, Umkehr und Buße führen. Diese heilsame Gottesfurcht, die das Gewissen bewegt, als „Angst“ austreiben zu wollen, hieße, dem Menschen einen Bärendienst zu leisten. Der Mensch ist nicht auf Erden, um einen Spaß zu haben oder ständig Happy zu sein. Seine Aufgabe ist die Anbetung Gottes. Sein Ziel muß es sein, das ewige Leben zu gewinnen. Pater Ermes wärmt den Vorwurf von der Drohbotschaft statt der Frohbotschaft auf. Wie stichhaltig war jedoch der Vorwurf, als er vor einigen Jahrzehnten auftauchte? Und wie stichhaltig ist er heute? Oder verbarg sich dahinter nicht vielmehr immer schon eine andere Theologie? Vertritt auch Pater Ermes dieses „andere“ Theologie einer Vorwegnahme des Himmels auf Erden, jener Versuchung, in der die anthropozentrische Wende kulminiert? In Wirklichkeit, wie die Heilige Schrift lehrt, muß der Glauben erschüttern. Die Schuld und die Strafe sind Realitäten, die Konsequenzen individueller menschlicher Entscheidungen und Handlungen sind. Man kann sie nicht einfach in einem Wortspiel auflösen. Das wäre eine Form der Realitätsverweigerung.“
„Die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche als Lehrmeisterin der Angst?“
Martin Luther sei von einer pathologischen Angst getrieben gewesen, die nichts mehr mit angemessener Gottesfurcht zu tun hatte. Um diese Angst kontrollieren zu können, habe er die gesamte christliche Lehre umgestürzt, um sie willkürlich wieder zusammenzusetzen. Dazu mußte er die Freiheit des Menschen und dessen Verantwortung für seine Taten leugnen. Der Schrift von Erasmus von Rotterdam „Über den freien Willen“ hielt Luther seine Schrift „Über den geknechteten Willen“ entgegen und behauptete, jeder sei, egal was er auch mache, von Gott schon für Himmel oder Hölle vorherbestimmt. Das eigene Tun spiele daher keine Rolle, weil es keine persönliche Verantwortung gebe. Will Pater Ermes eine solche Flucht vor der Angst lehren? Will er ein emotionsgeladenes, aber wenig wirklichkeitstaugliches Wohlfühlchristentum fördern? Oder will er jenen nach dem Mund reden, die schon in den 1970er Jahren auf den Zug der „Drohbotschafts“-These aufsprangen, weil sie die Kirche nicht mehr als Lehrmeisterin anerkennen wollten?
„Es ist für mich unverständlich, wie man sich die Kirche, die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche als Lehrmeisterin der Angst und des Terrors vorstellen kann, eine Kirche, die sozusagen durch Jahrhunderte die Wahrheit versteckte. Nein, eine solche Behauptung ist inakzeptabel“, so die Seite Begoglionate.
Text: Giuseppe Nardi Bild: Youtube/Radio Vatikan (Screenshots)
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