Das Wunder von den „heiligen Dornen” (Zweiter Teil) Am 25. März 2005 wurden das Phänomen des „Blühens“ der in Andria und in San Giovanni Bianco aufbewahrten Reliquien einer strengen Kontrolle unterzogen
San Giovanni Bianco / Wikimedia Commons - Kweedado2, CC BY-SA 3.0
Wissenschaftler katalogisierten mehr als 700 „heilige Dornen” in aller Welt. Viele davon sind Fälschungen und werden insofern als „Reliquien zweiter Kategorie“ klassifiziert, als sie der Krone nicht entnommen, sondern nur auf diese gelegt und daher durch Kontakt zu Reliquien wurden.
In Italien gibt es sehr viele davon; sie werden in Kirchen und Heiligtümern aufbewahrt. Allen wird eine Wunderkraft zugeschrieben. Die bekanntesten sind jedoch die in Andria und San Giovanni Bianco untergebrachten.
In Andria befindet sich der „heilige Dorn“ in einem wunderbaren Reliquienschrein der Kathedrale. Die in Apulien gelegene Stadt erhielt ihn im Jahr 1308 von der Gräfin Beatrix von Anjou, der Tochter Karls II., anlässlich deren Hochzeit mit Bertrando Del Balzo, des Sohnes von Ugo und Grafen von Andria.
In San Giovanni Bianco, einem Dorf der Val Brembana in der Provinz Bergamo, ist der heilige Dorn in der Pfarrkirche aufbewahrt. An diesen Ort brachte ihn im Jahr 1495 Vistallo Zignoni, ein unerschrockener Soldat im Dienste der Serenissima. Während der Schlacht von Fornovo vom 6. Juli 1495 gegen das Heer des französischen Königs Karl VIII. nahm Vitstallo Zignoni den Sekretär des Königs gefangen und beschlagnahmte ein Kästchen mit zahlreichen Reliquien. Dieses Kästchen wurde dann als Kriegsbeute dem venezianischen Senat übergeben. Zuvor entnahm Zignoni jedoch eine der Reliquien, einen „heiligen Dorn“ und schenkte ihn dem Pfarrer von San Giovanni Bianco. In diesem Augenblick wurde der heilige Dorn zum Mittelpunkt einer bis zum heutigen Tag noch sehr intensiven großen Verehrung im gesamten Tal.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Phänomen des „Blühens“ mit freiem Auge und anhand primitiver Instrumente untersucht. Am 25. März 2005 wurden die beiden Reliquien einer strengen Kontrolle unterzogen.
Der Bischof von Andria, Msgr. Raffaele Calabro, hatte eine theologische und eine wissenschaftliche Kommission nominiert, um eine Beobachtung des Phänomens mit höchster Aufmerksamkeit zu ermöglichen. Der wissenschaftlichen Kommission gehörten unter anderem fünf Ärzte an. Darüber hinaus waren zwei große Leinwände in der Piazza Duomo und der Piazza Caturna aufgestellt worden, sodass die Menschen über eine Liveübertragung im Fernsehen daran teilnehmen konnten.
Das Phänomen vollzog sich pünktlich. Am Tag danach, dem 26. März, bestätigte der Bischof von Andria den in der Kathedrale versammelten Gläubigen offiziell, dass das Wunder vollbracht war und verlas das notarielle Protokoll öffentlich. Anschließend widmete er dem Ereignis eine Sonderausgabe der diözesanen Wochenzeitschrift „Insieme“ mit einer Berichterstattung über die Begebenheiten, Protokollen der an dem heiligen Dorn von der wissenschaftlichen Kommission festgestellten Veränderungen und einer Dokumentation durch zahlreiche Fotos. In einem Artikel erinnerte Msgr. Calabro bewegt an seine unmittelbare Erfahrung. Unter anderem hielt er dies mit den folgenden Worten fest:
„Ich selbst war Augenzeuge des ergreifendsten Momentes, der mehr als drei Stunden lang dauerte. Es handelte sich um das ‚Zusammenrollen‘ (um einen volkstümlichen Ausdruck zu gebrauchen) des heiligen Dorns. Dieser wirkte dabei nicht wie ein gewöhnlicher Dorn, sondern eher wie der Stängel einer Pflanze, der von einer geheimnisvollen Kraft, ähnlich eines kleinen „Erdbebens“, durchzogen wurde.
In San Giovanni Bianco war die Erscheinung in 2005 weniger ausgeprägt. In den Tagen zuvor hatten die lokalen Zeitungen eindringlich von den Geschehnissen des Jahres 1932 berichtet, als 200.000 Pilger gekommen waren. Aus diesem Grund bestand eine sehnsüchtige Erwartungshaltung. Die Bevölkerung reagierte daher ein wenig enttäuscht. Wie den Akten der vom Bischof gegründeten wissenschaftlichen Kommission, bestehend aus dem Weihbischof von Bergamo Msgr. Lino Belotti, dem Dorfpfarrer Don Giuseppe Minelli, der Gerichtsmedizinerin Dr. Barbara Cancelli, dem Leiter des naturwissenschaftlichen Museums von Bergamo Dr. Marco Valle und dem Professor für Geschichte des Priesterseminars von Bergamo Don Goffredo Zanchi zu entnehmen ist, vollzogen sich allerdings auch bei diesem Anlass klare und eindeutige Veränderungen an dem Dorn. Das Phänomen erstreckte sich in San Giovanni Bianco sogar über einen längeren Zeitraum als gewöhnlich.
Dazu äußerte sich Ing. Giovanni Milesi, Forscher zum heiligen Dorn und Kommissionsmitglied, folgendermaßen: „Die Farbe des heiligen Dorns veränderte sich auch am 2. April, dem Todestag Johannes Pauls II. Während Johannes Paul II. im Sterben lag, verfärbte sich der Dorn laut vielen Augenzeugen in eine Art Granatrot, das sich am Sonntag, dem 3. April, noch weiter vertiefte.“
Am vergangenen 25. März war die Beobachtung des Phänomens von noch größerer Präzision und wissenschaftlicher Gültigkeit. Das Wunder manifestierte sich mit einer Klarheit und Stärke, die in der anwesenden Menschenmenge sowohl in Andria als auch in San Giovanni Bianco Applaus und Tränen der Rührung hervorrief, während es die Glocken der gesamten Bevölkerung kundtaten. Daher sprachen die verantwortlichen Bischöfe in den jeweiligen Diözesen in ihren Mitteilungen klar und entschlossen von einem authentischen „Wunder“.
(Der erste Teil erschien am gestrigen Donnerstag, dem 31. März 2016) https://de.zenit.org/articles/das-wunder...n-zweiter-teil/ [Übersetzt aus dem Italienischen von Sarah Fleissner]
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