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  • 02.04.2016 00:21 - Echte und falsche Barmherzigkeit
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Echte und falsche Barmherzigkeit
Peter von Steinitz | 01/04/16


Seit Jahren tobt in Syrien und anderen Ländern des Nahen Ostens ein unbarmherziger und zugleich sinnloser Krieg, der in der letzten Zeit sich nach und nach auf Europa ausdehnt. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

In diesem Jahr hat die Kirche, hat der Hl. Vater immer wieder die Barmherzigkeit Gottes beschworen, die unsere einzige Rettung ist. Es ist nämlich nicht unmöglich, dass die Menschen den Spieß umdrehen und das Wort Jesu befolgen: „Seid barmherzig wie euer Vater im Himmel barmherzig ist!“ (Lk 6,36)

Wie recht hatte doch der hl. Johannes Paul II., als er kurz vor seinem Tod den so genannten Barmherzigkeitssonntag einführte, der am Sonntag nach Ostern in der ganzen Kirche begangen wird. Für unsere unbarmherzige Welt in der Tat bitter notwendig.

Barmherzigkeit (im Lateinischen Misericordia: darin steckt das Wort miser = elend und cor = Herz) ist gewissermaßen eine der Haupteigenschaften Gottes – auch die Muslime sprechen von „Gott, dem Allerbarmer“ – und schon im Alten Testament zeigt der allmächtige Gott, wie sehr er die Menschen liebt, die ihn so oft enttäuschen, und wie er immer wieder Barmherzigkeit zu üben bereit ist.

In ergreifender Weise spricht Gott durch den Propheten Hosea davon, wie seine Barmherzigkeit gewissermaßen im Streit liegt mit seiner Gerechtigkeit, und wie die Barmherzigkeit trotz aller Undankbarkeit der Menschen obsiegt.

„Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb, ich rief meinen Sohn aus Ägypten. Je mehr ich sie rief, desto mehr liefen sie von mir weg. Sie opferten den Baalen und brachten den Götterbildern Rauchopfer dar. Ich war es, der Efraim gehen lehrte, ich nahm ihn auf meine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, dass ich sie heilen wollte. Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe. Ich war für sie wie die (Eltern), die den Säugling an ihre Wangen heben. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen. Wie könnte ich dich preisgeben, Efraim, wie dich aufgeben, Israel? Wie könnte ich dich preisgeben wie Adma, dich behandeln wie Zebojim? Mein Herz wendet sich gegen mich, mein Mitleid lodert auf. Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken und Efraim nicht noch einmal vernichten. Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte…“ (Hos 11,1-4.7-9)

So aktuell wie der Barmherzigkeitssonntag, so aktuell ist auch das, was Gott durch den Propheten Hosea uns Menschen zum Vorwurf machen kann. Auch heute bringen wir den Götterbildern Rauchopfer dar. Für die Götzen Geld, Sex und Gewalt ist uns kein Opfer zu groß. Und auch wir opfern den Baalen. In der alten Zeit warfen die Menschen ihre Kinder in den Feuerofen des Baal und des Moloch.

Heute werden sie – allerdings in viel größerer Zahl – in den Abtreibungskliniken getötet, in sauberen Kitteln und ganz aseptisch. Eine unglaubliche Zahl von Kindern, jeden Tag etwa 10 Klassenzimmer, sagte einmal Kardinal Meisner. Der Kölner Erzbischof fährt fort, die Liberalisierung des Paragraphen 218 im Jahr 1995 habe eine de-facto-Freigabe der Abtreibung gebracht. „Damit haben wir die Gesellschaft auf einen Weg in das Unmenschliche, in die Barbarei geführt.“

Wir brauchen also den Blick gar nicht so weit gehen zu lassen. In Syrien wird die Gewalt irgendwann enden, aber bei uns ist kein Ende abzusehen. Ja, schlimmer: das Übel nimmt zu.

Ohne dem Kultur-Pessimismus das Wort reden zu wollen, muss man leider feststellen, dass sich im Laufe der letzten 50 Jahre eine stetige Abwärtsentwicklung erkennen lässt.

In der Aufbruchszeit nach dem Ende des 2. Weltkriegs, und nachdem die menschenverachtende Herrschaft der Nazis zu Ende gegangen war, hatte man in Deutschland in der Öffentlichkeit ein vergleichsweise hohes moralisches Niveau. Abtreibung oder gar Euthanasie waren undenkbar – das machten ja die Nazis.

Aber hier zeigte sich bald die Macht des Geldes. Mit diesen Dingen, Abtreibung und neuerdings auch PID u.a., lässt sich unendlich viel Geld verdienen. Die moralische Hemmschwelle musste also beseitigt werden. Wie machte man das? Wie hat man die Auffassungen der Bürger verändert? Man appellierte nicht an die Vernunft, denn es ist unvernünftig, Kinder im Mutterschoß zu töten.

Es wurde das Gefühl angesprochen, das sich ja, wenn es sehr stark gereizt wird, über den Verstand und den Willen hinwegsetzt. Die Methode war infam: man sprach das Mitgefühl der Menschen an. Es wurden einzelne Fälle vorgeführt (im Fernsehen und in den Printmedien), aus denen hervorging, dass es für eine junge Frau, die ungewollt Mutter wurde, sehr schwer, ja unzumutbar war, das Kind auszutragen. Anfangs sprach man noch von Schwangerschaftsunterbrechung, so als ob man die Schwangerschaft wieder aufnehmen könnte, wenn die Probleme überwunden sind.

Viele brave Zeitgenossen ließen sich tatsächlich von falschem Mitleid rühren („das arme Mädchen, seine ganze Zukunft ist verbaut!“) und stimmten zu. Was umso leichter war, als man ja den barbarischen Vorgang der Kindestötung nicht sah (im Fernsehen wurde der Film „Der stumme Schrei“, der eine Abtreibung zeigt, aus dem Programm entfernt).

Inzwischen sind mehr als fünfzig Jahre verstrichen. Die Saat ist aufgegangen. „Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären“ (Friedrich Schiller, Die Piccolomini, V, 1). Es war denn doch noch ein langer Weg von der anfänglich zurückhaltend und mit Einschränkungen zugelassenen Abtreibung bis zur heutigen, auch von vielen Christen akzeptierten Einstellung, die Frau habe ein Recht auf Abtreibung.

hier geht es weiter
https://de.zenit.org/articles/echte-und-...barmherzigkeit/



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