Priestergemeinschaft Sankt Martin bestätigt Generaloberen 5. April 2016
Priestergemeinschaft Sankt Martin (Paris) Das Generalkapitel der Priestergemeinschaft Sankt Martin (Communauté Saint-Martin) bestätigte Abbé Paul Préaux für ein weiteres Mandat von sechs Jahren als Generalmoderator (Generaloberen). Das Generalkapitel tagte am 4./5. April.
Ein vordringliches Ziel der neuen Amtszeit sei die von Rom gewünschte Einführung eines Propädeutikums, um die Seminaristen auf ihre Eignung zu prüfen. Zudem sollen die Bedürfnisse der Bischöfe stärker bei der Priesterausbildung berücksichtigt werden, um den „internationalen Charakter der Gemeinschaft mittelfristig“ auszubauen, wie es in einer Erklärung der Priestergemeinschaft heißt.
Vier Bischöfe, 94 Priester, 104 Diakone und Seminaristen
Die Priestergemeinschaft Sankt Martin wurde 1976 von Abbé Jean-François Guérin (1929-2005) gegründet. Guérin war Priester des Erzbistums Tours in Frankreich, aber auch Oblate der altrituellen Benediktinerabtei Fontgombault. Das erklärt das Charisma der von ihm gegründeten Priestergemeinschaft. Sie zelebriert im neuen Ritus jedoch in lateinischer Sprache mit Gregorianischem Choral und ad Deum, also ohne Volksaltar. Die Gemeinschaft stellt damit eine Sonderform unter den neurituellen Gemeinschaften dar. Zur besonderen Pflege der Liturgie gehört auch das gemeinschaftliche Chorgebet. Obwohl es sich um eine Gemeinschaft von Weltpriestern handelt, ist die Spiritualität stark benediktinisch geprägt.
Die erste kirchliche Anerkennung erfolgte 1979 durch den damaligen Erzbischof von Genua, Giuseppe Kardinal Siri. Das Generalhaus wurde 1993 nach Frankreich verlegt. 2000 erfolgte die päpstliche Anerkennung. Die Gemeinschaft untersteht der Kleruskongregation. Das Schwergewicht der Gemeinschaft liegt in Frankreich, wo sie in fünfzehn Diözesen vertreten ist. Weitere Niederlassungen gibt es in Italien und auf Kuba.
Die Gemeinschaft zählt heute 94 Priester und mehr als 100 Seminaristen. Vier Angehörige der Priestergemeinschaft wurden zu Bischöfen geweiht, darunter der amtierende Bischof von Bayonne, Msgr. Marc Aillet, der amtierende Bischof von Pamiers, Msgr. Jean-Marc Eychenne, und Titularbischof Msgr. Nicolas Thevenin, derzeit Apostolischer Nuntius für Guatemala.
Interesse an der Abtei Weingarten
2009 wollte die Gemeinschaft die von den Benediktinern aufgelassene Abtei Weingarten besiedeln. Das Kloster mit der Blutreliquie liegt auf einem Martinsberg. Mit ein Grund, weshalb die französische Priestergemeinschaft Interesse bekundet. Die entsprechenden Verhandlungen mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind seither zwar nicht abgebrochen, haben aber noch kein Ergebnis erbracht. Im Bistum „gibt es Zweifel“ an der „Eignung“ der Gemeinschaft, erklärte 2012 Bischof Gebhard Fürst. Das habe mit dem französischen Charakter der Gemeinschaft zu tun. Mehr noch wird der „konservative“ Charakter der Gemeinschaft und ihre liturgische Besonderheit als Grund für die schleppenden Gespräche vermutet.
Unterdessen dienen die leeren Mönchszellen seit August 2015 zur Unterbringung von Asylanten. Kloster Weingarten hat vorerst den Status einer Bedarfsorientierten Erstaufnahmeeinrichtung (BEA).
Wegen ihrer Nähe zur benediktinischen Spiritualität bemüht sich die Priestergemeinschaft Sankt Martin um die Übernahme und Wiederbelebung aufgelassener Benediktinerklöster. Seit 2014 befinden sich das Priesterseminar und das Generalhaus in der ehemaligen Benediktinerabtei von Évron. Im 7. Jahrhundert gegründet, fiel sie Ende des 18. Jahrhunderts der Französischen Revolution zum Opfer. 1803, als sich die Stürme abgeschwächt hatten, konnte die Kongregation der Schwestern der christlichen Liebe die ehemalige Abtei übernehmen und nach der Zerstreuung durch das Jakobinerregiment wieder sammlen, was von der Revolution noch übrig gelassen worden war. 2012 verkauften die Schwestern die ehemalige Abtei an die Priestergemeinschaft.
Abbé Paul Préaux ist der dritte Generalmoderator der Gemeinschaft.
Text: Giuseppe Nardi Bild: Gemeinschaft Sankt Martin (Screenshot)
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