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  • 09.04.2016 00:49 - 15 Jahre Haft in einem Arbeitslager in Nordkorea – für einen US-Studenten wird ein Albtraum wahr. Das Lagersystem der Diktatur ist berüchtigt.
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Von
Christian Bartlau
Aktualisiert am 18. März 2016, 14:04 Uhr


15 Jahre Haft in einem Arbeitslager in Nordkorea – für einen US-Studenten wird ein Albtraum wahr. Das Lagersystem der Diktatur ist berüchtigt.

Folter, Vergewaltigungen, schwere Arbeit, Essensentzug – all das ist Alltag für die Gefangenen in den Straflagern Nordkoreas. Die Zustände sind grausam, die Vereinten Nationen sprechen in einem Bericht von "krassen" Verstößen gegen die Menschenrechte.

In dieses System hineinzugeraten, muss ein Albtraum sein. Genau den erlebt gerade der 21-Jährige US-Student Otto Frederick Warmbier. Er soll eine Fahne aus seinem Hotel geklaut haben, ein Gericht verurteilte ihn wegen eines schweren Vergehens gegen den Staat zu 15 Jahren Arbeitslager.

Was nun genau mit dem jungen Mann passiert, ist schwer zu sagen. Das Regime hat das Land völlig abgeschottet, es gibt kaum gesicherte Informationen. Auch der Nordkorea-Beauftragte der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Arnold Fang, kann über das Schicksal von Otto Warmbier nur spekulieren. Im Gespräch mit unserem Portal erklärt Fang den Prozess und das brutale Lagersystem.

Eine harte Strafe
Falscher Ort, falsche Zeit – das gilt offenbar für den Fall Otto Warmbier. Allem Anschein nach wollte er sich nur ein ausgefallenes Urlaubs-Souvenir mitnehmen.

In einem Land wie Nordkorea eine schlechte Idee, die politische Großwetterlage erschwert die Situation. "Man kann die Möglichkeit nicht ausschließen, dass dieser Prozess ein politischer war", sagt Arnold Fang von Amnesty International. "Vor allem nach den schweren Sanktionen gegen Nordkorea nach dem jüngsten Atomtest."

Bild zu Nordkorea
Nordkorea feuert Raketen ab
Tests verschärfen Spannungen auf koreanischer Halbinsel.
Ein Gefangener als Faustpfand also? Es wäre nicht das erste Mal. "Es gab viele Fälle, in denen Amerikaner oder Kanadier gegen Geldzahlungen freigekommen sind", erklärt Fang.

Im Jahr 2009 musste Ex-Präsident Bill Clinton eigens nach Nordkorea reisen und Kim Jong-Il seine Aufwartung machen, um die Freilassung von zwei US-Reporterinnen zu erreichen.

Eine unsichere Zukunft
Selbst ein Blick in den Text der Verurteilung gibt Arnold Fang keinen definitiven Hinweis darauf, was mit Otto Warmbier geschieht. "Der Wortlaut würde bedeuten, dass er in einem normalen Gefangenenlager untergebracht wird."

Allerdings gebe es dabei ein Problem: Offiziell gibt es auch keine anderen Lager. Aber bei internationalen Menschenrechtsorganisationen und den Vereinten Nationen gilt als gesichert, dass ein System von besonderen Lagern für politische Gefangene existiert, die sogenannten "Kwanliso". Die UN schätzen, dass rund 100.000 Menschen in diesen Einrichtungen eingesperrt sind.

Auch wenn Arnold Fang nicht sicher sein kann, für wahrscheinlich hält er es nicht, dass der US-Student in so ein Lager eingeliefert wird. "Wenn Nordkorea sich entscheidet, ihn wieder freizulassen, wäre er ja ein Zeuge."

Wenn Warmbier also wirklich seine Strafe ableisten muss, dann in einem "normalen" Gefangenenlager. Eine gute Nachricht ist das nicht. "In jeder dieser Einrichtungen kann man Folter ausgesetzt sein, Zwangsarbeit oder sogar willkürlichen Exekutionen. Das können wir für kein Gefängnis in Nordkorea ausschließen", sagt Fang.

Die Lager, die es nicht gibt
Ganz besonders gilt das für die "Kwanliso", die Lager für die politischen Gefangenen, deren Existenz die Regierung leugnet. Sie dienen der Stabilisierung des diktatorischen Regimes von Kim Jong-Un, erklärt Arnold Fang.

"Dort werden die Leute weggesperrt, die als Staatsfeinde gelten. Dafür müssen sie nicht einmal ein Verbrechen begangen haben."

Noch immer kommt es dem UN-Bericht zufolge vor, dass dort Menschen in Sippenhaft genommen werden. Das kann sich über drei Generationen erstrecken, erklärt Fang. Tatsächlich gibt es Berichte über Minderjährige, die in einem "Kwanliso" landen, weil ihr Großvater zum Staatsfeind erklärt wurde.

Die Augenzeugenberichte, die im UN-Bericht über diese Lager gesammelt wurden, sind erschreckend. Ein Befragter sagte aus, er habe in seinen zehn Monaten Haft so wenig zu essen bekommen, dass er nur noch 36 Kilogramm gewogen habe. Um ein Geständnis von ihm zu erpressen, hingen ihn die Wächter kopfüber auf, tagelang.

Ein ehemaliger Lagerkommandant, mit dem Amnesty International sprechen konnte, berichtete, dass Sträflinge ihre eigenen Gräber ausheben mussten und mit Hammerschlägen in den Nacken hingerichtet wurden. So schlecht die Bedingungen schon in den normalen Gefängnissen in Nordkorea sind, für politische Gefangene sind sie noch schlimmer.

"Wir haben noch keine Ergebnisse vorzuweisen"
Die schrecklichen Verhältnisse in den Lagern sind breit dokumentiert. Neben den Berichten von UN, Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen gibt es Zeichnungen und Bücher wie "Flucht aus Lager 14", in dem Shin Dong-hyuk seine Geschichte erzählt.

Er wurde in einem Lager geboren, musste dort mitansehen, wie seine Mutter und sein Bruder hingerichtet wurden. Er konnte schließlich fliehen. Doch trotz aller Berichte und aller Bemühungen: "Ergebnisse haben wir noch nicht vorzuweisen", sagt Arnold Fang.

Amnesty International berichtete jüngst, dass die Lager sogar noch ausgebaut werden. Verlassen muss sich die Menschenrechtsorganisation dabei auf Satellitenbilder.

Bild zu Amnesty International, Kwanliso 16, Nordkorea
Ein Satellitenbild, dass das Lager Kwanliso 16 in Nordkorea zeigen soll. © picture alliance / dpa
Für Arnold Fang ist es deshalb wichtig, dass zuerst einmal mehr Informationen öffentlich werden. "Die Regierung muss es Organisationen wie den UN und Amnesty International erlauben, ins Land zu kommen."

Derzeit aber existiert nicht einmal für Nordkoreaner Informationsfreiheit. Handys und Videoaufnahmen müssen aufwendig ins Land und aus dem Land herausgeschmuggelt werden.

Besonders optimistisch ist Fang nicht: "Im Hintergrund gibt es Gespräche zwischen UN und Nordkorea. Aber die aktuelle Situation mit den Sanktionen und den Atomtests macht die Lage eher komplizierter."

VIDEO
http://www.gmx.net/magazine/politik/us-s...koreas-31432696





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