Fliegende Pressekonferenz des Papstes
Der Papst mit der Zeichnung eines Flüchtlingskindes - REUTERS
16/04/2016 18:29SHARE: EU-Flüchtlingspolitik, Amoris Laetitiae, Bernie Sanders: Das waren die Themen, zu denen Papst Franziskus auf dem Rückflug von Lesbos nach Rom am Samstagnachmittag den mitreisenden Journalisten Rede und Antwort stand. Der Papst war dabei noch spürbar unter dem Eindruck seines Besuchs im Flüchtlingslager Moira auf Lesbos: Er hätte „weinen können“ über die dort erlebten Begegnungen.
Der Papst zeigte den Reportern Bilder, die Kinder gemalt und ihm überreicht hatten: „Was wollen die Kinder? Frieden. Denn sie leiden.“ Auf einem der Bilder ist eine weinende Sonne zu sehen: „Wenn sogar die Sonne schon imstande ist, zu weinen“, kommentierte Franziskus, „dann steht uns selbst eine Träne ebenfalls gut an... Ich würde die Waffenhändler dazu einladen, einen Tag dort im Lager zu verbringen“; das wäre für sie „heilsam“.
Auf die zwölf mitreisenden syrischen Flüchtlinge angesprochen versicherte der Papst, das sei „eine rein humanitäre Sache“, damit verbinde sich „keinerlei politische Spekulation“. Die Idee dazu sei vor einer Woche unter einigen seiner Mitarbeiter im Vatikan aufgekommen, „und ich habe sie sofort akzeptiert“. Er habe „gesehen, dass es der (Heilige) Geist war, der da sprach“; die Aktion sei mit den griechischen und italienischen Behörden abgesprochen. Franziskus zitierte Mutter Teresa: „Mag sein, dass das nur ein Tropfen ins Meer ist – aber das Meer ist nach diesem Tropfen nicht mehr dasselbe.“
Bei der Auswahl der Flüchtlinge, die mit nach Rom durften, habe er „nicht die Wahl zwischen Christen und Muslimen getroffen“, berichtete Franziskus. „Diese drei Familien hatten ihre Papiere in Ordnung und konnten darum kommen. Auf der Liste standen auch zwei christliche Familien, aber deren Papiere waren nicht in Ordnung. Kein Privileg also.“ Die zwölf Flüchtlinge, um die sich der Vatikan kümmern will, seien „alle Kinder Gottes“.
Zur europäischen Flüchtlingspolitik sagte der Papst: „Ich verstehe die Völker, die eine gewisse Angst spüren. Ich verstehe das. Wir müssen bei der Aufnahme eine große Verantwortung zeigen, und einer der Aspekte besteht darin, wie man diese Menschen integrieren kann.“ Er wiederholte aber auch, dass er Mauern für „keine Lösung“ halte und Brücken weiterführten. „Wir müssen Brücken bauen, aber auf intelligente Weise, mit Dialog und Integration.“ Europa müsse „dringend eine Politik der Aufnahme, Integration, des Wachstums, der Arbeitsplätze und der Wirtschaftsreformen angehen“: All diese Punkte seien „Brücken“, die in die Zukunft reichten.
„Europa muss heute wieder die Fähigkeit zur Integration wiederfinden, die es immer hatte.“ Dass einige „in Europa geborene und aufgewachsene Menschen“, „Söhne oder Enkel von Migranten“, die Terroranschläge von Paris und Brüssel verübt hätten, zeige aus seiner Sicht, „dass es keine Politik der Integration gegeben hat“.
Franziskus ging bei der fliegenden Pressekonferenz auch auf das vor einer Woche veröffentlichte Apostolische Schreiben „Amoris Laetitia“ ein. Auf die Frage eines Journalisten, ob das Dokument zum Thema Ehe und Familie „neue Möglichkeiten für wiederverheiratete Geschiedene“
eröffnete, versetzte er: „Ich könnte schon sagen: Ja. Aber das wäre eine zu kurze Antwort.“ Wenn man die Einführung von Kardinal Schönborn zum Text lese, dann habe man die Antwort. Ein französischer Journalist hakte nach: Warum Franziskus das Thema Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene denn in einer Fußnote versteckt habe? Der Papst erläuterte, das habe er getan, „weil es schon in Evangelii Gaudium“, also dem programmatischen Apostolischen Schreiben von 2013, gestanden habe.
„Einer der letzten Päpste“ – gemeint war Benedikt XVI. – „hat, als er vom Konzil sprach, einmal gesagt, es habe eigentlich zwei davon gegeben, das Zweite Vatikanische Konzil und das Konzil der Medien. Als ich die erste Synode einberief, war das eine große Wahrheit. Und es hat mich verärgert und traurig gestimmt, weil die Medien nicht gemerkt haben, dass das mit der Kommunion gar nicht das (Haupt-) Problem von Familie und Kirche ist. Wir haben einen Geburtenrückgang, über den man nur weinen kann, Mangel an Arbeitsplätzen und Gehältern, so dass Mami und Papi beide arbeiten müssen, und die Kinder wachsen alleine auf. Das sind die großen Probleme.“
Kurz ging der Papst auch auf seine flüchtige Begegnung mit dem demokratischen Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders (USA) am Samstagmorgen in Rom ein. Er habe Sanders einfach nur „kurz begrüßt und seine Hand geschüttelt, sonst nichts“. „Das nennt man gute Manieren, es ist keine Einmischung in die Politik.“ Wer das anders sehe, dem empfehle er den Gang zum Psychiater. (rv 16.04.2016 sk) http://de.radiovaticana.va/news/2016/04/...papstes/1223442
Beliebteste Blog-Artikel:
|