Amoris Laetitia und die Reaktionen: Warnung vor "verkehrten Schlußfolgerungen Professor Stephan Kampowski im Gespräch über berühmte Fußnoten, die verwirrte Debatte um bestimmte Punkte des Papstschreibens – und eine verheißungsvolle Zukunft für die Kirche
.......Was sind für Sie die Höhepunkte des Schreibens? Welche Anliegen des Heiligen Vaters sind Ihnen besonders wichtig?
Man sieht ganz klar, dass das Problem der "wiederverheirateten" Geschiedenen nicht das Hauptthema des Schreibens ist. Es geht Papst Franziskus vielmehr darum, die gegenwärtige Familienkrise anzugehen, die sich darin ausdrückt, dass die jungen Menschen immer seltener überhaupt heiraten, dass immer weniger Kinder geboren werden und dass da, wo Kinder sind, diese oftmals ohne ihre Eltern aufwachsen müssen – wenn zum Beispiel beide vollzeitig arbeitstätig sind. Ehe und Familie werden nicht mehr als gute Nachricht wahrgenommen. Dennoch bleiben diese ohne Alternative (vgl. AL 52). Hier möchte der Papst die Perspektive des Evangeliums aufzeigen. Die Familie ist nicht in erster Linie ein Problem, sondern eine Chance (vgl. AL 7). Das Hauptschwierigkeit liegt in der Vermittlung, und daher plädiert Franziskus für eine Bildungsoffensive, etwas, das er "Pädagogik der Liebe" (vgl. AL 211) nennt. Daher steht im Zentrum seiner Betrachtung die Reflexion über die Liebe und ihre Fruchtbarkeit (vgl. Kapitel 4 und 5) sowie das Thema der Erziehung, das sowohl ein eigenes Kapitel hat (Kap. 7), als auch das ganze Werk durchzieht. Hier schöpft Franziskus auch von der Weisheit der vom hl. Johannes Paul II. ausgearbeiteten Theologie des Leibes (vgl. AL 150-165), die die personale Bedeutung der Geschlechterdifferenz, die unauflösliche und treue Einheit von Mann und Frau und die Fruchtbarkeit ihrer Liebe in der Offenheit für neues Leben betont.
Die Synodenteilnehmer Kardinal Marx, Erzbischof Heiner Koch und Bischof Bode haben in einer Würdigung das Schreiben als "wirkliches Geschenk" bezeichnet. Ist es auch ein Geschenk, das nach einer nicht konfliktfreien Synode Klarheit und Frieden bringt? Zumal die Interpretationen der relatio finalis, also des Schlussberichtes, sich deutlich widersprachen?
Die ersten Wochen nach der Veröffentlichung des Dokuments haben gezeigt, dass es sehr unterschiedliche Interpretationen des Dokumentes gibt, und zwar besonders bei den Fragen, die dem Papst zufolge nicht im Zentrum seines Interesses standen, wenn auch gerade die kirchliche Öffentlichkeit sehr gerne eine Klärung erhalten hätte. So schreibt Franziskus ausdrücklich, dass nicht alle Fragen und Anliegen immer vom Lehramt entschieden werden müssen (vgl. AL 3). Das mag besonders für jene gelten, von denen das Lehramt ohnehin schon sehr klar gesprochen hat. Ob das Dokument nach einer, wie Sie sagen, "nicht konfliktfreien Synode Klarheit und Frieden bringt" hängt nicht zuletzt davon ab, ob diejenigen, die sich in einem für den Papst nicht zentralen Punkt eine fundamentale Veränderung wünschten, anerkennen, dass in den Buchstaben des Textes von einer solchen Veränderung nicht die Rede ist.
Im achten Kapitel wird, in einer Fussnote (351), auch die Zulassung zu den Sakramenten für geschiedene Wiederverheiratete (und andere) explizit als Möglichkeit offen gelassen, oder lesen Sie das anders?
* Dem Argument liegt ein Eucharistieverständnis zugrunde, betont Papst Franziskus mit Verweis auf seine Enzyklika Evangelii Gaudium, dass die Heilige Kommunion als Heilsmittel betont. Kritiker weisen darauf hin, dass der heilige Paulus im ersten Korintherbrief davor warnt, sich das ewige Gericht anzutrinken und -essen.
* Bleiben wir noch kurz beim Thema Sünde und Gewissen. In ihrer Würdigung zitieren die deutschen Synodenväter auch folgenden Satz: "Daher ist es nicht mehr möglich zu behaupten, dass alle, die in irgendeiner sogenannten ‚irregulären‘ Situation leben, sich in einem Zustand der Todsünde befinden und die heiligmachende Gnade verloren haben."
* Die deutschen Synodenväter fügen in ihrer Würdigung hinzu: "Es reicht eben nicht für ein Urteil einfach festzustellen, dass eine zweite zivile Verbindung im Widerspruch zur ersten, sakramentalen Ehe und damit im Widerspruch zur objektiven Norm steht. Es ist vielmehr notwendig, in jedem einzelnen Fall die besondere Lebenssituation der Betroffenen zu betrachten". Dem scheint Kardinal Walter Brandmüller aber zu widersprechen. Er hat in einer öffentlichen Stellungnahme bereits vor der Publikation gemahnt: "Wer dennoch trotz bestehendem Eheband nach einer Scheidung eine neue zivile Verbindung eingeht, begeht darum Ehebruch. Solange ein Katholik nicht bereit ist, diesen Zustand zu beenden, kann er weder die Lossprechung in der Beichte noch die Eucharistie (Kommunion) empfangen".
* Hinter diesem Widerspruch scheint nicht "nur" die Frage der Kommunion zu stecken, sondern des Verständnisses von objektiven Normen, oder?
* In unserem letzten Interview hatten Sie davor gewarnt, dass diese Synoden auch riskant seien, und die Zeit um 40 Jahre zurückdrehen könnten. Nun liegt das lang erwartete Abschlussdokument vor. Geht es nun in die Zukunft, und wenn ja, in welche?
Hier geht es ausführlich weiter, in voller Länge... http://de.catholicnewsagency.com/story/t...er-familie-0718 “Amoris laetitia”: Klärungsbedarf zur Vermeidung einer allgemeinen Verwirrung
* Das könnte Sie auch interessieren http://de.catholicnewsagency.com/story/1...s-laetitia-0687
*** Anmerkung privat: Hoffentlich steckt keine Sabotage dahinter? Wer weiß, ob ev. etwas von dem Schreiben herausgenommen. Wie war es damals mit den unterschriebenen Briefen, und im Geheimen, mit Synodenvätern, bei geschlossener Tür?
Admin.
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