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  • 01.05.2016 00:59 - Gerhard L. Müller: „Ein Bischof darf nicht nach Beifall haschen!“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Gerhard L. Müller: „Ein Bischof darf nicht nach Beifall haschen!“
Veröffentlicht: 19. August 2011 | Autor: Felizitas Küble

Klare Ansage: Das erste Hirtenwort des Regensburger Oberhirten

Vor etwa 9 Jahren, am 24. November 2002, wurde der angesehene Dogmatik-Professor Dr. Gerhard Ludwig Müller von Kardinal Friedrich Wetter zum Bischof geweiht. Auch Kardinal Ratzinger, der heutige Papst, war damals bei der Feier anwesend.

Als bischöflichen Wahlspruch wählte der neue Regensburger Oberhirte das Bekenntnis „Dominus Jesus“ (Jesus ist der HERR) aus dem Römerbrief 10,9 im NT. AL-0005



Hier folgt nun das erste Hirtenwort von Bischof Müller, in dem er in zeitlos gültiger Weise den Hirtenauftrag eines Bischofs erläutert und verdeutlicht, daß ein Würdenträger nicht dem Zeitgeist, sondern dem Heiligen Geist dienen soll und daß er das Kirchenvolk vor jedem Schaden bewahren muß, „der durch Anfeindungen von außen und Verwirrungen im Innern entstehen kann“.

Er fügte hinzu: „Diplomatische Winkelzüge und das Haschen nach Beifall gehören daher nicht zu den Insignien eines katholischen Bischofs. Seine Verkündigung erweist sich in „Geist und Kraft, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützt, sondern auf Gottes Kraft“ (1Kor 2,4).

Wir dokumentieren hiermit das erste Hirtenwort von Bischof Müller kurz nach seiner Bischofsweihe Ende November 2002, das dem Zeitgeist (auch der Ideologie der 68er) deutlich die Zähne zeigt, Abtreibung als „Mord im Mutterleib“ bezeichnet und sich unbeirrbar auf den Felsengrund des Evangeliums und des kirchlichen Lehramts stützt:



„Gebt Acht auf Euch und auf die ganze Herde“

Liebe Schwestern und Brüder!

„Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater – und unserem Herrn Jesus Christus!“ (1 Kor 1,3)

Mit diesen Segensworten möchte ich Sie am Beginn des neuen Kirchenjahres herzlich grüßen. Am letzten Sonntag, dem Christkönigsfest, habe ich in unserem Dom die Bischofsweihe empfangen und bin dabei als Hirte für die Kirche von Regensburg eingesetzt worden. An dieser media-390606-2 - KopieStelle möchte ich allen danken, die durch Beten und Leben aus dem Glauben die Kirche mitgestalten und meinen Dienst als Bischof mittragen.

Als der hl. Paulus sich von den Leitern der Kirche von Ephesus verabschiedete, hat er die Aufgabe des Bischofs beschrieben, die bis zum heutigen Tage gilt:



„Gebt Acht auf Euch und auf die ganze Herde, in der Euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat.“ (Apg 20,28).

Das II. Vatikanische Konzil hat die Verkündigung als eine der wichtigsten Aufgaben des Bischofs unterstrichen. Wörtlich sagt das Konzil dazu:

„Denn die Bischöfe sind Glaubensboten, die Christus neue Jünger zuführen: Sie sind authentische, das heißt mit der Autorität Christi ausgerüstete Lehrer. Sie verkündigen dem ihnen anvertrauten Volk die Botschaft zum Glauben und zur Anwendung auf das sittliche Leben und erklären sie im Lichte des Heiligen Geistes, indem sie aus dem Schatz der Offenbarung Neues und Altes hervorbringen (vgl. Mt 13,52). So lassen sie den Glauben fruchtbar werden und halten die ihrer Herde drohenden Irrtümer wachsam fern (vgl. 2 Tim 4,1-4)“ (Lumen Gentium, 25).



Mit anderen Worten gesagt, bedeutet dies, daß der Bischof Gottes Volk durch das Wort Gottes aufbaut und im Namen Christi als Hirte leitet und daß er die Kirche vor Schaden bewahrt, der durch Anfeindungen von außen und Verwirrungen im Innern entstehen kann. afc127c26a

Diplomatische Winkelzüge und das Haschen nach Beifall gehören daher nicht zu den Insignien eines katholischen Bischofs. Seine Verkündigung erweist sich in „Geist und Kraft, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützt, sondern auf Gottes Kraft“ (1 Kor 2,4).

Vorbild und Ansporn dafür sind mir die heiligen Bischöfe unserer Diözese: der hl. Emmeran, der hl. Erhard, der hl. Wolfgang, der hl. Albert der Große und auch Johann Michael Sailer. Ein Bischof als Nachfolger der Apostel kann nicht für das Linsenmus des Medienlieblings sein Erstgeburtsrecht verkaufen, als „Apostel das Evangelium von Gott und seinem Sohn zu verkünden“.

Denn „von Gott und nicht von Menschen“ (Gal 1,1) – so sagt Paulus – „haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, um in seinem Namen alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen; zu ihnen gehört auch ihr, die ihr von Jesus Christus berufen seid“ (Röm 1,6).P1020947

2. Unter den vielen Fragen, die heute diskutiert werden, hört man immer wieder den bangen Zweifel: „Kann man als überzeugter Christ zugleich Mensch von heute sein?“

Viele Christen, die durchaus wissen, was Kirche als Glaubenswirklichkeit im Unterschied zu einer rein menschlichen Initiative ist, sind verunsichert. Andere sind derart auf die Anpassung der Kirche an den Zeitgeist versessen, daß sie nicht einmal mehr merken, wie sie die Kirche in ihrer Glaubenssubstanz aushöhlen. Ihre ganze Energie verschwenden sie im innerkirchlichen Machtkampf. Wie könnte eine zerstrittene Gemeinschaft noch als Kirche Zeichen der Einheit der Menschen mit Gott und untereinander sein?



Die Kirche ist in ihrer Verkündigung und Lehre allein dem Evangelium verpflichtet. Und die Kirche legt das Evangelium so aus, daß es die Menschen von heute anspricht. Treue zum Evangelium und zeitgerechte Verkündigung sind die zwei Seiten derselben Münze. Denn das Evangelium ist nicht irgendeine von Menschen ausgedachte Meinung, zu der andere überredet werden sollen.

Die Lehre der Kirche beruht auf dem Wort Gottes, durch das der Mensch erschaffen wurde und das ihm den unverlierbaren Sinn seines Lebens aufschließt. Das Wort hat sich die Kirche als Leib Christi und Tempel des Heiligen Geistes und damit als Raum der Anwesenheit Gottes in der Welt geschaffen.

Wie Sie alle täglich hören und sehen, ist zur Zeit wieder einmal eine Lawine der Diffamierung gegen das Christentum losgetreten worde0012n. In den Augen der Zeitgenossen soll insbesondere die katholische Kirche als eine Gemeinschaft vorgeführt werden, die hinter den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft und der allgemeinen Gesellschaftsentwicklung zurückgeblieben sei.

Der Jugend redet man ein, die Kirche sei etwas von gestern. Für alle negativen Erscheinungen in der Geschichte möchte man die katholische Kirche zum Sündenbock machen – etwa nur deshalb, um vom eigenen Versagen abzulenken?

Eine aus der Kulturrevolution der 68er Jahre übriggebliebene Ideologie, die sich selbst als linksliberal anpreist, gibt sich aus als die Wächterin der Errungenschaften des Sozialismus und freigeistiger Aufklärung.

„Für sich selbst fordert man Toleranz, Christen gegenüber ist man aber höchst intolerant.“

Selbstverwirklichung – so das große Zauberwort – sei erst möglich, wenn man sich von Gott losgesagt hat. Wer als Mensch von heute gelten wolle, müsse sich zuerst von den Dogmen und Moralprinzipien der Kirche befreien. Permanente Opposition gegen das Lehramt sei das mindeste, was man von einem modernen Katholiken erwarten könne. Für sich selbst fordert man Toleranz, Christen gegenüber ist man aber höchst intolerant. Doch Toleranz ist ein Prinzip, das nur auf Gegenseitigkeit funktioniert.

Wo bleibt die Anerkennung der Religionsfreiheit, die unser Grundgesetz jedem Bürger zuerkennt und nicht nur denen, die sich einbilden, fortschrittlicher und zeitgemäßer zu sein als die anderen? Wer sich heute als Katholik bekennt, muß damit rechnen, daß er am Arbeitsplatz schikaniert und gemobbt wird.

Das Schlimmste an der antikirchlichen Polemik sind die negativen Folgen für die Menschen; nämlich die Entfremdung vieler Menschen von Gott. Gerade das 20. Jahrhundert hat gezeigt, dass das Experiment einer „Gesellschaft ohne Gott“ gescheitert ist.

Der mit großen Versprechungen in Szene gesetzte „Humanismus ohne Gott“ unter dem Herrschaftsbereich von Kommunismus und Faschismus hat in vielen Ländern die größte geistige und moralische Verwüstung hinterlassen, die man in der Geschichte gesehen hat. Und wenn wir realistisch unsere Gesellschaft hier in Deutschland betrachten, lassen sich ohne weiteres die destruktiven Auswirkungen einer „Gesellschaft ohne Gott“ feststellen. images (2)



Jeder kennt die Tragödien, die sich hinter den glitzernden Fassaden einer Spaß- und Konsumgesellschaft täglich abspielen. Um nur einige Punkte zu nennen: Jugendliche, die durch Drogen an Leib und Seele entstellt sind, zerstörte Familien, die Überalterung und der Zusammenbruch der sozialen Sicherungssysteme bei gleichzeitigem Mord von 300.000 unschuldigen Kindern im Jahr schon im Leib ihrer eigenen Mutter, der unerträgliche Zynismus und die Gefühlsabstumpfung derer, die an gar nichts mehr glauben und die zu niemandem mehr Vertrauen haben.

Katastrophaler noch als die wirtschaftliche und bildungspolitische Krise wirkt sich die Sinnkrise aus. Diese Löcher im geistigen und religiösen Haushalt gehen mit auf das Konto jahrelanger Agitation gegen die Kirche. Statt sich der „Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21) zu erfreuen, haben viele sich wieder zu Sklaven der Götzen dieser Welt machen lassen.

Das Ärgerlichste am militanten Atheismus von heute ist seine intellektuelle Niveaulosigkeit. Außer den „Ladenhütern“ der alten Religionskritik aus dem 19. Jahrhundert, die nur noch langweilen, findet sich weit und breit kein Argument, das eine spannende geistige Auseinandersetzung verspricht.

Mit Vorurteilen gegen die Kirche wird nur hochmütige Verachtung geschürt gegen all die vielen Menschen, die zu ihrem christlichen Glauben stehen. Wer in geistigen und religiösen Fragen schreit, pfeift und johlt, hat aber von vornherein Unrecht. So wurde vor kurzem Kardinal Lehmann, der sich wie kaum ein anderer um Dialog und Ausgleich bemüht, in der Berliner Humboldt-Universität von einer 500-köpfigen Menge ausgebuht, nur weil er als Bischof Repräsentant der katholischen Kirche ist.

Auf der Basis von Hohn und Spott ist ein Zusammenleben von Menschen verschiedenen Glaubens in einer toleranten und demokratischen Gesellschaft unmöglich. Mit Wohlwollen gegenüber jedem Menschen sind Christen zu einem ernsthaften Dialog mit Ungläubigen oder Andersgläubigen bereit. Christen lassen sich in ihrem Beitrag zum Aufbau einer gerechten, sozialen und toleranten Gesellschaft bei uns und in den armen Ländern der Welt von niemandem übertreffen. Aber sie dürfen für sich auch Respekt vor ihrer Menschenwürde erwarten.

Damit sie mich recht verstehen: Ich kritisiere die derzeit laufende antikatholische Welle nicht deshalb, weil die Kirche etwa um Macht und Einfluß fürchtet, wie die eine primitive Polemik unterstellt. Der Grund ist ein anderer: Wir können den Menschen GOTT nicht vorenthalten.

„Ohne Gott gibt es keine Zukunft des Menschen!“

Keine Ideologie konnte und kann dem Menschen das geben, was er sucht, braucht und erhofft. Alle Weltanschauungen sind von Menschen erdacht und darum wie alles Menschenwerk zum Untergang verurteilt. Retten kann uns allein Gott, unser Schöpfer und Erlöser. Ohne Gott gibt es keine Zukunft des Menschen. AL-0004



3. Ich empfehle die Kirche nicht, weil sie als Gemeinschaft aus Menschen völlig fehlerfrei wäre. Das bilden sich nur fundamentalistische Sekten ein, dass es möglich wäre, hier auf Erden eine Kirche der Reinen zu schaffen, in der die Guten unter sich sind und die Schwachen außen vor bleiben. Der Kirche ist von Gott die Fortdauer ihrer Existenz bis zur Wiederkunft Christi verheißen. Diese Verheißung bezieht sich besonders auch auf ihren Auftrag, das Evangelium unverfälscht und unverkürzt zu verkünden.

Wir wissen aber alle, dass wir als einzelne Christen sündigen. Es kann auch sein, dass wir als Kirche auf politische und kulturelle Veränderungen nicht immer angemessen reagiert haben. Denn nur Jesus Christus ist der Sündenlose. Die Kirche aber umfaßt – wie eine Formulierung des Konzils sagt – Sünder in ihrem eigenen Schoß:

„Sie ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, sie geht immer den Weg der Buße und der Erneuerung. Und so schreitet sie zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf ihrem Pilgerweg dahin.“ (Lumen Gentium 8).

Unsere Antwort auf Fehler und Mängel in den eigenen Reihen kann darum nicht sein, dass wir beleidigt die Tür hinter uns zuknallen. Wir wollen es nicht machen wie jener Passagier, der aus Ärger über den Kapitän mitten auf dem Ozean von Bord springt und trotzig dem Schiff hinterher schreit. „Jetzt schwimme ich aber allein ans Ufer!“ – Die Kirche ist und bleibt unsere Mutter, die wir lieben. Von Gott ist sie eingesetzt als Sakrament des Heils der Welt (vgl. Lumen Gentium 48).

4. Die Logik des Glaubens kommt aus der Vernunft Gottes, der seinen eigenen Sohn, Jesus Christus, das Fleisch gewordene Wort Gottes, dahingegeben hat, Darum hat Gott unser Fleisch angenommen und uns im Sterben nicht alleine gelassen. Das feiern wir an Weihnachten. Und mit der ganzen Kirche bereiten wir uns nun im Advent vor auf die Ankunft Gottes in unserem Herzen, in unseren Familien, Gemeinden und Gemeinschaften.

Wir sollen uns vertieft darüber Gedanken machen, was die Ankunft Gottes in der Welt für uns Christen und für alle Menschen bedeutet. Die frohe Botschaft vom Sohn Gottes, der für uns Mensch wurde, ist das schönste Geschenk, das wir unseren Menschen machen können. Am Beginn meiner Tätigkeit als Hirte der Kirche von Regensburg möchte ich Sie, meine lieben Brüder und Schwestern, um Ihr Vertrauen bitten.

Ich denke auch an diejenigen, die innerlich oder äußerlich auf Distanz zur Kirche gegangen sind. Sie sind nicht vergessen und abgeschrieben. Freilich meine ich nicht das Vertrauen in mich. Denn trotz besten Willens kann jeder von uns versagen oder auf irgendeine Weise den Nächsten enttäuschen. Ich werbe um das Vertrauen in Gott. Die Kirche Jesu Christi ist die Gemeinschaft derer, die all ihr Vertrauen auf den dreifaltigen Gott setzen.

Darum betet sie im „Te Deum“: „Auf Dich, o Herr, habe ich mein Vertrauen gesetzt. Niemals werde ich scheitern.“

So segne Sie Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist!

Gerhard Ludwig
Bischof von Regensburg



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