01.05.2016
„Amoris Laetitia“: Werden Priester in schwere Gewissenskonflikte getrieben? https://charismatismus.wordpress.com/201...ikte-getrieben/ Mathias von GersdorffPodium5
Nach der Veröffentlichung des päpstlichen Schreibens „Amoris Laetitia“ hat sich die Mehrheit der Priester und Theologen, die dem sog. konservativen Lager zugeordnet werden, mit der Frage beschäftigt, ob es sich hierbei um einen Bruch mit der Tradition und dem römisch-katholischen Lehramt handelt.
Die herrschende Meinung ist, dass sich nichts verändert habe und Papst Franziskus nichts an der Lehre der Kirche hinsichtlich Ehe und Sexualmoral ändern wolle. Auch hinsichtlich der Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen seien, sei alles beim alten.
Diese Einschätzung von „Amoris Laetitia“ steht in Kontrast mit Aussagen diverser Bischofskonferenzen sowie hoher Prälaten wie etwa Kardinal Walter Kasper. Dieser – ein enger Vertrauter des Papstes – behauptete in einem Interview, Franziskus habe den wiederverheirateten Geschiedenen die Tür zum Tisch des HERRN geöffnet.
Deshalb ist es erstaunlich, dass sich kein Vertreter des sog. „konservativen Lagers“ die Frage gestellt hat, was nun passiert, wenn sie von den deutschen Bischöfen de facto gezwungen werden, gegen ihr Gewissen wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen (Im Falle der Beichte würde die Erteilung der Absolution eine Simulation des Sakramentes bedeuten, die zur automatischen Exkommunikation des Priesters führt). „Amoris Laetitia“ sieht ebenfalls konkrete Schritte in der Pastoral vor:
„Daher darf ein Hirte sich nicht damit zufrieden geben, gegenüber denen, die in „irregulären“ Situationen leben, nur moralische Gesetze anzuwenden, als seien es Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft. Das ist der Fall der verschlossenen Herzen, die sich sogar hinter der Lehre der Kirche zu verstecken pflegen, » um sich auf den Stuhl des Mose zu setzen und – manchmal von oben herab und mit Oberflächlichkeit über die schwierigen Fälle und die verletzten Familien zu richten «“ SCHÖNBORN Foto von Josef Failer
Sollte die Deutsche Bischofskonferenz also Pfarrer und sonstige Seelsorger anweisen, wiederverheirateten Geschiedenen (wenn auch in Einzelfällen) die Kommunion zu erteilen, stünden die konservativen Priester vor einer schweren Gewissensentscheidung. Im Grunde sähen sie sich gezwungen, ein Sakrileg, also eine besonders schwere Sünde, zu begehen.
Sie könnten sich natürlich nach Rom wenden, doch nichts deutet darauf hin, dass sie von dort Hilfe erhalten würden. Der Papst selbst hat nach der Veröffentlichung nicht verlauten lassen, dass er sich erneut zu dieser Frage äußern wird In einem Interview erklärte er, Kardinal Schönborn (siehe Foto) hätte „Amoris Laetitia“ richtig interpretiert. Der Wiener Kardinal gehört aber zu jener Fraktion, die sich am meisten für die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion eingesetzt hat.
Den Seelsorgern, die in der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene ein Sakrileg sehen, wird es nichts nützen, dass etliche Theologen in den letzten Wochen Stellungnahmen geschrieben haben, die eine Änderung in der Lehre der Kirche ausschließen. Sie stünden vor der Alternative, ein Sakrileg zu begehen oder offenen Widerstand gegen ihren Bischof zu leisten.
*** Die Bistumssynode hat länger beraten als die Oberhirten in Rom
Nun liegt der Ball beim Trierer Bischof Rund 40 Seiten umfasst das Schlussdokument der Trierer Synode. Deutschlands einzige Bistumssynode hat bis zuletzt intensiv um neue Perspektiven und um einzelne Formulierungen gerungen.
http://www.bistum-trier.de/bistums-synode/ http://de.catholicnewsagency.com/story/e...s-laetitia-0730 http://www.bistum-trier.de/suchergebniss...ederverheiratet
Gerne vergleichen die Trierer sich mit Größerem. 1.300 Jahre älter als Rom sei ihre Stadt, behauptet frech eine Inschrift am historischen Marktplatz, und Trierer Bischöfe erinnern daran, dass ihr Dom älter sei als manche Basilika im Bistum des Papstes. Nun gibt es einen weiteren Vergleichspunkt für Legenden und Geschichtsbücher: Die jüngste Trierer Bistumssynode hat - in Jahren gerechnet - doppelt so lange gedauert wie die in etwa parallel tagende weltweite Bischofssynode in Rom: Von 2013 bis 2016 erstreckten sich die Beratungen und Abstimmungen im Bistum Trier.
Und während in Rom Papst Franziskus bereits vor wenigen Wochen die Ergebnisse in dem Schreiben "Amoris laetitia" zusammengefasst und verbindlich interpretiert hat, steht dieser Schritt für den Trierer Bischof Stefan Ackermann noch bevor. Immerhin hat auch er seit dem späten Samstagabend nach langen Debatten mit "Heraus gerufen.
Schritte in die Zukunft wagen" ein umfassendes Abschlusspapier vorliegen. Die Leitungsgremien des Bistums werden daraus bis Oktober 2016 ein verbindliches "Umsetzungsprogramm" erarbeiten und so - in deutscher Gründlichkeit - auch in der "nachsynodalen Phase" mit Rom mindestens gleichziehen.
Konkrete Themen
Sieht man von der vergleichbaren Dauer des Verfahrens ab, unterscheiden sich die beiden Synoden jedoch grundlegend: Während in Rom in zwei kompakten Sitzungsperioden von drei Wochen darüber gestritten wurde, was christliche Familie im 21. Jahrhundert bedeutet, ging es in den sieben Vollversammlungen in Trier, Saarbrücken und Koblenz um ganz unterschiedliche, oft sehr konkrete Themen auf regionaler Ebene.
Die Trierer Synodalen haben sich schwer getan mit der Benennung neuer Perspektiven und noch schwerer damit, Begriffe zu finden, die auch außerhalb kirchlicher Kreise verstanden werden. Dennoch hat die bislang einzige deutsche Bistumssynode dieses Jahrhunderts Beachtliches geleistet. Kommende Synoden können davon lernen und vielleicht auch einiges besser machen.
Ludwig Ring-Eifel (KNA) * Das Bistum Trier
Das Bistum Trier ist das älteste in Deutschland. Es erstreckt sich über eine Fläche von 12.870 Quadratkilometern und umfasst das nördliche Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Ausnahme des Saarpfalz-Kreises, der zum Bistum Speyer gehört. Im Bistum Trier, das Grenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien hat, leben etwa 2,5 Millionen Menschen; davon sind rund 1,4 Millionen katholisch. Das Bistum zählt insgesamt rund 170 Pfarreiengemeinschaften, verteilt auf die drei Bezirke Koblenz, Saarbrücken und Trier.
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