Prags Erzbischof: „Papst versteht Europas Migrationkrise nicht, weil er aus Lateinamerika stammt“ 12. Mai 2016 0
Prags Erzbischof, Kardinal Duka, kritisiert Papst Franziskus wegen seiner Einwanderungspolitik
(Prag) Harte Kritik an der Migrationspolitik von Papst Franziskus übte der Erzbischof von Prag, Dominik Kardinal Duka. Franziskus verstehe die Einwanderungskrise, in der sich Europa befindet, deshalb nicht, weil er lateinamerikanischer Herkunft ist. Anders als in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich, unterstützen die Kirchenvertreter der Visegrád-Gruppe nicht die „Willkommenspolitik“ von Brüssel und Berlin.
Am 7. Mai veröffentlichte die tschechische Tageszeitung Lidové noviny ein Interview mit dem Prager Erzbischof. Darin sagte der Kardinal, daß die Art, wie Papst Franziskus die Migrationskrise verstehe, in der sich Europa befinde, seine lateinamerikanische Herkunft widerspiegle. Die unterscheide sich grundlegend von der europäischen Sichtweise zur Frage.
Denken von Franziskus unterscheidet sich von Vorgängern, „die Europäer waren“
Die Gesellschaft und die Geschichte Südamerikas habe einen großen Einfluß auf das Denken des Papstes, „das sich deutlich von jenem von Johannes Paul II. und von Benedikt XVI. unterscheide, die Europäer waren“.
Das Interview mit Kardinal Duka wurde einen Tag nach der Verleihung des Karlspreises an Papst Franziskus veröffentlicht. Im Vorfeld der Verleihung hatte Martin Schulz (SPD), der Präsident des Europäischen Parlaments, die Verleihung damit begründet, daß Papst Franziskus ein „großer Europäer“ sei.
Wörtlich sagte Kardinal Duka: „Die Sensibilität von Papst Franziskus in sozialen Fragen ist verschieden von unserer in Europa.“
Eine Erklärung dafür könne sein, „daß die Kluft zwischen Reichen und Armen in Lateinamerika, als Folge seiner indigenen Kulturen, viel größer ist“.
Dominik Kardinal Duka Primas von Böhmen
Der Wunsch des Papstes, den Menschen zu helfen, sei „bewundernswert, doch ist er manchmal nicht realistisch“, so Prags Erzbischof. „Ich an seiner Stelle würde wahrscheinlich auch in Tränen ausbrechen, aber sagen: Ich möchte allen diesen Personen helfen, aber es gibt keine totale Lösung.“
Islamische Einwanderung kann zu einer „enormen Katastrophe“ führen
Kardinal Duka wandte sich gegen die von Papst Franziskus geforderte undifferenzierte Aufnahme aller, die kommen wollen, seien es „Gute“ oder „Schlechte“. Er sprach sich vor allem dagegen aus, eine größere Zahl von moslemischen Migranten aufzunehmen, die aus einer „ganz anderen Kultur und Zivilisation“ kommen. Europa sei nicht imstande, sie zu integrieren, weshalb die Folge „eine enorme humanitäre und wirtschaftliche Katastrophe“ sein könnte.
Es sei nur logisch, daß „wir in erster Linie und vor allem darauf achten, die Christen aufzunehmen, denn sie sind die am meisten verfolgte Gruppe, die um ihr Leben fürchten muß“. Zudem teilen die Christen mit den Europäern eine gemeinsame Tradition und Kultur, was ihre Assimilierung erleichtere.
Der Primas von Böhmen betonte, daß es „die beste Lösung für viele Migranten wäre, die staatliche Ordnung in ihren Heimatländern wiederherzustellen, um ihnen zu Hause ein Leben in Würde zu garantieren“.
Besonders scharf kritisierte der Kardinal die Migrationspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wörtlich sagte der Prager Erzbischof: „Sie untergräbt eine ganze Reihe zentraler Grundsätze der Europäischen Union in Sachen Sicherheit, sozialem Frieden und Schengen-Abkommen.“
Vor Kardinal Duka hatte bereits Antonio Kardinal Cañizares, der Erzbischof von Valencia und ehemalige Präfekt der römischen Gottesdienstkongregation, die europäischen Regierungen aufgefordert, die Einwanderungsfrage zu überdenken, da die Masseneinwanderung für die europäischen Völker zu einem „Trojanisches Pferd“ werden könne. Der spanische Kardinal warnte vor einer „Migranteninvasion“ und forderte die EU und die europäischen Staats- und Regierungschefs auf, „nicht mit der Geschichte und der Identität der Völker spielen“.
Text: Giuseppe Nardi Bild: Lidové noviny/Wikicommons (Screenshot)
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