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  • 13.05.2016 00:58 - Das Attentat auf Johannes Paul II.: Bericht eines Zeugen
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Das Attentat auf Johannes Paul II.: Bericht eines Zeugen
Der polnische Journalist und Schriftsteller Włodzimierz Rędzioch erinnert sich an jene dramatischen Momente

13. MAI 2016ANTONIO GASPARIJOHANNES PAUL II.


Am 13. Mai 1981 stand die gesamte Welt still. Papst Johannes Paul II. wurde zum Opfer eines Attentats auf dem Petersplatz. Niemand wusste zunächst, ob er es überleben würde, wer auf ihn geschossen hatte und aus welchem Grund. Der Rest ist Geschichte. Über diesen für die Kirchen- und Menschheitsgeschichte dramatischen Augenblick legte der seit fast 40 Jahren in Rom lebende polnische Journalist und Schriftsteller Włodzimierz Rędzioch ZENIT gegenüber ein Zeugnis ab.

***

Wie verlief der 13. Mai 1981 für Sie?

Włodzimierz Rędzioch: Der 13. Mai 1981 war für mich ein normaler Arbeitstag in den Büros des „Osservatore Romano“. Im Rahmen meiner Arbeit für die vatikanische Zeitung verfolgte ich auch die Aktivitäten des Papstes mit. Für ihn war der Tag hingegen dicht gedrängt. An diesem Tag hatte Johannes Paul II. das Päpstliche Institut für Studien zu Ehe und Familie gegründet und den äußerst bekannten französischen Genetiker Jérôme Lejeune mit dessen Frau in einer Privataudienz empfangen und mit ihnen ein Mittagessen in freundschaftlicher Atmosphäre eingenommen.

Wo waren Sie zum Zeitpunkt des Attentates auf den Papst?

Włodzimierz Rędzioch: Am Nachmittag des 13. Mai hatte ich meine polnischen Freunde zur Mittwochs-Generalaudienz auf dem Petersplatz begleitet. Ich blieb jedoch nicht bei ihnen. Ich begab mich in den Schatten der linken Säulenreihe, um das Geschehen auf der von auf Johannes Paul II. wartenden Menschen überfüllten Piazza zu betrachten. Um 17 Uhr kam aus dem Glockenbogen unter der Fassade des Petersdoms der weiße Jeep des Papstes hervor und begann den Platz zu umfahren. Der Papst bewegte sich langsam durch einen Wald aus Fahnen, Tüchern, Fotoapparaten und hochgestreckten Armen der Gläubigen. Irgendwann nahm Johannes Paul II. ein kleines Mädchen mit einem Luftballon in die Arme: Er küsste sie und gab sie ihren Eltern zurück. In diesem Augenblick geschah etwas Seltsames: Alle zuvor auf der Piazza sitzenden Tauben flogen in die Höhe; unmittelbar danach erblickte ich rund um das Auto des Papstes ein Durcheinander. Es drehte um und bewegte sich erneut auf den Glockenbogen zu.

Was ging Ihnen dabei durch den Kopf?

Włodzimierz Rędzioch: Wie alle auf der Piazza versammelten Gläubigen wusste ich nicht genau, was vorgefallen war. Von Mund zu Mund bahnte sich jedoch eine furchtbare Stimme den Weg: „Attentato! Attentato!“ Die Menschen weinten, verzweifelten oder verstummten. Man sah betend kniende Personen, denn viele dachten, der Papst sei gestorben. Währen der Audienz dieses schicksalshaften 13. Mai 1981 hätte der Papst eine Katechese halten und in Bezug auf Maria sagen sollen: „Sie kannte die innigste und tiefste Freude in Verbindung mit der Trauer und der schrecklichsten Prüfung. Dies geschieht uns allen: Freude und Schmerz wechseln einander ab und durchmischen in unserem Leben Rosen und Dornen.“

Was geschah nach dem Attentat auf der Piazza?

Włodzimierz Rędzioch: Die Menschen erhielten keine Nachrichten, denn alle Veranstalter der Audienz und die vatikanischen Bewacher waren verschwunden. Glücklicherweise befand sich in jenen dramatischen Augenblicken Pater Casimiro Przydatek, der Verantwortliche des polnischen Pilgerzentrums, auf der Piazza. Dieser trat vor das Mikrophon und begann mit dem Rosenkranzgebet: Die Menschen beteten und sangen. Einige der Anwesenden hatten dem Papst aus Polen eine Kopie der Ikone der Gottesmutter von Czestochowa als Geschenk mitgebracht. Danach ging ich zum polnischen Pilgerhaus unweit von Sankt Peter in der Via Pfeiffer. Auf dem Weg machte ich einen kurzen Abstecher in den bereits von Journalisten überfüllten vatikanischen Pressesaal. Alle waren sehr besorgt, unter anderem deshalb, weil Pater Panciroli, der Verantwortliche des Pressesaals, zu Beginn von der Möglichkeit der Durchlöcherung der Bauchspeicheldrüse des Heiligen Vaters gesprochen hatte. Im polnischen Haus trat ich vor den Fernseher, in dem eine Direktübertragung aus dem Poliklinikum Gemelli zu sehen war. Aus dem Fernsehen erfuhr ich, dass der Krankenwagen in Rekordzeit im Krankenhaus angekommen war. Daher begann die Operation schon um 17.55 Uhr. Der Zustand des Papstes war bedenklich. Daher spendete Don Stanislaus dem Papst die Absolution und die Krankensalbung. Ich blieb bis 23.30 Uhr vor dem Fernseher. Dann kam die medizinische Mitteilung von Prof. Castiglioni. Dieser informierte die Journalisten darüber, dass die Operation gut ausgegangen sei und ergänzte: „Wir haben unser Möglichstes getan. Nun muss man abwarten.“

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