14. Mai 2016
Papst Franziskus an die Generaloberinnen
Aus dem Tagebuch eines einfachen Katholiken.*
(Rom) Papst Franziskus „öffnete“ sich Diakonissen oder Diakoninnen, so ganz genau weiß das niemand, und vor allem kann noch keiner sagen, wohin diese „Öffnung“ führen wird.
Don Livio Fanzaga, der Programmdirektor von Radio Maria Italien, versuchte mit Ironie auf die jüngste Schlagzeile des Papstes zu reagieren. Es klang aber mehr nach Hilflosigkeit. Man könnte fast Mitleid mit ihm haben wegen seiner ständigen Versuche, Papst Franziskus aus den Klauen von Jorge Mario Bergoglio zu retten.
Ich frage mich, ob die Klagen der Ordensoberinnen, warum Frauen vom Diakonat und von der Predigt „ausgeschlossen“ seien, das Ergebnis der vergifteten Aussaat von Kardinal Carlo Maria Martini SJ oder das Ergebnis der Regie von Titularerzbischof Victor Manuel Fernandez, dem Berater und Redenschreiber des Papstes, sind. Letztlich spielt es aber keine Rolle. Sie sind Ausdruck von brüchig gewordenen Fundamenten, für die seit 50 Jahren viele in der Kirche verantwortlich sind. Wichtiger wäre es, die Fundamente zu sichern und zu festigen. Der regierende Papst ist dabei aber nicht gerade hilfreich.
Über ihn könnte man viel sagen. Eines kann man ihm aber nicht absprechen: seine geniale Fähigkeit, mediale Begeisterung zu entfachen. Die Medien hängen geradezu an seinen Lippen und lauern begierig wie auf einen Köder, auf den sie sich stürzen können.
Der Papst amüsiert sich
Seit drei Jahren beobachte ich dieses Schauspiel. Meine Schlußfolgerung daraus? Papst Franziskus amüsiert sich. Le Roi s‘amuse. Der König amüsiert sich. Franziskus regiert die Kirche wie ein absoluter Monarch. Es gefällt ihm den Köder auszuwerfen und dann zuzusehen, welche Wirkung sein Wort auf die internationale Medienwelt hat.
Das mag nur mein persönlicher Eindruck sein, den habe ich aber.
Die Nachrichtensendungen, die Internetseiten und die sozialen Netzwerke erlebten seit Dienstag eine Diakonissen-Schwemme. Die Übergänge waren fließend von Diakonissen zu Diakoninnen zu Priesterinnen … Von allem war die Rede – und alles im Namen von Papst Franziskus. Er brauchte nur den Köder auszuwerfen. Der Rest läuft ganz von alleine.
Dann hat man sie uns im Fernsehen-Interviews gezeigt, die katholischen 68er-Frauen mit ihren Klerikalisierungs- und Gewerkschaftsforderungen und ihrer feministischen New-Age-Selbstverwirklichungserwartung. Die internationale Medien waren entzückt: „endlich“ und „revolutionär“ lauteten die am meisten gebrauchten Adjektive.
„Che casino“ – Was für ein Wirbel
Bald auch in der katholischen Kirche?
Da fällt es gar nicht so schwer, sich vorzustellen, wie der 80jährige absolute Monarch aus der Calle Membrillar von Buenos Aires sich darüber amüsiert, was für einen „Casino“, um Franziskus wörtlich zu zitieren, was für einen Wirbel er dieses Mal wieder verursacht hat.
Pech für den guten Don Livio und all die anderen guten Katholiken, die sich so sehr bemühen, jeden „Casino“ des Papstes schönzureden, denn – listigerweise über indirekte Kanäle – er läßt sie wissen, diese guten Katholiken eigentlich gar nicht zu wollen. Er zieht ihnen vielmehr jene Gestalten vor, die Feinde und Widersacher der Heiligen Kirche und des Evangeliums sind. Die Liste jener, für die der Papst lobende Worte übrig hatte, ist inzwischen zu einem beachtlichen Who is Who von kirchenfeindlichen Linksradikalen bis zu neomalthusianischen Finanzmogulen, von Abtreibungsbefürwortern bis zu Überbevölkerungsideologen geworden. Umgekehrt ließe sich eine Liste der guten und treuen Kräfte zusammenstellen, für die Franziskus noch kein Wort der Aufmunterung und des Zuspruches übrig hatte, oder für die er sogar abfällige Worte fand und denen er die kalte Schulter zeigte.
Worte des Papstes oder Worte Torniellis?
Doch zurück zum Ausgangspunkt: Was antwortete Papst Franziskus den Ordensoberinnen?
„Ich denke, ich werde die Glaubenskongregation bitten, mir über die Studien zu berichten, die es zu diesem Thema gibt, denn ich habe euch nur auf der Grundlage dessen geantwortet, was ich von diesem Priester gehört hatte, der ein gebildeter und tüchtiger Forscher im Bereich des Ständigen Diakonats war. Zusätzlich möchte ich eine offizielle Kommission einrichten, die diese Frage durchdenkt: Ich denke, es wird der Kirche gut tun, diesen Punkt zu klären. Ich bin einverstanden und werde darüber reden, damit etwas in dieser Art geschieht.“ Lassen wir es auch einmal dahingestellt, daß ein Papst besser informiert sein sollte, oder zumindest könnte. Fragen an den Papst werden bereits im Vorfeld einer Begegnung vorgelegt.
Lassen wir es auch dahingestellt, daß die von den Medien verbreiteten Worte, die Diakonissen seien „eine Möglichkeit für heute“, vom Papst nie gesagt wurden. Diese Worte finden sich nicht in der offiziellen Niederschrift des Vatikans. Sie finden sich aber, und zwar als direktes Zitat, im Artikel von Andrea Tornielli, der als erster die Aussage zum Frauendiakonat veröffentlichte. Da Tornielli zum engsten Vertrautenkreis des Papstes gehört, ist sein Artikel als eine offiziöse Interpretation zu verstehen.
„Nein, Eure Heiligkeit, das braucht die Kirche nicht“
Doch zum Eigentlichen: Es braucht eine Kommission, „die diese Frage durchdenkt“, weil das „der Kirche gut tun“ wird?
Nein, Eure Heiligkeit, dazu besteht kein Bedarf, weil es das bereits alles gibt. Erst 2003 legte die Internationale Theologische Kommission des Heiligen Stuhls die ausführliche Studie „Der Diakonat: Entwicklung und Perspektiven“ vor.
Es braucht genausowenig eine neue Kommission, die das Phänomen der frühchristlichen Diakonissen studiert, wie es die teure Doppel-Bischofssynode über die Familie gebraucht hat. Das einzige greifbare Ergebnis, außer großer Unruhe, ist das vorgefertigte, zweideutige nachsynodale Schreiben Amoris laetitia, in das jeder hineininterpretieren kann, was er will. Die negativen Auswirkungen einer Do-it-yourself-Praxis durch Priester und Bischöfe sind bereits in großem Stil wahrzunehmen. Genau das aber braucht die katholische Kirche nicht.
Was die Kirche braucht, ist eine klare Führung, sind Hirten, die ihre Schafe weiden und sie sicher durch abschüssiges Gelände führen. Was die Kirche braucht, ist eine klare Unterweisung. Die Kirche braucht keine neue Kommission, wie es in der Politik üblich ist, wenn man Zeit gewinnen, oder Neues einführen will, sondern eine klare und allgemeine verständliche Unterweisung in der Lehre der Kirche.
Man könnte die oben gestellte Frage also doch beantworten: Die vergiftete Saat des Ante-Papstes Kardinal Martini beginnt durch dieses Pontifikat posthum doch noch aufzugehen.
*Andrea Corradori, Redakteur der traditionsverbundenen Internetpublikation Messa in Latino und Betreiber des katholischen Blogs Traditio Catholica.
Übersetzung: Giuseppe Nardi Bild: CLM/MiL
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