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  • 15.05.2016 00:29 - Falschlehrer der Kirche Von Prof. Dr. Georg May
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Falschlehrer der Kirche


Von Prof. Dr. Georg May

Eine dreiteilige Predigtreihe aus dem Jahre 1989.

Erste Predigt

Die Kirchen werden immer leerer. So stellen alle eifrigen, gläubigen Christen immer wieder besorgt fest. Die Kirchen werden immer leerer. Und so ist es tatsächlich. Seit etwa 25 Jahren, ziemlich uhrzeitlich gleich mit dem II. Vatikanischen Konzil, hat der Auszug aus dem Gottesdienst begonnen.

Welches sind die Ursachen dieses Auszugs? Die einen sagen: Ja, die Menschen sind halt bequem. Die Menschen sind bequem, das ist keine Frage, aber warum sind sie gerade bequem im Gottesdienst? Sie sind doch sonst nicht bequem. Wenn es umdie Urlaubsfahrt geht, da sitzen sie zehn Stunden am Steuer, und das ist keine Bequemlichkeit. Oder wenn sie ein Haus bauen, da wird wochen-, monatelang Abend für Abend geschafft mit ungeheurer Intensität. Warum ist man also bequem in Bezug auf den Besuch des Gottesdienstes? Die Antwort kann nur lauten: Man ist da bequem, woran einem nichts liegt. Und warum liegt einem nichts am Gottesdienst? Weil man keinen Glauben hat, weil der Glaube an den Wert des Gottesdienstes, an die Nützlichkeit und an die Notwendigkeit des Gottesdienstes verloren gegangen ist.

Andere sagen: Der Wohlstand ist schuld. Ich bezweifle diese Auskunft. Sind denn diejenigen, die nicht im Wohlstand liegen, eifrige Kirchgänger? Und gibt es nicht auch Leute, die im Wohlstand leben und jeden Tag die heilige Messe besuchen? Ich kenne wunderbare Persönlichkeiten, Persönlichkeiten fürstlichen Geblütes, die täglich am Meßopfer teilnehmen, die immer schon im Wohlstand lebten, aber der Wohlstand hat sie nicht gehindert, eifrig den Gottesdienst zu besuchen. Nein, der Wohlstand allein vertreibt die Leute nicht aus dem Gottesdienst, sondern der Mangel an Glauben, der die Wertschätzung des Meßopfers lehrt.

Wieder andere verweisen auf das Fernsehen oder auf die Presse; und tatsächlich, da ist vieles im Argen. Die meisten Sendungen, die meisten Artikel, die sich mit Religion beschäftigen, sind kritisch gegen die Kirche, überkritisch, legen eine Sonde an die Menschen in der Kirche an, die sie sonst nicht anlegen, weder an die Parteien noch an die Gewerkschaften. Keine Frage, daß die Freudigkeit des Glaubens durch das Fernsehen und durch die Presse gewaltig gemindert wird. Das ist gar keine Frage.
Aber was tun die Menschen der Kirche gegen die Verunglimpfungen ihres Glaubens? Was tun vor allem die vielen Theologen? Gewiß gibt es auch heute Theologen, die sich vor die Kirche stellen, sie verteidigen und die gegen sie gerichteten Schläge abwehren. Aber nicht wenige von ihnen helfen mit, die Kirche herabzuziehen. Es gibt ihrer viele, die der Kirchen den Eselstritt geben.

Ich will heute von einer Angelegenheit sprechen, die nach meiner Meinung hauptursächlich für den Auszug aus dem Gottesdienst und der Kirche vor allem bei der jüngeren Generation ist. Das ist die Zerstörung des Glaubens durch die eigenen Theologen. Ich erwähne an erster Steele deren Umgang mit dem geschriebenen Wort Gottes. Das II. Vatikanische Konzil hat bezüglich der Heiligen Schrift gelehrt: Die Bibel lehrt sicher, gewiß, ohne Irrtum die Wahrheit, die Gott um usneres Heiles willen aufgeschrieben wissen wollte, hat also an der Inspiration und an der Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift nichts geändert. Von den Evangelien sagt das II. Vatikanische Konzil, daß die Väter des Konzils an der Geschichtlichkeit der Evangelien festhalten. Die Evangelien überliefern zuverlässig das, was Jesus gewirkt und getan hat, als er untern den Menschen lebte.

Diesen Aussagen, die nichts anderes sind als die immerwährende Lehre der Kirche, steht aber ein Verhalten vieler Theologen gegenüber, das dazu einen vollendeten Gegensatz bildet. Wenn Sie heute moderne Bücher über die Heilige Schrift lesen, da finden Sie darin oft die Rede von Geschichten, von Erzählungen. Geschichten sind keine Geschichte, Geschichten sind Legenden, Märchen, Sagen und Mythen. Erzählungen sind erfundene Wortzusammenhänge und Wortkomplexe. Nach diesen Theologen hat Jesus die Worte, die ihm in der Heiligen Schrift zugeschrieben werden, niemals gesprochen, hat er die Taten, von denen die Evangelien künden, niemals getan, sind viele Ereignisse der Evangelien (und gerade die wichtigsten) niemals geschehen, sondern diese Worte sind ihm von seinen Verehrern zugeschrieben worden, diese Taten hat man ihm - natürlich, ohne daß sie passiert sind - angedichtet. Die Heilige Schrift, so sagen diese Herren und Damen, wolle von der Bedeutsamkeit Jesu reden, sie sei aktuelle Anrede. Die Evangelisten und überhaupt der Männer des Neuen Testamentes hätten ihren Glauben an Jesus in Geschichten umgesetzt, ohne daß ein historisches Fundament diesen Glauben stützt.

Das wird gelehrt von Dutzenden katholischer Theologen! Die Erstbetroffenen sind natürlich die Theologiestudenten, also die künftigen Religionslehrer und Priester. Sie werden hier systematisch ihres Glaubens beraubt. Von diesen Religionslehrern und Priestern geht diese Entleerung des christlichen Glaubens weiter an die Predigtzuhörer, an die Schüler in der Schule. Sie brauchen sich nicht zu wundern, wenn Ihre Kinder allmählich den Glauben verlieren, und das äußere Zeugnis für den Glaubensverlust ist das Fernbleiben vom Gottesdienst. Wer den Aufstellungen der genannten Theologen folgt, wird sich fragen: Wozu soll ich hingehen an einen Stätte, wo mir Märchen erzählt werden, Propagandamärchen, die von den Evangelisten erfunden sind, um Jesus künstlich hochzustilisieren?

Meine lieben Freunde, über die Gefahr, die sich hier erhebt, können Sie sich kein adäquates Bild machen, weil Sie die entsprechende Kenntnis der Literatur nicht besitzen. Aber daran ist kein Zweifel: Was sich hier erhebt, ist eine tödliche Gefahr für unsere Kirche! Wenn diese Positionen das letzte Wort behalten, ist das Ende unserer Kirche gekommen. Natürlich wird sie sich in kleinen Resten, wie hoffentlich in uns, die wir hier versammelt sind, erhalten, aber das Gros wird unweigerlich dieser Kirche entfremdet werden und sich vielleicht zu protestantischen Denominationen begeben, wo man ja immer schon derartige Thesen vertreten hat, oder wir gar in die Glaubenslosigkeit abwandern.

Was ist zu diesen Wahnsinnsthesen zu sagen? Zunächst einmal: Hier wird eine private Auslegung der Heiligen Schrift gegen die amtliche gestellt. Hier wird nicht etwa die Bibel gegen die Lehre der Kirche ausgespielt, sondern private gegen amtliche Auslegung. Dieser Vorgang ist uns bekannt, z.B. aus dem 16. Jahrhundert. Da trat auch ein Mann auf, der seine private Auslegung gegen die amtliche stellte, und in Worms hat Kaiser Karl V., dieser gläubige Mann, gesagt: "Ein einfacher Mönch, geleitet von seinem privaten Urteil, hat sich erhoben gegen die Lehre, die alle Christen seit tausend Jahren bewahrten, und sagt dreist, sie hätten sich geirrt." So Karl V. über diesen Mönch in Worms.

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