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  • 28.05.2016 00:28 - Obama trifft Abe: keine Entschuldigung für beiderseitige Kriegsverbrechen
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Obama trifft Abe: keine Entschuldigung für beiderseitige Kriegsverbrechen
27. Mai 2016 2


Obama in Hiroshima: Der amerikanische Präsident hat kein Interesse an Entschuldigung …
Ein Gastbeitrag von Hubert Hecker

Der amerikanische Präsident Obama besucht in diesen Tagen Japan. Dabei wird er auch in der Stadt Hiroshima vorbeischauen. Die damalige Großstadt war am 6. August 1945 durch die erste amerikanische Atombombe ausradiert worden. Bis Dezember 1945 waren 140.000 Zivilisten direkt oder als Folgewirkung der Nuklear-Zerstörung umgekommen. Weitere Hunderttausende litten und starben an den Spätfolgen des Atombombenabwurfs.

Der amerikanische Präsident hat kein Interesse an Entschuldigung …


Obama wird sich nicht für diese Massentötung von Zivilisten entschuldigen, für die die amerikanische Vorgänger-Regierung von 1945 verantwortlich war. Es klingt wie eine Verharmlosung oder gar Rechtfertigung, wenn er in einem Fernsehinterview sagte: Inmitten des Krieges treffen Regierungschefs alle Arten von Entscheidungen. Nach gut sieben Jahren im Amt des Präsidenten der USA wisse er, welche äußerst schwierigen Entscheidungen im Falle eines Krieges zu fällen seien. Und dann schob er die Aufarbeitung den Historikern zu, Fragen zu stellen und zu untersuchen.

… und der japanische Ministerpräsident auch nicht

Obamas Weigerung zu einer Entschuldigung kommt den Interessen der japanischen Regierung entgegen. Der Regierungschef Abe hat die amerikanische Regierung schon vor einiger Zeit wissen lassen, dass man eine Entschuldigung für die Opfer der Bomben beim Besuch in Hiroshima nicht für grundlegend halte.

Abe verfolgt eine nationalistische Agenda mit dem Ziel, dass Japan selbst einmal über Atomwaffen verfügen könnte. Dazu passt eine Entschuldigung für Atomwaffenopfer nicht. Außerdem befürchtet er, dass ostasiatische Länder, die im 2. Weltkrieg Opfer brutaler japanischer Aggressionen waren, dann ebenfalls neue Forderungen nach Entschuldigungen vorbringen könnten.

Obama und Abe sind sich damit einig, dass sie die Kriegsverbrechen der beiden imperialistischen Mächte im Pazifik-Krieg auf sich beruhen lassen wollen. Lieber nicht schlafende Hunde wecken, brachte es ein japanischer Politik-Professor auf den Punkt. Die japanischen Massaker in China oder die Atombombenabwürfe waren halt äußerst schwierige Entscheidungen der damaligen Kriegsregierungen. Mit diesem verbalen Achselzucken will man es bewenden lassen.

Umstrittene militärische Entscheidung …

Angeblich soll US-Präsidenten Harry Truman im Juli 1945 vor dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki von folgender Einschätzung ausgegangen sein:

Da bis zum endgültigen Niederringen der Japaner in einem konventionellen Krieg bis zu 20.000 US-Soldaten gefallen sein würden, hätte er sich entschlossen, lieber 200.000 japanische Zivilisten umzubringen.

Diese Begründung der Atombombenabwürfe mit militärischen Voraussagen blieb aber äußerst umstritten, da die japanische Regierung schon am 9. Juli 1945 ihre Kapitulationsbereitschaft signalisiert hatte, so dass das Kriegsende in greifbarer Nähe stand.

Führende amerikanische Generäle wie Dwight D. Eisenhower und Douglas MacArthur sowie Flottenadmiral Chester W. Nimitz sprachen sich gegen den Atombombeneinsatz aus. Dies würde den USA den Ruf eintragen, noch schlimmere Gräuel als Hitler zu begehen.
Vereinzelte amerikanische Kommentatoren beklagten Amerikas Abstieg in die Barbarei.

… unumstritten ein Kriegsverbrechen

Das Barbarische an dem höllischen Zerstörungswerk war die Tatsache, dass beide Nuklearbomben über den Innenstädten gezündet wurden. Die massenhafte Tötung von Zivilisten war nicht ein Kollateralschaden, sondern offensichtlich Ziel des Bombenangriffs. Dieses Vorgehen beinhaltete einen eklatanten Bruch des damals gültigen Kriegsrechts. Die nachgeschobenen Hinweise, dass in Hiroshima viele Militärs stationiert waren und in Nagasaki die Mitsubishi-Werften lagen, sind somit Ablenkungsmanöver.

Amerikanische Bombenstrategie seit 1944: japanischen Großstädte zerstören

Bomben auf Tokio: amerikanisches Kinderkriegsspiel 1944
Bomben auf Tokio: amerikanisches Kinderkriegsspiel 1944
Die kriegsverbrecherische A-Bombenattacke der Amerikaner, mit der zwei Wohnstädte im japanischen Feindesland vernichtet wurden, war spektakulär, aber keineswegs neu im Rahmen der amerikanischen Luftkriegsstrategie.

Im Laufe des Jahres 1944 hatten die US-Streitkräfte die japanische Frontlinie im pazifischen Ozean soweit zurückgedrängt, dass US-Bomber von der Stützpunktinsel Guam aus die Großstädte Japans erreichen konnten. Da die japanischen Städte damals zum größten Teil aus leichten Holzhäusern bestanden, wurden weitflächig wirkende Brandbomben entwickelt, die eine verheerende Wirkung zeigten.

Im Winter 1944/45 begann die Flächenbombardierung japanischer Städte. Sie entfalteten eine ähnliche Zerstörung wie die beiden späteren Nuklearbomben. Die Großstadt Kobe wurde zu 56 Prozent zerstört, die Hauptstadt Tokio zu 50 Prozent, Yokohama zu 44 Prozent, Kawasaki zu 33 Prozent – 25 weitere Städte in ähnlichen Dimensionen. Die Städtebombardements dauerten bis Juli 1945. Hiroshima und Nagasaki gehörten zu den wenigen Großstädten, die zu dem Zeitpunkt noch nicht in Schutt und Asche lagen.

Die US-Bomben töteten insgesamt mehrere hunderttausend Zivilisten – darunter auch Zehntausende koreanische und chinesische Zwangsarbeiter. Eine nachweisbare Wirkung auf Kriegsverlauf und Kriegsbereitschaft der Japaner hatte diese Bombenoffensive nicht. Die vielfach geäußerten Bedenken von US-Bomberpiloten gegen die Zerstörung reiner Wohngebiete und der Tötung Tausender Frauen und Kinder wurden von den Verantwortlichen vom Tisch gewischt:

Die Japaner würden angeblich auch Kinder, Frauen und alte Leute zu Kämpfern ausbilden. In seinen Memoiren beschrieb der verantwortliche Oberbefehlshaber des strategischen Luftkriegs gegen Japan, Curtis E. LeMay als zynische Rechtfertigung: Ich habe nicht die Zivilisten in Japan getötet. Ich habe nur die japanische Rüstungsindustrie vernichtet. Alle Zivilhäuser in Japan sind Rüstungsanlagen gewesen. Die Häuser aus Holz und Papier haben als Fabrik die Waffen gegen uns hergestellt.

Tokio wurde in einer Nacht zu einer Feuerhölle

Anders als in Deutschland waren die japanische Städte nicht durch Flak-Abwehr verteidigt und die Bevölkerung nicht durch radargestützte Frühwarnungen vorbereitet. Bei dem großen Bombenangriff auf Tokio in der Nacht vom 9. auf den 10. März 1945 hatte die amerikanische Kriegsführung die japanischen Behörden mit Scheinangriffen auf Industrie-Anlagen über den bevorstehenden Schlag gegen die Wohnbevölkerung getäuscht, so dass keinerlei Evakuierungen erfolgt waren.

Auf die japanische Hauptstadt warfen die amerikanischen Bomber 1667 Tonnen Brand- und Napalmbomben. Es waren 40 Quadratkilometer dichtbevölkerte Stadtteile, zwei Drittel der Wohngebiete, die in einem Feuermeer versanken. Damit brachten die Amerikaner in einer Nacht mehr als 100.000 Zivilisten um. Es handelte sich dabei um den schwersten je geflogenen konventionellen Luftangriff.

Der Kommandeur des Tokio-Angriffs, Brigade-General Thomas S. Power, kommentierte die Brandhölle von oben: Ich sah Häuserblock auf Häuserblock in Flammen aufgehen, bis der Holocaust sich zu einem kochenden, wirbelnden Feuerozean ausgebreitet hatte, der die Stadt unter mir auf Meilen in jede Richtung umschloss. (Das Wort Holocaust ist in der englischen Sprachwelt für Brandkatastrophen gebräuchlich. Denn in den ersten englischen Bibel-Übersetzungen wurde – anders als bei deutschen – das Originalwort für Ganzbrandopfer nicht übersetzt.)

Luftwaffengeneral LeMay beschrieb als Resümee des Brandbombenangriff auf Tokio: Wir versengten, siedeten und buken in jener Nacht vom 9. auf den 10. März in Tokio mehr Menschen zu Tode, als in Hiroschima und Nagasaki zusammen genommen verdampften.

Die Mentalität des Vernichtungskriegs wirkte weiter bis in den Vietnam-Krieg

General LeMay war sich seiner kriegsverbrecherischen Handlung durchaus bewusst. So gestand er: Damals machte es mir nicht viel aus, Japaner umzubringen. Wenn wir den Krieg verloren hätten, wäre ich vermutlich als Kriegsverbrecher angeklagt worden.

Bekanntlich blieben die Kriegsverbrechen der Siegermächte nach dem Kriegsende ungesühnt. So konnte die Mentalität des Vernichtungskrieges bei führenden amerikanischen Militärs weiterhin die Oberhand behalten. Im Vietnamkrieg sprach sich LeMay von Anfang an für eine massive militärische Intervention aus. Seine propagierte Strategie der Flächenbombardierung von Vietnam, Laos und Kambodscha forderte hunderttausende zivile Todesopfer. Obwohl die Amerikaner ein Vielfaches an Bomben und Napalm abgeworfen hatten, blieb auch in Südostasien die militärische Wirkung gering. Zu dem Militaristen LeMay passt das martialische Wort, das ihm zugeschrieben wird: Man solle Vietnam zurück in die Steinzeit bomben.

Für den amerikanischen Krieg gegen Japan bleibt es eine brennende Frage, weshalb die Kriegsführung einer Nation, die für sich eine besondere moralische Mission beansprucht, einen Vernichtungskrieg gegen die japanische Bevölkerung führte mit mehreren Hunderttausenden an Ziviltoten.

Denn es war tatsächlich ein bewusster Kriegsakt der Massentötung, wie vor einiger Zeit der Japanologe Florian Coulmas bemerkte: Das menschliche Leid und die Ziviltoten waren beabsichtigt. Vorschläge, die beiden Atombomben auf rein militärische Anlagen oder unbewohntes Gebiet zu werfen, um die Wirkung zu demonstrieren, wurden verworfen.

Uneingeschränkte Lizenz zur Jagd auf Japaner

Eine Erklärung für den amerikanischen Vernichtungskrieg gegen die Japaner könnte in folgender Ideologie bestehen:

Seit 1941 wurde von amerikanischer Politik und Medien das rassistische Bild der japanischen Untermenschen propagiert. Präsident Truman notierte kurz vor dem Atombombenabwurf in sein Tagebuch: Die Japse sind Wilde, unbarmherzig, gnadenlos und fanatisch.

Das unter amerikanischen Soldaten geflügelte Wort: Nur ein toter Japaner ist ein guter Japaner signalisierte eine Neuauflage des rassistisch orchestrierten Unterwerfungskrieges der USA gegen die nordamerikanischen Indianervölker bis 1890.

Auch der US-amerikanische Krieg auf den Philippinen von 1899 bis 1902 artete zu einem Rassekrieg gegen philippinische Aufständische aus. Das rassistische Muster der asiatischen Untermenschen blieb in der amerikanischen Presse latent und wurde im amerikanisch-japanischen Krieg ab 1941 wiederbelebt.

Mit uneingeschränkten Lizenzen zur Jagd auf Japaner warben die US-Rekrutierungsbüros. Das Ergebnis der Propaganda war, dass man an der Front die Japsen als gelbes Ungeziefer ansah und sie wie Kakerlaken vernichten müsse.

Während des Kampfes um die Höhleninsel Iwo Jima schrieb das US-Magazin The Nation: Der japanische Soldat sterbe in Höhlen und Erdlöchern den Tod einer Ratte, in die Ecke getrieben, bis es zu Ende ist. Ein amerikanischer Soldat falle für Kameradschaft und Patriotismus.

Die rassistischen Hetztiraden der Medien – gelbe Käfer erschlagen, Rattennester ausräuchern sowie die Brutplätze in Tokio und anderswo vollständig vernichten – bereiteten schließlich die Politik der Massentötungen von zivilen Japanern vor – in Tokio und Kobe, Hiroschima und Nagasaki.

Die japanische Gegenpropaganda war nicht weniger zimperlich: Die Amerikaner wären unmenschliche Barbaren und gehörnte Scheusale. Sie würden gegen die Japaner so vorgehen, wie sie es gegen Indianer und Schwarze getrieben hätten.
http://www.katholisches.info/2016/05/27/...iegsverbrechen/
Text: Hubert Hecker
Bild: Wikicommons/Autor



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