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  • 04.06.2016 00:56 - „Die größte Herausforderung für einen Priester ist es, Missionar zu werden“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Die größte Herausforderung für einen Priester ist es, Missionar zu werden“
Jubiläum der Priester. Interview mit Pater Klaus Schäfer S.A.C., Monsignore Joachim Schroedel und Pater Paul Bernhard Wodrazka C.O.


Jubiläum Der Priester, 3. Juni 2016 /

Anlässlich des Jubiläums der Priester, das heute in Rom zu Ende gegangen ist, hat ZENIT drei Priestern aus dem deutschen Sprachraum fünf kurze Fragen gestellt zu ihrer Berufung zum Priestertum sowie zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit.

Pater Klaus Schäfer S.A.C. gehört seit 1990 der Kongregation der Pallottiner an. Seit 1998 ist er als Priester tätig, davon 15 Jahre (1999-2014) an den St. Vincentius-Kliniken gAG in Karlsruhe als Klinikseelsorger.

Monsignore Joachim Schroedel war fast zwanzig Jahre, bis August 2014, im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz der Seelsorger der deutschsprachigen Katholiken in Ägypten, zuständig auch noch für acht weitere Länder. Der Geistliche aus dem Bistum Mainz unterstützt nun den Apostolischen Vikar in Alexandria, Bischof Zaki, in der Seelsorge für die Deutschsprachigen. Msgr. Schroedel ist Priester seit 1983.

Pater Paul Bernhard Wodrazka C.O. schliesst die kurze Reihe. Er ist Priester der Kongregation des Oratoriums des hl. Philipp Neri – eine Gemeinschaft von Weltpriestern – und Mitarbeiter an der Apostolischen Nuntiatur in Wien. Er hat die Priesterweihe vor zehn Jahren empfangen.

***

Wann haben Sie Ihre Priesterberufung gespürt und wie sind Sie in diese Lebenswahl hineingewachsen?

P. Klaus Schäfer: Ich wurde Mitte 20 von einem Priester gefragt, warum ich denn kein Priester werden wolle. Ich wehrte sogleich ab: Der Zölibat. Doch in den nächsten Wochen änderte sich meine Einstellung dazu, sodass ich mich gut auf diesen Beruf einlassen konnte.

Msgr. Joachim Schroedel: Ich wuchs in der Zeit auf, als die Kirche noch kein Vaticanum II kannte. Als Kind war ich Ministrant und voller Begeisterung ein kleiner Diener des Herrn. Die ersten Jahre nach dem Konzil brachten eine Ernüchterung mit sich. Erst kurz vor meinem Abitur 1974 erwachte die alte Liebe wieder neu – durch einen Kaplan, der Vorbild im Dienen und in der priesterlichen Hingabe war. Und so begann ich wieder neu…. Doch in die Berufung wächst man täglich neu hinein. Das Geschenk des motu proprio „Summorum pontificum“ vom 7. Juli 2007 und die Freigabe der Messe, wie ich Sie kennen gelernt hatte, half mir in ganz besonderer Weise, meine Berufung zu erneuern.

P. Paul Bernhard Wodrazka: Gegen Ende meines Doktoratstudiums an der Wirtschaftsuniversität Wien habe ich immer mehr gespürt, wie sehr mich Jesus Christus fesselt und wie gerne ich bete. Irgendwann stand für mich ganz klar fest: Ich möchte katholischer Priester werden. Nachdem ich dem Assistenten meines Doktorvaters die Rohfassung der Dissertation abgegeben hatte, nahm ich an Exerzitien teil. Dabei habe ich gemerkt, dass Gott mich ruft. Danach war es einfach, die entsprechenden Schritte zu setzen: Ich bin in das Oratorium des heiligen Philipp Neri in Wien, eine Gemeinschaft von Weltpriestern, eingetreten, um Priester zu werden. 2006 konnte ich nach Absolvierung des Theologiestudiums und einer Einführung in die Seelsorge zum Priester geweiht werden.

Wie beten Sie und welche Rolle spielt das Gebet in ihrem priesterlichen Dienst?

P. Klaus Schäfer: Mein wichtigstes und innigstes Gebet ist der Psalm 23. Er war mir insbesondere als Klinikseelsorger ein wichtiger Wegbegleiter.

Msgr. Joachim Schroedel: Vor einigen Jahren bin ich dazu über gegangen, das priesterliche Offizium (Stundengebet) nach dem lateinischen Brevier von 1962 zu beten, das der Heilige Papst Johannes XXIII. promulgiert hat. Es ist viel umfangreicher als das neue „Stundenbuch“, aber hält die Hauptquelle des Gebets, die Psalmen des Alten Testaments, jede Woche wieder neu bereit. Da ich in Ägypten lebe, vollziehe ich das Gebet gleichzeitig zum Gebet der Muslime – und bete um Bekehrung zur Wahrheit in Jesus Christus; immer wieder und für alle, Christgläubige und Andersgläubige.

P. Paul Bernhard Wodrazka: Ich bin Priester seit 10 Jahren. Das Gebet spielt im Leben eines Oratorianers eine ganz wesentliche Rolle, da er zuallererst Beter ist. Dem Beispiel unseres Gründers Philipp Neri folgend, versuche ich neben dem Breviergebet und dem Rosenkranz, das innere Gebet zu üben. Jeden Tag werden viele Anliegen an mich herangetragen für die ich alle gerne bete. Untertags – vor allem während intensiverer Vorbereitungsphasen oder Besprechungen – versuche ich kleine Stoßgebete zu sprechen. Der hl. Philipp Neri hat uns viele sehr schöne hinterlassen. Besonders gefällt mir dieses: Jesus sei mir Jesus! Neben dem freien Gebet bete ich auch gerne Novenen, Litaneien und andere vorformulierte Gebete aus Gebetsbüchern.

Was denken Sie, ist heute die größte oder wichtigste Herausforderung für einen Priester?

P. Klaus Schäfer: Ich sehe die größte Herausforderung für die Priester in Deutschland die immer größer werdenden „Pfarreien“ (Seelsorgeeinheiten, Pfarrverbände und wie sie in den verschiedenen Diözesen genannt werden). Da wird der Priester schnell zum reinen Sakramentenspender. Durch die vielen anderen Aufgaben und Arbeiten ist wahre Seelsorge (Sorge um die Seele) kaum mehr möglich.

Msgr. Joachim Schroedel: Missionar zu werden! Das Zeitalter des Pfarrherren ist allemal vorbei. Nun gilt es, an die Häuser und Zäune zu gehen und Bote der Freude an Jesus Christus zu werden. Dabei sind wir immer von einer „Wolke von Zeugen“ umgeben, die uns missionarischen Mut machen. Freilich gehört zu diesem Mut auch die Fähigkeit, die Finger in die Wunden der Menschen zu legen und Sünde beim Namen zu nennen.

P. Paul Bernhard Wodrazka: Eine große Herausforderung scheint mir heute der sogenannte „Aktivismus“ zu sein. Der Priester soll eine Vielzahl von Sitzungen und Treffpunkten koordinieren und besuchen. Wichtig scheint mir aber vor allem ausreichend Zeit für das Gebet, die Sakramentenvorbereitung und –spendung sowie für das Apostolat zu reservieren. Papst Franziskus wünscht sich für die ganze Welt einen Zustand der permanenten Mission. Wir müssen für die Menschen beten, die noch nicht an Gott glauben, sie im Glauben unterweisen und ihnen helfen Christus in den Sakramenten kennenzulernen. Jenen, die schon getauft sind, aber keine Beziehung zu Gott aufgebaut haben, gilt es zu helfen den Weg des Glaubens in ihrem Leben zu bestreiten.

Wie erleben Sie das Heilige Jahr der Barmherzigkeit und insbesondere das Jubiläum der Priester?

P. Klaus Schäfer: Das Jahr der Barmherzigkeit erlebe ich als ein Jahr, in dem Gottes Barmherzigkeit in besonderer Weise in den Blick genommen wird. Was wären wir ohne Gottes Barmherzigkeit. Wir alle, auch ich als Priester, sind Sünder und bedürfen der Barmherzigkeit Gottes. Vom Jubiläum der Priester erhoffe ich mir, dass sich mehr junge Männer ernsthaft fragen, ob Priester zu werden nicht ihre Berufung ist. Eine Kirche ohne Priester kann ich mir nur schwerlich vorstellen. Daher habe ich die Sorge: Stirbt der Priesterberuf aus, stirbt auch die Kirche ab.

Msgr. Joachim Schroedel: Nach dem Heiligen Papst Johannes Paul II., der den Sonntag nach Ostern zum „Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit“ erklärt hatte, und nach dem großen Papst Benedikt XVI., der bereits in seiner ersten Enzyklika „Deus caritas est“ von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes gesprochen hatte, ist es nun der amtierende Papst, der ein „außerordentliches Jahr der Barmherzigkeit“ ausgerufen hat. Papst Franziskus ruft häufig auch zum Empfang der Beichte auf, hört selbst, mit Dutzenden von Priestern, die Heilige Beichte auf dem Petersplatz – doch wird die Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes besonders von denen, die mit christlichem Glauben nicht sehr viel verbindet, auch missverstanden. Barmherzigkeit ist zwar eine Gnade, aber sie setzt auch die Bereitschaft zum Umkehr voraus. Dass der Papst in diesem besonderen Jubiläumsjahr verschiedene Gruppen nach Rom eingeladen hat, steht in der Tradition anderer Heiliger Jahre. Die Priester als Spender des Sakraments der Buße sollen sicher auch besonders für ihren Dienst ermutigt werden.

P. Paul Bernhard Wodrazka: Das Jubiläum der Barmherzigkeit ist definitiv eine Gnadenzeit für die Kirche. Seit etwa Ostern orte ich auch eine verstärkte Inanspruchnahme der Beichte. Viele Menschen möchten in unserer Kirche den Jubiläumsablass erhalten und einen neuen Anfang setzen. Überhaupt bietet das außerordentliche Heilige Jahr viele Gelegenheiten die Lehre der Kirche zu den letzten Dingen umfassend zu verkünden und zu vertiefen. Gerade unter jungen Menschen stelle ich in der Seelsorge dabei ein verstärktes Interesse fest. Das Jubiläum der Priester kann dazu beitragen, das Geschenk der Berufung zum Priestertum verstärkt zu reflektieren. Wichtig scheint mir vor allem zu bedenken, dass der Priester ein Mann Gottes sein muss, der den Menschen hilft, ihre Berufung mit Gott besser zu leben. In dieser Hinsicht hat Papst Franziskus mit seiner Akzentuierung im Hinblick auf Beichte und Ablass einen ganz wichtigen Impuls gegeben. Es gilt dies im Apostolat umzusetzen.

Papst Franziskus zieht die breiten Massen an. Was denken Sie ist sein “Geheimnis”?

P. Klaus Schäfer: In meinen Augen ist Papst Franziskus weniger ein Theologe, sondern mehr ein Seelsorger. Er sorgt sich um die Seelen der Menschen.

Msgr. Joachim Schroedel: Die breiten Massen anzuziehen sollte nie Kriterium für ein gelingendes Pontifikat sein. Kein Mensch kann „jedermanns Liebling“ sein, oder sollte es jedenfalls nicht. Gewiss zeigt sich der Heilige Vater als einer, der die Anliegen, Sorgen und Nöte der Menschen wahrnimmt. Er ist täglich in den Medien präsent, manchmal auch mit Aussagen, die verunsichern. Vielleicht will er uns damit zum Nachdenken bringen. Ein „Geheimnis“ hat er meines Erachtens nicht. Er ist der Pfarrer aus Südamerika geblieben, und so lebt und redet er. Heute sagt man: Er scheint „authentisch“ zu sein.

P. Paul Bernhard Wodrazka: Als „Pfarrer der Welt“, wie er von den Medien immer wieder liebevoll bezeichnet wird, gelingt es Papst Franziskus besonders gut, die Menschen für den Glauben an Gott zu begeistern. Man kann sich nur wünschen, dass diese Aufbruchsstimmung noch lange anhält und dies auch zu einer Vertiefung im Glauben bei den Menschen führt. In mancher Hinsicht erinnert mich Papst Franziskus an unseren Gründer, den hl. Philipp Neri. Beide verbindet der Humor und die Spontaneität. Papst Franziskus „Geheimnis“ scheint mir sein starker Glaube und seine tiefe Verwurzelung im Gebet zu sein. Aus dem Gebet kommend, möchte der Heilige Vater allen Menschen das Evangelium verkünden und sie zu fröhlichen Jüngern Jesu Christi machen. Wenn er sagt, dass wir Priester an die Ränder gehen müssen, möchte er – so habe ich den Eindruck –, dass wir uns verstärkt darum bemühen jene Menschen für Gott zu gewinnen, die buchstäblich durch den Rost fallen, denen niemand das heilige Evangelium verkündet. Nicht nur unter den jungen Menschen ist der Durst nach dem Herrn groß, und es gilt diesen Durst zu stillen.

[Unter Mitarbeit
von Michaela Koller]



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