RAINER WOELKI 05.06.16 Jetzt werden sogar die Katholiken populistisch Vor dem Kölner Dom wird ein Flüchtlingsboot aufgestellt, und der Bischof nennt Europas Grenzpolitik "infam". Ich will keine Aufstachler, sondern ausgleichende Hirten, die das Wort Gottes verkünden.
Erzbischof Rainer Maria Woelki predigt vor dem Kölner Dom Foto: dpa Fronleichnam, dieser alte und traditionsreiche katholische Festtag aus dem späten Mittelalter, ist vorbei. Mit Prozessionen zu Land und – wie in Köln – auch zu Wasser ist er im Westen Deutschlands längst Teil des allgemeinen Brauchtums. Als verstörend habe ich es hingegen empfunden, in welcher Weise der Erzbischof von Köln, Rainer Woelki, dieses Fronleichnamsfest zu politisieren suchte.
Da ließ man öffentlichkeitswirksam und mit großem Aufwand ein mittelgroßes hölzernes Flüchtlingsboot aus Malta in die Domstadt karren, baute dies vor dem Südportal auf, um dort die traditionelle Fronleichnamsmesse zu zelebrieren.
Woelki nutzt Flüchtlingsboot als Altar Erzbischof Rainer Woelki nutzt Flüchtlingsboot als Altar
Warum? Weil, so Woelki, "Jesus heute in einem Flüchtlingsboot säße", das damit "zu einem Ort der Gegenwart Gottes" würde. Na ja, ein bisschen weit hergeholt, aber bitte. Geradezu atemberaubend wird es allerdings, wenn Woelki mit schwerer Keule auf die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung einschlägt und das Abkommen mit der Türkei zur Rücknahme von Flüchtlingen als "infam" bezeichnet.
Wie bitte? Unsere führenden Politiker mutieren bei ihm zu "Sandmännchen", die versuchten, uns in einen "Dornröschenschlaf zurück zu versetzen". Mit dem Flüchtlingsboot soll dieses "Märchen entlarvt" und die "Abschottungspolitik" der Europäer angeprangert werden. Damit geht Woelki eindeutig zu weit. Aber gerade deshalb muss man sich damit beschäftigen.
Ich habe es bisher als wohltuend empfunden, dass meine Kirche sich in der Vergangenheit nicht so hat politisieren lassen wie die evangelische. Aber das scheint sich nun zu ändern. Der Katholikentag in Leipzig war ein guter Beweis dafür: politische Prominenz ohne Ende, bei immer geringer werdenden Teilnehmerzahlen.
Kluge, ausgleichende Hirten sind gefragt
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