Als Priester verkleideter Attentäter
Kirchenoberhaupt entgeht Selbstmordanschlag Der Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirche, Mor Ignatius Aphrem II, entging nur knapp einem Selbstmordattentat. Der Täter hatte sich als Priester verkleidet. Noch nie zuvor war dort ein Kirchenführer Ziel eines terroristischen Anschlags - bis jetzt.
Stand: 20.06.2016 Mor Ignatius Aphrem II mit Kind | Bild: picture-alliance/dpa
Ein Selbstmordattentäter versuchte am gestrigen Sonntag, den Patriarchen der Syrisch-Orthodoxen Kirche, Mor Ignatius Aphrem II, während eines Gottesdienstes in der Stadt Qamishli in Nordost-Syrien mit in den Tod zu reißen. Christlichen Sicherheitskräften gelang es, den Mann in letzter Minute aufzuhalten, bevor er in das Gebäude der Bruderschaft von Mor Gabriel eindringen konnte.
Als Priester verkleidet
Unmittelbar danach zündete der Attentäter die Bombe. Der Attentäter war laut Informationen der in Brüssel ansässigen "European Syriac Union" als Priester verkleidet. Wenig später wären aus einem Auto Schüsse abgefeuert worden.
Ein Toter, zehn Verletzte
Bei dem Anschlag kam ein Mann der christlichen Sicherheitskräfte "Sutoro" ums Leben; zehn weitere Sutoro-Männer wurden zum Teil schwer verletzt. In einer ersten Stellungnahme appellierte der Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland "an die internationale Staatengemeinschaft ihren Einfluss geltend zu machen, damit die Friedensverhandlungen schneller voranschreiten." Ansonsten bestehe die Gefahr, dass auch die letzten noch in der Region lebenden Christen ihr Heil in der Flucht suchen.
Patriarch weist im BR-Interview auf Gefahr hin
Flüchtlinge 2014 vor einem Unterkunftszelt am Internationalen Jugendübernachtungscamp in München | Bild: picture-alliance/dpa/Tobias Hase zum Video mit Informationen Desinteresse und kaum Aufklärung Gewalt gegen christliche Flüchtlinge Zu Feierlichkeiten angereist
Bislang gibt es noch keine Informationen zum Hintergrund des Täters oder zu seinem Umfeld. Patriarch Mor Ignatius Aphrem II war nach Qamishli gekommen, um dort mit hunderten Christen aus der ganzen Region ein Denkmal zur Erinnerung an den Völkermord von 1915 im damaligen Osmanischen Reich einzuweihen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches hatten sich zahlreiche überlebende Christen der unterschiedlichsten Konfessionen, darunter sehr viele Angehörige der syrisch-orthodoxen Kirche, nach Syrien gerettet.
Qamishli, das direkt an der Grenze zur heutigen Türkei liegt, wurde zu einem Zentrum der syrischen Christenheit mit einer starken christlichen Mehrheit. Seit dem Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges und dem Vormarsch islamistischer Terrormilizen sind viele Christen aus Qamishli nach Deutschland und Europa geflohen.
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