05 Mai 2014 Kardinal Müller feiert Beförderung Heuchler, Lügner, Kinderprügler
Von Stefan Aigner in Meinung, Nachrichten, Überregional
Beim Dankgottesdienst, den Kardinal Gerhard Müller zu seinen eigenen Ehren inszenierte, wurden die Gläubigen mit Freibier und Billig-Bratwurst gelockt. Kritiker wurden von der Polizei entfernt.
Bier trinken. Bratwurst essen. Dankbar sein. Die katholische Prominenz macht Party.
„Das ist eine Veranstaltung der Diözese Regensburg und Sie verlassen jetzt diesen Platz.“ Im hohen Dom St. Peter predigt Kardinal Gerhard Ludwig Müller eben über die Liebe, das Brückenbauen und von Communio, der Gemeinschaft. Am Vorplatz, wohin die Gläubigen heute mit Freibier und Bratwurst-Semmeln zu einem Euro pro Stück gelockt werden, knöpft sich Polizeidirektor Wolfgang M. gerade den 77jährigen Alfred Heuberger vor.
Zensur im Namen des Herrn
Weil der ein Flugblatt des Arbeitskreises kritischer Laien verteilt, auf dem sich Auszüge aus Müller-kritischen Zeitungsartikeln finden, soll er gehen, befindet M.. Und als Heuberger sich wehrt und nicht einschüchtern lässt, dauert es ein Weilchen, bis der Polizeidirektor und ein Kollege endlich einen Fehler im Impressum des Flugblatts entdecken, um irgendeine rechtliche Grundlage für diese Zensur im Namen des Herrn zu haben.
Schließlich soll sie nichts stören – die Eminenzen, Exzellenzen und hochwürdigen Herren, die hier gerade ihren Dankgottesdienst mit anschließendem Bischofshof-Bratwurst-Event zu Ehren von Müllers Beförderung zum Kardinal feiern.
„Das ist eine Veranstaltung der Diözese Regensburg und Sie verlassen jetzt diesen Platz.“ Polizeiliche Zensur im Namen des Herrn (Müller).
Polizeikontrolle für Herrn Heuberger.
Der, Müller, sei ob seiner Körpergröße, der „richtige Großinquisitor“ lässt Philipp Graf von und zu Lerchenfeld die bierselige Menge in seinem anschließenden Grußwort wissen. Bereits im Dom durfte der als CSU-Abgeordneter allenfalls in eigener Sache auffällige Graf aus der Apostelgeschichte vorlesen. Und auch hier, am Domplatz, lässt es der Vorsitzende des Diözesankomitees, zu dem ihn Müller, damals noch Bischof von Regensburg, im Zuge der von ihm vorgenommenen Entdemokratisierung der Laiengremien gemacht hat, an wohlgesetzten Worten nicht fehlen, die vor allem mit Dankbarkeit zu tun haben.
Dankbarkeit aller Orten
Denn das sind sie alle, die sich heute in die vorderen Reihen des Regensburger Doms gedrängelt haben. Fürchterlich dankbar.
Da sitzt mit gefalteten Händen der Putzunternehmer „Dr.“ Karlheinz Götz, der einen Gutteil seines geschäftlichen Erfolgs, den weder staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen Sozialbetrugs noch Beschimpfungen von Betriebsräten als „Parasiten“ trüben konnten, seiner guten Vernetzung innerhalb der katholischen Kirche zu verdanken hat. Was katholisch ist im Bistum Regensburg putzt Götz. Deo Gratias.
VIP-Loge für Müller (vorne rechts) und seine Gäste. Von Demut keine Spur.
Dazwischen sitzt Albert Schmid, Vorsitzender des Zentralkomitees der bayerischen Katholiken, alter Spezl von Müller, der schon mal eigens aus Rom einfliegt, um Schmids Töchterchen zu trauen. Gleich daneben nimmt Staatsministerin Emilia Müller Platz, die – in Vertretung von Ministerpräsident Horst Seehofer – vom Blatt abliest, wie sehr es sie freue, dass der Vatikan, Müller sei Dank, „ein Stück bayerischer“ geworden sei. Auch Polizeipräsident Rudolf Kraus, dessen Beamte draußen dafür sorgen, dass Herrn Müller die Laune nicht verdorben wird, betet fröhlich mit.
So heilig, dass es weh tut: Durchlaucht Gloria, Graf Lerchenfeld, Staatsministerin Müller, Walter Mixa.
Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, allfällig begrüßte „Durchlaucht“, ist wie immer mit von der Partie, wenn es um Katholisches geht. Mehreren Bischöfen fällt die Begründerin der Marianischen Frauencongregation förmlich um den Hals, als es draußen auf den VIP-Plätzen ans Biertrinken und Bratwurst-Essen geht. Mit ihren Ansichten zu Verhütung, Abtreibung und schnackselnden Negern hat Durchlaucht schon manchen von ihnen rechts überholt. Legendär sind auch ihre Promi-Versteigerungen zugunsten fragwürdiger „Lebensschützer“-Organisationen. Am Sonntag verteilen solche Lebensschützer übrigens Flugblätter, auf denen Abtreibung mit dem Holocaust verglichen wird. Deren Verteilung unterbindet die Polizei allerdings nicht. Vermutlich sind sie nicht Müller-kritisch genug.
Wohlwollend begrüßte Bischöfe emeritus: Wilhelm Schraml und Walter Mixa.
Mit solchen Vergleichen, Holocaust und Abtreibung, hat Walter Mixa weidliche Erfahrung. Er zog sie früher gerne selbst, ehe er aus dem Amt als Bischof von Augsburg scheiden musste, weil Prügel- und Veruntreuungsvorwürfe öffentlich wurden, an die er sich – das Alter eben – leider nicht erinnern kann. Heute wird er mehrfach namentlich begrüßt. Man muss schließlich auch vergeben können.
Gefeiert wird der Verharmloser von Vergewaltigung und Missbrauch
Wie sollte man auch anders handeln, wenn Gerhard Müller, also der, für dessen Beförderung man heute dankt, zur Spitze der Verharmloser sexuellen Missbrauchs in der Kirche gehört? Der lieber zu Nazi-Vergleichen und – vermittels seines Sprechers Clemens Neck – Klagedrohungen gegen Vergewaltigungsopfer griff, anstatt eine tatsächliche Aufklärung voranzutreiben.
Generalvikar Michael Fuchs verantwortet die Serienbriefe, die einen Mann ins Krankenhaus brachten.
An dieser Haltung hat sich in der so dankbaren Diözese Regensburg bis heute nichts geändert. Am Sonntag gibt ein selig lächelnder Generalvikar Michael Fuchs den Zeremonienmeister. Jener Fuchs, der die Serienbriefe unterzeichnete, mit denen Missbrauchsopfer en Gros abgefertigt und der Lüge bezichtigt wurden.
Bischof Rudolf Voderholzer, der Gastgeber der Dankesfeier, hat das Versprechen, diese Fälle erneut zu prüfen, seit bald einem Jahr nicht eingelöst. Heute sitzt er fröhlich feixend unter den Ehrengästen und tauscht seinen Krug Mineralwasser kurz gegen Bier aus, als Bischofshof-Direktor Hermann Goß ihn um ein Werbefoto für die Kirchenbrauerei bittet.
Posieren fürs Werbefoto: Bischof Voderholzer und Brauereidirektor Goß.
„Alle Regensburgerinnen und Regensburger freuen sich sehr“, lässt der „frischgebackene Oberbürgermeister“ (Fuchs) Joachim Wolbergs die Anwesenden – vor allem Kardinal Müller – in seinem Grußwort wissen.
Nicht nur der wegzensierte Alfred Heuberger dürfte da etwas anderer Meinung sein. http://images.google.de/imgres?imgurl=ht...fyTA2EQ9QEIKzAD
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