NBER-Studie widerlegt Behauptung, Dschihadisten seien von Armut und sozialer Ungleichheit motiviert 4. Juli 2016 0
Dschihadisten (Dhaka) Die islamischen Attentäter, die am vergangenen Freitagabend das Café Holey Artisan Bakery in Dhaka überfallen und 20 ausländische Urlauber und zwei bengalische Polizisten getötet haben, stammen aus wohlhabenden, einheimischen Familien. Ihre Herkunft verbannt verharmlosende und irreführende Darstellungen, Islamisten stammten aus „rückständigen“ Landesteilen und hätten nur eine geringe Bildung, ins Reich der Märchen. Wer den islamischen Dschihad der jüngsten Generation kennt, wußte das bereits seit längerem. Eine neue Studie widerlegt die sozialpolitische These.
Zum Attentat bekannte sich der Islamische Staat (IS). Vor Ort ausgeführt wurde der Angriff von Dschihadisten der Jamayetul Mujahideen Bangladesh, wie Innenminister Asaduzzaman Khan vor der Presse erklärte.
Als ein Spezialkommando die Geiselnahme in den Morgenstunden von Samstag beendete, wurden sechs Islamisten getötet und einer festgenommen.
Dhaka-Attentäter stammen aus wohlhabenden Familien und besuchten die besten Schulen
Die Attentäter stammen alle aus wohlhabenden bengalischen Familien. Sie haben die besten Schulen des Landes besucht. Ihr soziales Milieu war geprägt von finanzieller Sicherheit. Damit widersprechen die Dschihadisten von Dhaka einem im Westen gern gehegten Trugbild von den Steinzeit-Islamisten, die nur aufgrund ihrer geringen Bildung und ihres sozialen Elends für islamistische „Rattenfänger“ anfällig seien.
Eine jüngst veröffentlichte Studie über die Foreign Fighters aus europäischen Ländern, die für den Islamischen Staat (IS) im Nahen Osten kämpfen, bestätigt den Sozial- und Bildungsstatus der Dhaka-Terroristen.
Der Islamische Staat (IS) verdankt einen Teil seines Erfolges dem kontinuierlichen Zufluß ausländischer Kämpfer. Mit ihnen greift der „Kalif“ nicht nur die fragilen Herrschaftssysteme im Irak und in Syrien an, sondern bietet auch der von den USA geführten internationalen Koalition die Stirn. Die ausländischen Islamisten werden allgemein als „Foreign Fighters“ bezeichnet. Darunter sind auch Muslime aus Europa gemeint. Sie haben in den meisten Fällen einen Migrationshintergrund, sind zum Großteil jedoch bereits in EU-Ländern geboren und dort aufgewachsen. Gleiches gilt für Dschihadisten aus den USA, Kanada und Australien.
Die Studie widerlegt die verbreitete Meinung, diese ausländischen Kämpfer hätten ein ökonomisches Interesse, weil sie zu Hause nur ein geringes Einkommen und kaum Perspektiven hätten. Diese vereinfachende Erklärung eignet sich zwar, weil simpel gestrickt, die Dinge in überschaubare Schubladen zu stopfen, führt aber in die Irre.
Es handelt sich dabei lediglich um die unreflektierte Übertragung eines anderen sozialromantischen Märchens, das vor allem von der politischen Linken im Zusammenhang mit der allgemeinen Kriminalität erzählt wird Ins Gefängnis kämen nur vom „ungerechten System“ strukturell Diskriminierte und Unterprivilegierte. Die Übertragung dieser irrigen These auf die Dschihadisten hat den Vorteil, daß auch dieselben vermeintlichen Lösungsrezepte angepriesen werden können: Es genüge den Bildungsstandard und das Durchschnittseinkommen zu heben, um den Islamismus zu besiegen. Der Wohlfahrtsstaat als Allheilmittel.
NBER-Studie räumt mit sozialer Dschihad-These auf
Dieses Erklärungsmuster wird durch empirische Erhebungen nicht gedeckt, wie auch die neue Studie des National Bureau of Economic Research (NBER) zeigt. Das 1920 gegründete NBER mit Sitz in Cambridge in Massachusetts ist eine private Forschungseinrichtungen für Wirtschaftsstudien und vor allem eine der weltweit renommiertesten.
Das NBER analysierte das Phänomen der IS-Rekruten. Unter anderem wurden Daten des PEW Research Center, der Soufan Research Group und der Vereinten Nationen ausgewertet. Die Daten der Foreign Fighters wurden statistisch mit den Bildungs- und Wirtschaftsdaten der Herkunftsländer verglichen. Das daraus entstandene Diagramm ISIS Fighters and Economic Conditions liefert ein beeindruckendes Bild.
Daraus geht hervor, daß die westlichen Staaten, mit ihrem verhältnismäßig kleinen islamischen Bevölkerungsanteil, im Durchschnitt weit mehr IS-Kämpfer hervorgebracht haben, als die islamischen Staaten. Mehr noch: je höher der Wohlstandsindikator HDI (Index für humane Entwicklung der Vereinten Nationen) desto mehr Muslime zogen für den Dschihad in den Krieg. Die Länder mit dem, laut UNO, höchsten Wohlstand und der geringsten Ungleichheit, darunter Belgien, Irland und die skandinavischen Staaten, sind die größten Dschihadisten-Fabriken. Aus diesen Ländern brechen weit mehr Islamisten zum Kampf gegen die „Ungläubigen“ auf als aus Indonesien oder Pakistan.
Der Grad der wirtschaftlichen Entwicklung scheint demnach als Schlüsselfaktor bei den Motiven für Dschihadisten auszuscheiden. Laut NBER-Studie seien andere Motive entscheidend, die in abnehmender Tendenz aufgelistet werden: Ideologie, Politik, Integration in den Gastländern. Der Faktor Armut spiele hingegen keine Rolle.
Text: Andreas Becker Bild: tgcom24 (Screenshot)
Dschihadisten (Dhaka) Die islamischen Attentäter, die am vergangenen Freitagabend das Café Holey Artisan Bakery in Dhaka überfallen und 20 ausländische Urlauber und zwei bengalische Polizisten getötet haben, stammen aus wohlhabenden, einheimischen Familien. Ihre Herkunft verbannt verharmlosende und irreführende Darstellungen, Islamisten stammten aus „rückständigen“ Landesteilen und hätten nur eine geringe Bildung, ins Reich der Märchen. Wer den islamischen Dschihad der jüngsten Generation kennt, wußte das bereits seit längerem. Eine neue Studie widerlegt die sozialpolitische These.
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Als ein Spezialkommando die Geiselnahme in den Morgenstunden von Samstag beendete, wurden sechs Islamisten getötet und einer festgenommen.
Dhaka-Attentäter stammen aus wohlhabenden Familien und besuchten die besten Schulen
Die Attentäter stammen alle aus wohlhabenden bengalischen Familien. Sie haben die besten Schulen des Landes besucht. Ihr soziales Milieu war geprägt von finanzieller Sicherheit. Damit widersprechen die Dschihadisten von Dhaka einem im Westen gern gehegten Trugbild von den Steinzeit-Islamisten, die nur aufgrund ihrer geringen Bildung und ihres sozialen Elends für islamistische „Rattenfänger“ anfällig seien.
Eine jüngst veröffentlichte Studie über die Foreign Fighters aus europäischen Ländern, die für den Islamischen Staat (IS) im Nahen Osten kämpfen, bestätigt den Sozial- und Bildungsstatus der Dhaka-Terroristen.
Der Islamische Staat (IS) verdankt einen Teil seines Erfolges dem kontinuierlichen Zufluß ausländischer Kämpfer. Mit ihnen greift der „Kalif“ nicht nur die fragilen Herrschaftssysteme im Irak und in Syrien an, sondern bietet auch der von den USA geführten internationalen Koalition die Stirn. Die ausländischen Islamisten werden allgemein als „Foreign Fighters“ bezeichnet. Darunter sind auch Muslime aus Europa gemeint. Sie haben in den meisten Fällen einen Migrationshintergrund, sind zum Großteil jedoch bereits in EU-Ländern geboren und dort aufgewachsen. Gleiches gilt für Dschihadisten aus den USA, Kanada und Australien.
Die Studie widerlegt die verbreitete Meinung, diese ausländischen Kämpfer hätten ein ökonomisches Interesse, weil sie zu Hause nur ein geringes Einkommen und kaum Perspektiven hätten. Diese vereinfachende Erklärung eignet sich zwar, weil simpel gestrickt, die Dinge in überschaubare Schubladen zu stopfen, führt aber in die Irre.
Es handelt sich dabei lediglich um die unreflektierte Übertragung eines anderen sozialromantischen Märchens, das vor allem von der politischen Linken im Zusammenhang mit der allgemeinen Kriminalität erzählt wird Ins Gefängnis kämen nur vom „ungerechten System“ strukturell Diskriminierte und Unterprivilegierte. Die Übertragung dieser irrigen These auf die Dschihadisten hat den Vorteil, daß auch dieselben vermeintlichen Lösungsrezepte angepriesen werden können: Es genüge den Bildungsstandard und das Durchschnittseinkommen zu heben, um den Islamismus zu besiegen. Der Wohlfahrtsstaat als Allheilmittel.
NBER-Studie räumt mit sozialer Dschihad-These auf
Dieses Erklärungsmuster wird durch empirische Erhebungen nicht gedeckt, wie auch die neue Studie des National Bureau of Economic Research (NBER) zeigt. Das 1920 gegründete NBER mit Sitz in Cambridge in Massachusetts ist eine private Forschungseinrichtungen für Wirtschaftsstudien und vor allem eine der weltweit renommiertesten.
Das NBER analysierte das Phänomen der IS-Rekruten. Unter anderem wurden Daten des PEW Research Center, der Soufan Research Group und der Vereinten Nationen ausgewertet. Die Daten der Foreign Fighters wurden statistisch mit den Bildungs- und Wirtschaftsdaten der Herkunftsländer verglichen. Das daraus entstandene Diagramm ISIS Fighters and Economic Conditions liefert ein beeindruckendes Bild.
Daraus geht hervor, daß die westlichen Staaten, mit ihrem verhältnismäßig kleinen islamischen Bevölkerungsanteil, im Durchschnitt weit mehr IS-Kämpfer hervorgebracht haben, als die islamischen Staaten. Mehr noch: je höher der Wohlstandsindikator HDI (Index für humane Entwicklung der Vereinten Nationen) desto mehr Muslime zogen für den Dschihad in den Krieg. Die Länder mit dem, laut UNO, höchsten Wohlstand und der geringsten Ungleichheit, darunter Belgien, Irland und die skandinavischen Staaten, sind die größten Dschihadisten-Fabriken. Aus diesen Ländern brechen weit mehr Islamisten zum Kampf gegen die „Ungläubigen“ auf als aus Indonesien oder Pakistan.
Der Grad der wirtschaftlichen Entwicklung scheint demnach als Schlüsselfaktor bei den Motiven für Dschihadisten auszuscheiden. Laut NBER-Studie seien andere Motive entscheidend, die in abnehmender Tendenz aufgelistet werden: Ideologie, Politik, Integration in den Gastländern. Der Faktor Armut spiele hingegen keine Rolle. Der Grad der wirtschaftlichen Entwicklung scheint demnach als Sch Text: Andreas Becker Der Grad der wirtschaftlichen Entwicklung scheint demnach als Sch Bild: tgcom24 (Screenshot)
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