Wiederbesiedelung des Klosters Neuzelle in Brandenburg durch Stift Heiligenkreuz 7. Juli 2016
Heiligenkreuz bei Wien nimmt Wiederbesiedelung des Kloster Mariä Aufnahme in den Himmel in Neuzelle in der Niederlausitz vor Heiligenkreuz bei Wien beginnt nach 200 Jahren Wiederbesiedelung des Klosters Mariä Aufnahme in den Himmel in Neuzelle in der Niederlausitz (Wien)
Das Zisterzienserstift Heiligenkreuz bei Wien stellt eine Ausnahme unter den Klöstern im deutschen Sprachraum dar. Vor 882 Jahren vom heiligen Leopold, dem Herzog von Österreich aus dem Haus der Babenberger gegründet, zieht es außergewöhnlich viele Berufungen an. Mit 92 Mönchen hat der Konvent den höchsten Stand seit dem 18. Jahrhundert erreicht. Vor zwei Tagen brachen einige Mönche zu einer Tochtergründung nach Brandenburg auf.
Wird nach den Gründen für diese bemerkenswerte Blüte gefragt, verweist man auf die Gestalten der Äbte und deren seit Kriegsende anhaltenden Bemühungen, die heilige Liturgie in den Mittelpunkt des Mönchslebens zu stellen. Das Kloster machte 1970 die Liturgiereform mit, behielt jedoch die lateinische Sakralsprache bei und bemüht sich um eine würdige und ehrfürchtige Zelebration. Die Berufungen seien „eine Gnade“, die Gott schenke.
Die Bemühungen der Äbte um eine würdevolle Liturgie und Treue zum kirchlichen Lehramt, die in der Ausbildung an der – inzwischen nach Papst Benedikt XVI. benannten – ordenseigenen Hochschule zum Ausdruck kommt, scheinen das Wohlwollen und den Segen Gottes zu finden.
1988: Gründung des Klosters Stiepel in Bochum
Abt Maximilian segnet die Mönche, die zur Wiederbesiedelung von Neuzelle aufbrechen Nach dem ebenfalls in Österreich gelegenen Stift Rein ist Heiligenkreuz das älteste Zisterzienserkloster der Welt, das ununterbrochen existiert und nie durch Revolution, Klostersturm, Berufungsmangel oder Naturkatastrophen aufgehoben oder aufgelassen wurde.
Das Mutterkloster von Heiligenkreuz ist das Kloster Morimond in Frankreich. Von Heiligenkreuz aus wurden im Mittelalter die Stifte Zwettl und Lilienfeld, beide in Niederösterreich, gegründet. Seit 1881 ist das Kloster Neukloster in Wiener Neustadt als Priorat mit dem Stift verbunden.
In jüngster Zeit wurden zwei neue Tochterklöster gegründet, die als Priorate zur Abtei gehören. 1988 erfolgte die Gründung des Klosters Stiepel in Bochum (Bistum Essen). Vier Mönche aus Heiligenkreuz begann vor 28 Jahren mit dem Aufbau des Mönchslebens an der Marienwallfahrtskirche zur Schmerzhaften Mutter von Stiepel.
In den 90er Jahren half Heiligenkreuz bei der Wiederbesiedelung des Zisterzienserstiftes Hohenfurth in Südböhmen. Vom tschechischen Staat bereits nach dem Ersten Weltkrieg um seinen Besitz gebracht, nach der Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich vom Nationalsozialismus und nach dem Krieg erneut vom Kommunismus aufgehoben, erfolgte nach dem Ende der kommunistischen Diktatur die Wiedererrichtung durch die letzten noch lebenden Mönche. Die Besonderheit: Die Wiederbesiedelung erfolgte in der überlieferten Form des Römischen Ritus.
2016: Aufbruch zur Wiederbesiedelung des Klosters Neuzelle in Brandenburg
Klosterkirche in Neuzelle Vor zwei Tagen, am 5. Juli, brachen drei Heiligenkreuzer Mönche zu einer neuen Tochtergründung auf. Bischof Wolfgang Ipolt von Görlitz hatte die blühende Zisterzienserabtei eingeladen, das Kloster Neuzelle in der Niederlaustiz wiederzubeleben. Abt Maximilian Heim, der seit 2011 das Stift leitet, segnete Pater Simeon, Pater Meinrad und Frater Alberich und entsandte sie nach Neuzelle. Pater Simeon wird die Neugründung als erster Prior leiten. Demnächst wird noch Pater Kilian hinzustoßen.
Die vier Mönche haben die Aufgabe, zu prüfen, ob eine Wiederbesiedlung „möglich und sinnvoll ist“, wie das Stift Heiligenkreuz bekanntgab. Es seien noch viele Dinge zu klären, auch rechtliche, damit mönchisches Leben beginnen kann. Von der Diaspora-Situation läßt sich Heiligenkreuz nicht abschrecken. Auf der Internetseite der Abtei heißt es dazu, verbunden mit der Bitte um Gebet für die Wiederbesiedelung.
„Dort gibt es kaum Christen, da kann man gut neu anfangen.“ Das Kloster Mariä Aufnahme in den Himmel in Neuzelle wurde 1268 vom sächsischen Markgrafen Heinrich dem Erlauchten aus dem Haus der Wettiner gestiftet.
1429 stürmten tschechische Hussiten das Kloster und folterten und ermordeten die Mönche. Die Märtyrer hatten sich geweigert, dem katholischen Glauben abzuschwören und die Lehre des Häretikers Jan Hus anzunehmen. Auch nach der protestantischen „Reformation“ blieb das Kloster eine katholische Insel inmitten eines protestantisch gewordenen Umlandes. Die Berufungen kamen nun vor allem aus Deutschböhmen und der bis 1635 österreichischen und daher katholisch gebliebenen Oberlausitz.
Kloster- und Wallfahrtskirche Neuzelle Im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt ließen die Mönche im 17. Jahrhundert die Klosterkirche barockisieren und machten sie zum bedeutendsten Sakralbau der Niederlausitz.
Mit dem Wiener Kongreß fiel die sächsische Niederlausitz an das protestantische Preußen. Damit war das Schicksal des Klosters besiegelt. Nur zwei Jahre später, 1817, wurde das Kloster im 550. Jahr seines Bestehens vom Staat aufgehoben und säkularisiert. Die Konvents- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt blieb katholisch. Die alte Leutkirche wurde in eine protestantische Kirche umgewandelt.
1955 erfolgte die Verstaatlichung der Klosteranlage durch die kommunistische DDR. Seit 1996 wird sie von einer Stiftung verwaltet. Damit begann eine gründliche Sanierung und teilweise sogar eine Rekonstruktion. Diese ersten Voraussetzungen machten es möglich, daß nun die ersten vier Mönche aus Heiligenkreuz bei Wien die Wiederbesiedelung in Angriff genommen haben.
Text: Martha Burger-Weinzl Bild: Wikicommons/Stift Heiligenkreuz (Screenshot)
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