Lucia und Jacinta am 13. Oktober 1917 in Fatima: „Der Krieg geht heute zu Ende“ Veröffentlicht: 19. Juli 2016 | Autor: Felizitas Küble Von Felizitas Küble
Das 360 Seiten starke Buch „Fatima von Anfang an“ gehört zur Fatima-begeisterten Literatur, ist aber nicht in allem stromlinienförmig; so wird zB. den Aussagen von Sr. Lucia nicht immer voll zugestimmt.
Diese Schrift von Pater Joao de Marchi schildert u. a. die Befragung von Seherkindern durch Prof. Dr. Formigao am Abend des 13. Oktober 1917, also einige Stunden nach dem spektakulären Sonnenwunder.fatima-von-anfang-an
Dabei wird das damalige Protokoll des portugiesischen Geistlichen zitiert – auch das Gespräch mit Jacinta (S. 201):
Der Priester fragte das Seherkind: „Was hat die Dame gesagt?“ – „Sie sagte, wir sollen jeden Tag des Rosenkranz beten, und daß der Krieg heute zu Ende geht.“ – „Zu wem sagte sie das?“ – „Zu Lucia und mir, Francisco hörte nichts.“
Was nun das Interview mit Lucia am selben Abend betrifft, so ist die entsprechend gleichartige Stelle in diesem Buch einfach gestrichen worden (ohne dies durch Gänsefüße kenntlich zu machen). Auf die Frage, was Maria ihr kurz vor dem Beginn des Sonnenwunders mitgeteilt habe, antwortete die Seherin demzufolge (S. 199):
„Sie sagte, wir sollen unser Leben bessern und unseren Herrn nicht mehr beleidigen, der sei schon so viel beleidigt worden und daß wir täglich den Rosenkranz beten und um Verzeihung unserer Sünden bitten sollen.“
In Wirklichkeit geht es hier in Dr. Formigaos Protokoll wie folgt weiter: „….daß der Krieg heute aufhören werde und daß wir unsere Soldaten sehr bald erwarten sollen.“
Was hier aber nicht berichtet wird: Nachdem der Krieg an diesem Sonnentanz-Tag keineswegs zu Ende ging (sondern erst im nächsten Jahr), fragte Dr. Formigao die Seherkinder am 19. Oktober 1917 noch einmal. Titel
Jacinta reagierte eher ausweichend („sie sagte, der Krieg würde zu Ende gehen“) und verwies auf Lucia, weil diese die Erscheinung besser verstanden habe. Lucia hingegen blieb subjektiv aufrichtig bei ihrer Version, wobei bereits klar war, daß diese nicht zutrifft.
Im Fatima-Schrifttum wird dies ernsthafte Problem größtenteils auf zweifache Weise umgangen. Teilweise bleibt diese HEUTE-Aussage einfach unerwähnt, so etwa in dem weitverbreiteten Buch „Rom – Moskau – Fatima“ von Pater Dr. Otto Bohr. Dort werden die Ereignisse des 13. Oktober 1917 zwar auf 14 Seiten breit geschildert, dieser Satz aber ausgelassen.
Neben Kürzungen gibt es unrichtige Darstellungen, die da lauten: „Der Krieg geht seinem Ende entgegen“ (das wäre ohnehin eine banale Aussage des Himmels, zumal jeder Krieg mal seinem Ende entgegengeht) – oder „Der Krieg geht bald seinem Ende entgegen.“
Eine weitere Variante, diese Schwierigkeiten zu umgehen, besteht darin, sie in eine Wenn-Dann-Prophetie umzuwanden. So heißt es in dem vom Clarentinerpater Abilio Ribeiro verfaßten Buch „Fatima – Botschaft und Weihe“ auf S. 22: „Wenn die Menschen sich bessern, wird der Krieg heute noch zu Ende gehen.“ – Es ist zwar hier zutreffend das Wort „heute“ erwähnt, aber eine ursprünglich nicht vorhandene WENN-Einschränkung vorgenommen: „Wenn die Menschen sich bessern…“
Eine gewisse Glättung der Problematik wird auch darin erkennbar, bei diesem Thema nicht mehr wörtlich zu zitieren, sondern auf eine indirekte Schreibweise umzusteigen, so zB. in dem bekannten Buch „Fatima und Pius XII.„, das der katholische Verlagsleiter Johannes M. Höcht verfaßte. Dort kann man lesen: „Der Krieg gehe dem Ende Buchentgegen.“ (S. 75)
Das bekannteste Fatima-Buch ist wohl der Klassiker „Maria spricht zur Welt“ von Prof. Dr. Gonzaga de Fonseca. Er schreibt in der 18. Auflage hierzu auf S. 91 hinsichtlich der Äußerungen Lucias betr. dieser Marienbotschaft: „Sie fügte hinzu, der Krieg gehe dem Ende entgegen und die Soldaten würden bald heimkehren.“
Allerdings wird immerhin in einer Fußnote erwähnt, Lucia und Jacinta hätten bei verschiedenen Befragungen geäußert, die Madonna habe gesagt: „Der Krieg wird heute zu Ende gehen….“ (Es wird danach versucht, diese Aussagen zu relativieren.)
In dem 1975 erschienenen Buch „Schwester Lucia spricht über Fatima“ berichtet die Seherin selbst auf S. 158 über die Ereignisse des 13. Oktobers. Dort wird die Marienbotschaft von ihr wie folgt zitiert:
„Ich möchte dir sagen, dass hier eine Kapelle zu meiner Ehre gebaut werden soll; ich bin unsere Liebe Frau vom Rosenkranz; man soll weiterhin täglich den Rosenkranz beten. Der Krieg geht zu Ende und die Soldaten werden in Kürze nachhause zurückkehren.“
Abschließend eine Bemerkung zur – ebenfalls von Lucia erzählten – Marienbotschaft vom 13. Oktober 1917, dem Tag des Sonnenwunders: „Sie sagte, wir sollen unser Leben bessern und unseren Herrn nicht mehr beleidigen, der sei schon so viel beleidigt worden und daß wir täglich den Rosenkranz beten und um Verzeihung unserer Sünden bitten sollen.“
Schön und gut, aber warum ist hier nicht von der Beichte die Rede? Wäre das nicht sehr passend? – Natürlich ist der Rosenkranz ratsam und die Reue bzw. Bitte um Verzeihung unentbehrlich. Das ändert nichts daran, daß das Sakrament der Buße bei schweren Sünden notwendig und bei läßlichen Sünden sehr empfehlenswert ist. Lucia und Jacinta am 13. Oktober 1917 in Fatima: „Der Krieg geht heute zu Ende“ Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt.
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