Unbehagen der Bischöfe über Papst Franziskus – in Polen und Italien – Eine Zitatensammlung 28. Juli 2016 0
Unbehagen unter den Bischöfen über Papst Franziskus - in Polen und in Italien
(Rom/Krakau) Papst Franziskus traf am Mittwoch in Krakau ein, wo er am Weltjugendtag 2016 teilnimmt. Auf dem Programm stehen jedoch weitere Punkte. Einer war eine Begegnung mit den 130 polnischen Bischöfen aus 45 Diözesen, die ursprünglich öffentlich und mit einer Ansprache des Papstes stattfinden sollte. Stattgefunden hat sie jedoch hinter verschlossenen Türen und in der Form von Frage und Antwort.
Polens Bischöfe hatten bereits im Vorfeld hinter den Kulissen, aber dafür deutlich verlauten lassen, was sie vom jüngsten Dokument dieses Papstes, dem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia, halten: nämlich ziemlich wenig. Mehr noch, sie halten es in einigen Passagen für gefährlich und im Widerspruch zur katholischen Morallehre und zur Sakramentenordnung. Sie hatten sich bereits auf den beiden Bischofssynoden in Rom gegen die „neue Barmherzigkeit“ gestellt, die sie für eine falsche Barmherzigkeit halten. Das Apostolische Schreiben, das die umstrittenen Punkte trotz dieser vorgebrachten Bedenken aufnahm und nicht minder umstritten ausbreitet, löste daher erheblichen Unmut im polnischen Episkopat aus.
Polens Bischöfe stehen damit nicht allein. In anderen Bischofskonferenzen – läßt man die Bischofskonferenzen des deutschen Sprachraums beiseite – sieht es nicht anders aus, und das sogar im „Land des Papstes“, womit traditionell Italien gemeint ist.
Unter Italiens Bischöfen, die Apenninenhalbinsel zählt 223 Diözesen, rumort es erheblich. Der Großteil der Bischöfe empfindet ein Unbehagen wegen Papst Franziskus. Das hat nicht nur damit zu tun, daß der argentinische Papst im Dezember 2013 die aus historischen und geographischen Gründen traditionell in Rom besonders einflußreiche Italienische Bischofskonferenz faktisch unter kommissarische Verwaltung stellte, indem er ihr mit einem neuen Generalsekretär, Bischof Nunzio Galantino, einen Aufpasser vorsetzte, der seither den Ton angibt. Die Sache geht noch tiefer, wie der Vatikanist Sandro Magister schreibt:
„Es herrscht unter vielen italienischen Bischöfen ein Unbehagen gegenüber Franziskus, das unter der Asche glimmt und selten apertis verbis geäußert wird.“ Vor wenigen Tagen veröffentlichte Luigi Accattoli, der Senior-Vatikanist des Corriere della Sera, in der Dehonianer-Zeitschrift Il Regno eine Sammlung von Aussagen italienischer Bischöfe über Papst Franziskus. Es handelt sich dabei um persönliche Urteile, die Accattoli im Laufe der vergangenen drei Jahre bei den verschiedensten Anlässen sammelte, bei denen er mit Bischöfen in Kontakt kam. Accattoli, „ein über jeden Verdacht erhobener Beobachter“ (Magister), nennt nicht die Namen der Bischöfe. Er sagt nicht, wer was sagte. Da es sich um informelle, persönliche Gespräche handelte, wäre das auch nicht möglich. Der Vatikanist „enthüllt“, das ist seine Absicht, am Beispiel Italien das Unbehagen der Bischöfe über dieses Pontifikat, ein Phänomen, das die gesamte Weltkirche betrifft.
Wie Accattoli vorausschickt, wurden von ihm nur Aussagen jener Bischöfe aus seiner Zitatensammlung ausgewählt, die zu „Bewunderern der apostolischen Kühnheit Bergoglios“ gehören und die „mit dem argentinischen Papst sympathisieren“. Der Vatikanist signalisiert, sich damit nicht gegen den amtierenden Papst stellen zu wollen, läßt aber gleichzeitig erahnen, wie erst die Urteile jener Bischöfe ausgefallen sein müssen, die nicht „mit dem argentinischen Papst sympathisieren“.
Papst Franziskus im Urteil italienischer Bischöfe
„Ich bewundere seine Großmütigkeit. Es war soviel Demotivation in Umlauf, seine Ankunft war eine psychologische Befreiung. Warum aber soviel Unruhe, was ist sein Plan?“
„Er tadelt, drängt, sich zu bewegen: Aber wohin will er uns führen?“
„Ich habe den Eindruck, daß er eine schlechte Meinung von uns Bischöfen hat, und ich verstehe nicht, woher die kommt. Italien ist immerhin der harte Kern der katholischen Kirche: Warum prügelt er uns?“
„Ich bewundere die Fähigkeit des Papstes, Gesten der Barmherzigkeit des ‚Hinausgehens‘ zu setzen, etwa gegenüber den Entrechteten, gegenüber den Nicht-Glaubenden. Ich frage mich aber, was mit dem ganzen Rest ist: dem Katechismus, dem Kodex, den Seminaren, den Pfarreien, den Staatsgesetzen, die sich immer mehr vom christlichen Empfinden entfernen. Was ist da zu sagen, was zu tun?“
„Aber was heißt denn „hinausgehen“? Das sagt sich leicht, aber tun? Was bedeutet das in einer gegebenen Situation wie in meiner Diözese?“
„Er hat das Schlagwort der nicht verhandelbaren Werte blockiert, aber womit hat er es ersetzt? Mit einem halben Wort, denn ein halbes Wort ist es, oder etwa nicht?“
„Er spielt auf die Paten bei Taufe und Firmung an, er sagt, daß es nicht richtig ist, jene auszuschließen, die in einer irregulären ehelichen Situation leben, aber dann ändert er nicht die existierenden Regeln und so bringt er uns in Schwierigkeit gegenüber dem Volk.“
„Die Gläubigen halten uns dauernd entgegen: ‚der Papst hat gesagt‘. In den meisten Fällen haben sie falsch verstanden, aber versuch erst einmal sie davon zu überzeugen. Er ist schnell im Reden, aber leider stellt er nicht in Rechnung, daß wir es sind, die im Schützengraben liegen. Es scheint gerade so, als wäre er nie Bischof gewesen.“
„In Amoris laetitia im Paragraph 300 hat er geschrieben, daß die Unterscheidung der persönlichen Situationen im Dialog mit dem Beichtvater zu geschehen habe „gemäß der Lehre der Kirche und den Richtlinien der Bischöfe“: Ich als Bischof soll diese Richtlinien geben? Wenn sie nicht einmal der Papst gegeben hat – ich nehme an, weil er keine hatte. Wie soll ich sie dann geben?“
„Die jüngste Synode hatte ihm die Frage vorgelegt, welchen kirchlichen Diensten jene anvertraut werden könnten, die in irregulären ehelichen Situationen leben; er hingegen hat im Paragraph 299, anstatt diese Anfrage zu würdigen, die Angelegenheit einfach uns anvertraut, die wir unter dem Erwartungsdruck der Leute stehen.“
„Im Paragraph 122 von Amoris laetitia erklärt er: ‚Man darf nicht zwei begrenzten Menschen die gewaltige Last aufladen, in vollkommener Weise die Vereinigung nachzubilden, die zwischen Christus und seiner Kirche besteht‘. Das halte ich für eine unbesonnene Aussage. Machen wir einen Vergleich mit dem Klerus: Sollen wir etwa sagen, daß wir einem Priester nicht die Last aufladen soll, die Gestalt des guten Hirten nachzubilden?“
„Im Ehenichtigkeitsverfahren hat er den Bischof zum alleinigen Richter gemacht, und nun kommen sie zu mir Ärmsten, als könnte ich jeden Fall behandeln: ‚Sie sind der Richter, hat der Papst gesagt.‘ Und alle wollen ein Schnellverfahren.“
„Was die Gläubigen interessiert, ist die Kommunion. Wenn die Unterscheidung dazu gelangt, den Zugang zu den Sakramenten zu erlauben, interessiert die Anerkennung der Ehenichtigkeit nicht mehr.“
„Bei den Ernennungen befolgt er nicht die übliche Praxis, er entscheidet nach seinem Kopf. Man versteht noch, daß er dem Karrierismus und den Ziehsöhnen entgegentreten will, die Praxis war aber ein Rettungsring, um Fehler zu vermeiden. Wenn er ohne Netz vorgeht, welche Sicherheit hat er dann, keine Fehler zu machen?“
„Er nimmt sich eine Freiheit heraus, die seine Mitarbeiter an der Kurie und die Verantwortlichen der Bischofskonferenz in Verlegenheit bringt. Für viele ist es so, als sei das Vertrauensverhältnis verlorengegangen.“
„Er prügelt nicht nur Priester und Bischöfe, nun geht er sogar soweit, die Amtsenthebung der Bischöfe anzudrohen, die sich nicht einsetzen, die Pädophilie des Klerus zu bekämpfen. Diesen Vorstoß verstehe ich wirklich nicht: Das ist ein heikles Terrain. Der Bischof ist ja ein Vater und muß auch einen Weg finden, ein barmherziger Vater zu sein, oder etwa nicht?“
„Ich verstehe, daß er arm erscheinen will, aber ein durchschimmerndes Gewand zu tragen, wo man die schwarzen Hosen darunter sieht, ist das nicht Nachlässigkeit? Wenn wir Bischöfe ernannt werden, erhalten wir strenge Anweisungen, was unsere Kleidung betrifft, daß wir uns immer ordentlich zeigen sollen. Wehe, wenn dem nicht so ist. Gilt das für den Papst nicht?“ http://www.katholisches.info/2016/07/28/59417/ „Er redet viel über Synodalität, aber dann entscheidet er alles allein. Er sagt, daß man dezentralisieren muß, aber eine so starke persönliche Machtkonzentration, hat es noch nie gegeben.“ Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi Bild: MiL
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