Kommission zum Studium des „Frauendiakonats“ in der frühen Kirche errichtet
2. August 2016 1
Diakonissen in der frühen Kirche hatten keinen Anteil an der Liturgie,
sondern aus Schicklichkeit bestimmte Dienste an Frauen zu verrichten (Rom) Am vergangenen 12. Mai hatte Papst Franziskus sie angekündigt, nun wurde die Studienkommission zum „Diakonat der Frau“ gebildet. Trotz der Zeit, die seit der Ankündigung vergangen ist, herrscht auch unter kirchlichen Medienvertretern ein begriffliches Durcheinander.
Von einer Kommission zur wissenschaftlichen Erforschung des „Diakonats der Frau“ besonders in der frühen Kirche, heißt es im Tagesbulletin des Heiligen Stuhls. Gemeint sind damit die frühkirchlichen Diakonissen, die keinen Anteil am Weihesakrament hatten. Einen solchen täuscht die Verwendung des Begriffs Diakonat vor. Er erinnert an den Diakon, der ersten Stufe des sakramentalen Weiheamtes. Es gilt als unzweifelhaft, daß es sich bei dieser Begriffsunschärfe zum Teil um mangelnde Kenntnis handelt, zum Teil aber um bewußte Zweideutigkeit. In bestimmten, feministischen Kirchenkreisen ist der Drang zum Weihesakrament nach wie vor lebendig. Mit der päpstlichen Ankündigung, eine Kommission zu bilden, wurde ihm neue Nahrung verschafft.
Jedenfalls hatten zahlreiche Medien die Papst-Worte im Sinne einer „Öffnung für Diakoninnen“ ausgelegt. Auf dem Rückflug aus Armenien beklagte sich Papst Franziskus darüber gegenüber Journalisten. Die Studienkommission habe nicht die eventuelle Zulassung von Frauen zur Diakonenweihe zu prüfen, sondern zu untersuchen, welche Rolle Diakonissen in der frühen Kirche spielten, so der Papst. Er sei „ein wenig wütend auf die Medien“ gewesen, weil sie mit „falschen Schlagzeilen“ auf eine „falsche Fährte gelenkt“ hätten, wie Radio Vatikan, Deutsche Sektion, berichtet. Da diese Diakonissen der frühen Kirche seit den 70er Jahren erhebliche Aufmerksamkeit gefunden hätten, werde es „nicht schwer sein, das zu erhellen“, meinte der Papst im Juni. Im Mai hatte er zu den Generaloberinnen der katholischen Frauenorden noch betont, sich persönlich zu diesem Thema nicht auszukennen.
Kardinal Müller: „Für Diakoninnen keine Grundlage, für Diakonissen kein Bedarf“
Priesterinnen und Bischöfinnen:
Was sich einige nach lutherischem und anglikanischem Vorbild mit der Diskussion über das Frauendiakonat wünschen Bereits unter Papst Johannes Paul II. hatte sich die Internationale Theologische Kommission ausdrücklich mit dem Diakonat und seiner Entwicklung in der Kirche befaßt und 2003 das Dokument „Der Diakonat: Entwicklung und Perspektiven“ vorgelegt. Ein Dokument, das Papst Franziskus nicht bekannt zu sein scheint, jedenfalls wurde es von ihm bisher noch nicht erwähnt. Dem Thema „Diakonissen“ wurde darin ein eigenes Kapitel gewidmet, mit dem die zu klärenden Fragen eigentlich bereits geklärt wurden. Unter anderem heißt es darin:
„Die Konstitutionen [um 380] bestehen darauf, daß die Diakonissen keinerlei liturgische Funktion haben.“ Ebenso wurde Epiphanius von Salamis (um 375) zitiert:
„Wenn es auch für die Kirche den Stand der Diakonissen gibt, ist er jedoch nicht für den priesterlichen Dienst, auch nicht für eine Aufgabe dieser Art eingesetzt worden, sondern um der Würde der Frau willen für die Zeit des Taufbades.“
Kardinal Müller, der Präfekt der Glaubenskongregation, stellte im Juni 2013, am Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus, zu einem bundesdeutschen Vorstoß zum Frauendiakonat fest, daß es für Diakoninnen keine Grundlage und für Diakonissen keinen Bedarf gebe.
Den Vorsitz in der neuen Kommission wird Kurienerzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer SJ, der Sekretär der Glaubenskongregation, innehaben. Erzbischof Ladaria Ferrer ist unter anderem für die päpstlichen Predigten und Botschaften zuständig. Seine Aufgabe wäre es, die Texte theologisch zu prüfen, um Mißverständnisse oder Irrtümer zur Glaubenslehre zu vermeiden. Eine durch die Jahrhunderte im Vatikan geübte Praxis, die durch die „Spontaneität“ von Papst Franziskus jedoch faktisch zum Erliegen gekommen ist.
Die Mitglieder der Studienkommission
Aus dem deutschen Sprachraum wurden der aus Niedersachsen stammende Priester und emeritierte Professor für Dogmatik an der Universität Bonn, Karl Heinz Menke, und die aus Bayern stammende Professorin für Spiritualität an der Universität Wien, Marianne Schlosser, in die Kommission berufen. Sowohl Meneke als auch Schlosser sind Mitglieder der Internationalen Theologischen Kommission.
Insgesamt gehören der Kommission 18 Theologen an, sechs davon sind Frauen. Neben Menke und Schlosser sind das:
Sr. Nuria Calduch‑Benages MHSFN, Mitglied der Päpstlichen Bibelkommission;
Prof. Francesca Cocchini, Universität La Sapienza und Patristisches Institut Augustinianum in Rom;
Msgr. Piero Coda, Rektor des Universitären Instituts Sophia der Fokolar-Bewegung in Loppiano und Mitglied der Internationalen Theologischen Kommission;
P. Robert Dodaro OSA, Rektor des Patristischen Instituts Augustinianum in Rom und Dozent für Patristik;
P. Santiago Madrigal Terrazas SJ, Dozent für Ekklesiologie, Päpstliche Universität Comillas in Madrid;
Sr. Mary Melone SFA, Rektorin der Päpstlichen Universität Antonianum in Rom;
P. Aimable Musoni SDB, Dozent für Ekklesiologie, Päpstliche Universität der Salesianer in Rom;
P. Bernard Pottier SJ, Dozent am Institut d‘Etudes Théologiques in Brüssel und Mitglied der Internationalen Theologischen Kommission;
Prof. Michelina Tenace, Dozent für Fundamentaltheologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom;
Prof. Phyllis Zagano, Autorin und Dozentin für Religionswissenschaften an der Hofstra University, Hempstead, New York.
Unter den Mitgliedern sticht wegen ihrer Positionen vor allem die feministische Theologin Phyllis Zagano heraus, die Master in Kommunikation, Literatur und Theologie vorweisen kann. In der Vergangenheit machte sie sich publizistisch für das Frauendiakonat als Teil des Weihesakramentes stark. Im progressiven National Catholic Reporter ist sie regelmäßige Kolumnistin. http://www.katholisches.info/2016/08/02/...rche-errichtet/ Text: Giuseppe Nardi Bild: MiL
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