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  • 06.08.2016 00:29 - Juden und Muslime stellen Bedingungen, unter denen der Vatikan die Piusbruderschaft anerkennen darf?
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Juden und Muslime stellen Bedingungen, unter denen der Vatikan die Piusbruderschaft anerkennen darf?
5. August 2016 0


Priesterweihe bei der Piusbruderschaft
(Rom) Die Nachrichtenplattform Vatican Insider läßt in einem Aufsatz das American Jewish Comittee (AJC) sagen, „was verhandelbar ist und was nicht“ auf dem Weg zur „Versöhnung der Lefebvrianer mit der katholischen Kirche“. Die „Bedingungen“ unterscheiden sich deutlich von jenen, die der für die Gespräche zuständige Kurienerzbischof Guido Pozzo nannte.

Der Aufsatz, unterzeichnet von Lisa Palmieri-Billig, der „Repräsentantin des American Jewish Comittee beim Heiligen Stuhl“, wurde am 28. Juli veröffentlicht. Darin erklären das American Jewish Comittee und der Islam-Vertreter Yahya Pallavicini, unter welchen Bedingungen die katholische Kirche die Priesterbruderschaft St. Pius X. anerkennen könne.

Als Anlaß für den Artikel wird das Interview von Kurienerzbischof Guido Pozzo mit der Beilage Christ und Welt (Ausgabe 32/2016) genannt. Erzbischof Pozzo ist als Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei offiziell mit den Gesprächen mit der Piusbruderschaft betraut.

Wird der Vatikan Konzilsdokumente für Piusbruderschaft „opfern“?

Die Autorin faßt zusammen, daß aus dem Interview hervorgeht, daß die „Bruderschaft nicht mehr exkommuniziert, allerdings noch nicht kanonisch reintegriert ist, und trotz einiger anfänglicher Zugeständnisse weiterhin einige wichtige Dokumente des Zweiten Vaticanum ablehnt.“ Das werfe „weitere Fragen“ auf, so Palmieri-Billig. Die „naheliegendste“, aber bisher nicht gestellten Fragen seien:

„Zu welchen konkreten Punkten ist der Vatikan zu Kompromissen bereit?“ und „Wäre der Vatikan bereit, die maßgebliche Natur einiger Dokumente des Zweiten Vaticanum zu opfern, die – obwohl kein Dogma – wertvolle Instrumente für den interreligiösen Dialog geworden sind?“


American Jewish Comittee
Zwei zentrale Bereiche seien dabei im Spiel. Der erste Bereich betreffe den „sehr starken Wunsch von Papst Franziskus nach pastoraler Einheit innerhalb der Kirche und nach Versöhnung der theologischen Brüche.“ Dem stehe der zweite Bereich entgegen, nämlich „die wichtigen Auswirkungen auf die Zukunft grundlegender Dokumente des Zweiten Vaticanums“. Palmieri-Billig nennt dazu ausdrücklich die Dokumente Nostra Aetate, besonders „das Verhältnis der katholischen Kirche zum jüdischen Volk“, und Dignitatis Humanae über die Religionsfreiheit.

Die Autorin beklagt in den Aussagen von Erzbischof Guido Pozzo „das völlige Fehlen irgendeines Bezugs“ zu den historischen Wurzeln dieser Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils und „damit zu den Gründen, weshalb sie Johannes XXIII., Paul VI. und die Konzilsväter sie für wichtig hielten“. Konkret geht es Palmieri-Billig um den „Paragraph 4 von Nostra Aetate über die Beziehungen der katholischen Kirche zum jüdischen Volk“. Dieses „Versäumnis“ sei um so schwerwiegender wegen des „anscheinend eingefleischten theologischen Antisemitismus“ der Piusbruderschaft.

„Verzerrte Indoktrinierung“ und „eingefleischten theologischen Antisemitismus“

Die Repräsentantin des American Jewish Comittee führt dann aus, daß Nostra Aetate von Johannes XXIII. gewollt war, um „endlich die verzerrte Indoktrinierung“ der Anklage des „Gottesmordes“ „auszulöschen“, eine Anschuldigung, die „bereits während des Konzils von Trient für falsch und absurd erklärt worden war“. Die „Notwendigkeit dieser Entscheidung“ sei Johannes XXIII. durch „eine Begegnung mit Jules Isaac, einem Überlebenden des Holocaust bewußt geworden“. Isaac habe den Papst davon überzeugt, daß „diese in Europa zirkulierende Rhetorik das geeignete Umfeld für die Entwicklung wilder antisemitischer Stereotype geschaffen hatte, die ihrerseits den Haß nährten, der die Shoah möglich machte“.


AJC nennt Bedingungen für kanonische Anerkennung der Piusbruderschaft
Dann kommt das American Jewish Comitee zur Sache: Sollte die Piusbruderschaft kanonisch anerkannt werden, „bevor“ die Gespräche „über die Gültigkeit“ von Nostra Aetate „eine zufriedenstellende Lösung“ gefunden haben, „würden ernste Fragen entstehen“.

Palmieri-Billig zitiert dazu ausführlich Oberrabbiner David Rosen, den Internationalen Direktor des American Jewish Comittee für die interreligiösen Beziehungen mit den Worten:

„Ich habe vollstes Vertrauen in die Erklärung von Kardinal Kurt Koch, Vorsitzender des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, der erklärte, daß die Annahme von Nostra Aetate als verbindliches Dokument durch die Piusbruderschaft ein notwendiger Schritt ist, damit die Mitglieder der Bruderschaft formal vom Heiligen Stuhl anerkannt werden können; und ich kann nicht glauben, daß Papst Franziskus weniger als das akzeptieren könnte. Zudem will ich hoffen, daß der Heilige Stuhl zusätzlich zur Anerkennung der Lehre des Magisteriums bezüglich des Judentums und des jüdischen Volkes auch auf die Verleugnung des Antisemitismus beharrt, der Teil der Kultur der Piusbruderschaft war. Es ging nicht nur um ‚Bischof‘ Williamson und ein Paar andere Personen: Die Internetseiten der Organisation waren in der Vergangenheit voll von antijüdischer Rhetorik. Ich will hoffen, daß es eine formale Anerkennung der Aussage von Papst Franziskus in Einklang mit seinen Vorgängern gibt, die feststellt, daß es unmöglich ist, ein wahrer Christ zu sein, wenn man antisemitische Meinungen hat.“
Knackpunkt Piusbruderschaft oder Dominus Iesus?

Palmieri-Billig zeigt sich im weiteren besorgt über den unterschiedlichen Grad an dogmatischer Verbindlichkeit, die den verschiedenen Konzilsdokumenten zukomme, wie Kurienerzbischof Pozzo in seinem Interview ausführte. Pozzo berief sich dabei auf den Willen der Konzilsväter. Am 18. November 1964 erklärte der Sekretär für die Einheit der Christen zu Nostra Aetate, daß sein Sekretariat keine Absicht habe, dogmatische Erklärungen über die nicht-christlichen Religionen sondern nur praktische und pastorale Normen zu erlassen, weshalb Nostra Aetate keine dogmatische Verbindlichkeit habe. Es sei daher, so Kurienerzbischof Pozzo, nicht möglich von jemand zu verlangen, dieses Dokument als „verbindlich“ anzuerkennen.


Imam Yahya Pallavicini
Anstoß nimmt die American Jewish Comittee-Repräsentantin auch an der Feststellung von Erzbischof Pozzo, daß jede Auslegung von Nostra Aetate, die der Erklärung Dominus Iesus über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche von 2000 widerspreche, „ohne Fundament und daher abzulehnen“ sei. Der Sekretär von Ecclesia Dei warnte in diesem Zusammenhang ausdrücklich vor einer falschen Interpretation des „Geistes von Assisi“.

Dem stellt Palmieri-Billig die Aussagen von Imam Yahya Pallavicini, dem Vize-Präsidenten der italienischen Islamischen Religionsgemeinschaft (COREIS) entgegen, den sie als „international anerkannten Vertreter eines ‚gemäßigten‘ traditionellen Islams“ bezeichnet. Pallavicini hatte seinerseits dem Vatikan die Rute ins Fenster gestellt:

„Die internationale islamische Gemeinschaft verfolge aufmerksam die Entwicklung dieses Annäherungsprozesses der Piusbruderschaft zur Wiedereingliederung in die katholische Kirche. Dabei geht es um das Feingefühl, eine Kohärenz bezüglich der pastoralen Auswirkungen der Früchte des Konzils und des Dokuments Nostra Aetate zu finden. Denn während Papst Franziskus und die katholische Kirche zusammen mit den geistlichen Autoritäten vieler anderer religiöser Konfessionen den prophetischen Wert dieses Konzils feiern, das auf providenzielle Weise den historischen Zyklus von 50 intensiven Jahren des interreligiösen und ökumenischen Dialogs eingeleitet hat, scheint die Piusbruderschaft zumindest die Bedeutung dieses Weges und dieser Ausrichtung herunterzuspielen, um eine traditionalistische Interpretation aufrechtzuerhalten, die faktisch die spirituelle Notwendigkeit des Respekts und der Brüderlichkeit gegenüber den Gläubigen und den Geschöpfen anderer Bekenntnisse des Einen Gottes leugnet. In einem Moment der dramatischen internationalen Krise, in der die Manipulation der Religion eine Geisel einiger fundamentalistischer Gruppen scheint, die eine ‚rechtmäßige‘ Gewalt gegen Muslime, Christen und Juden beanspruchen, besorgt uns der Anachronismus und die mangelnde Sensibilität von Bewegungen, die der Gesellschaft und sogar der Kirche eine andere Wertehierarchie aufzwingen bzw. lehren wollen, als das Konzil und der Gehorsam gegenüber den Heiligen und den Päpsten fordern.“
„Verunglimpfung und Delegitimierung des ‚Aggiornamento‘-Wunsches von Johannes XXIII.“

Die AJC-Repräsentantin äußert zwar, daß die in 70 Ländern mit 750 Meßorten vertretene Piusbruderschaft in der „enormen katholischen Welt“ nur einen „verhältnismäßig kleinen Einfluß“ habe, „aber nichts, was in dieser Welt geschieht, ist ohne Auswirkungen“. Zugeständnisse an die Piusbruderschaft „könnten leicht“ zu einer „Rückkehr der alten Vorurteile“ gegen andere Bekenntnisse führen und sich in eine „kämpferische Überzeugung verwandeln, den einzigen wahren Weg zu Gott zu besitzen“.


Pallavicini wurde in den vergangenen drei Jahren bereits mehrfach von Papst Franziskus empfangen
Das wäre ein weiterer Schritt zur „Verunglimpfung und Delegitimierung des brennenden Wunsches von Johannes XXIII. nach einem ‚Aggiornamento‘ der katholischen Kirche und zur Rückkehr pseudoreligiöser, antisemitischer Stereotype, die viele Jahrhundertelange immenses Leid provoziert haben und schließlich zu den diabolischen Verfolgungen und Genoziden des 20. Jahrhunderts geführt haben.“

Nachdem die Autorin die Antisemitismuskeule gegen die Piusbruderschaft niederdonnern ließ, lobt sie „das zutiefst aussagekräftige Schweigen“ von Papst Franziskus in Ausschwitz als „ohrenbetäubend“.

Koordinator von Vatican Insider ist der päpstliche Hofvatikanist Andrea Tornielli, weshalb seinen Artikeln und den von seiner Plattform veröffentlichten Artikeln besondere Aufmerksamkeit zukommt. Das gilt auch für diesen Artikel der AJC-Repräsentantin beim Heiligen Stuhl, mit der Tornielli Juden und Muslime die Bedingungen benennen läßt, unter denen der Heilige Stuhl eine kanonische Anerkennung der Piusbruderschaft durchführen könne. Im Umkehrschluß bedeutet das: Sollten diese Bedingungen nicht erfüllt werden, würden sich „ernste Fragen“ auftun. Eine Aussage im Artikel des American Jewish Comittee, die jemand auch als Drohung lesen könnte. Jedenfalls bot Tornielli am American Jewish Comittee und dem Islamischen Religionsrat die Gelegenheit, dem Vatikan die Rute ins Fenster zu stellen. Eine „ungewöhnliche Vorgangsweise“, denn schließlich gehe es „um innerkirchliche Angelegenheiten“, die auch innerkirchlich zu klären seien. Eine „Einmischung“ von außen müsse allein schon aus „grundsätzlichen Erwägungen zurückgewiesen“ werden, so Messa in Latino.

Zweifelhaft sei zudem, daß das American Jewish Comittee und der Islamische Religionsrat an einem Strang ziehen, um die katholische Kirche vor einer „Rückkehr“ zu ihrem überlieferten Anspruch zu warnen, daß ihr von Jesus Christus der „einzige Weg zum Heil“ anvertraut wurde.

Lisa Palmieri-Billig und Yahya Pallavicini

Lisa Palmieri-Billig wurde in Wien geboren. Mit ihrer jüdischen Familie emigrierte sie 1938 als Kleinkind nach New York. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils arbeitete sie in der römischen Niederlassung des Jüdischen Weltkongresses (WJC). Sie war 25 Jahre lang stellvertretende Vorsitzende der Europäischen Sektion der 1961 mit Sitz in New York gegründeten World Conference of Religions for Peace (WCRP) und ist noch heute Vorsitzende der Italienischen Sektion dieser Organisation. Seit 2005 ist die jüdische Vatikan-Expertin AJC-Repräsentantin in Italien und beim Heiligen Stuhl.


Yahya Pallavicini, Jahrgang 1965, ist Imam der al-Wahid-Moschee von Mailand. Seine Mutter ist Japanerin, sein Vater Felice Pallavicini aus Mailand, Abkömmling eines Zweiges eines bekannten italienischen Adelsgeschlechts,

konvertierte 1951 im Alter von 25 Jahren in Lausanne zum Islam. Er selbst spricht lieber von einer „Konvergenz“ und „Neuausrichtung“. Seither nennt er sich Abd al-Wahid und reiste 30 Jahre durch die islamische Welt, wo er in Istanbul, Jerusalem und schließlich in Singapur in den islamischen Sufismus eingeführt wurde. 1980 wurde er selbst zum Scheich (Meister) und als solcher Oberhaupt der Sufi-Bruderschaft Ahamadiyyah Idrissiyyah Shadhiliyyah in Europa. Abd al-Wahid Pallavicini vertritt eine synkretistische Religionsauffassung, wonach alle Religionen zum „einen Gott“ führen. In einer chronologischen Abfolge habe sich dieser offenbart, wobei der Hinduismus, laut Pallavicini, das erste Glied in dieser Offenbarungskette sei, die zu den drei monotheistischen „abrahamitischen“ Religionen führe, deren Vollendung der Islam sei.
1986 nahm er als Islam-Vertreter am heftig umstrittenen Assisi-Treffen für den Frieden teil, das von der Gemeinschaft Sant‘Egidio unter Teilnahme von Papst Johannes Paul II. ausgerichtet wurde. Sein Sohn wurde 2009 zu den 500 einflußreichsten Muslimen der Welt gezählt. 1998 verhandelten Vater und Sohn als Islamvertreter eine Anerkennung der islamischen Religionsgemeinschaft durch die Republik Italien. 2000 entstand dafür die Organisation namens Islamische Religionsgemeinschaft (COREIS). Er ist Mitglied im staatlichen Islambeirat des italienischen Innenministeriums.

Beide sind Teil eines elitären interreligiösen Establishments.
http://www.katholisches.info/2016/08/05/...nerkennen-darf/
Text: Giuseppe Nardi
Bild: fsspx/ajc/coreis (Screenshots)



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