Christliches Röcheln in Deutschland. Geschlossene Kirchen und Exodus der Gläubigen 30. August 2016 1
Trierer Dom bei Nacht: "Es entsteht eine neue 'Kirche des Schweigens', wie damals in der DDR" von Giulio Meotti
Am 19. August veröffentlichte die Tageszeitung Il Foglio eine Analyse der Lage der beiden großen christlichen Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland aus der Feder von Giulio Meotti, der sich ansonsten vor allem mit der Islamisierung Europas befaßt. Dennoch lohnt ein Blick auf den Eindruck, den die christlichen Kirchen Deutschlands auf Außenstehende machen. Es ist Blick auf eine Kirche, von der Joseph Kardinal Ratzinger bereits seinerzeit sagte, daß das Ordinariat des Erzbistums München-Freising mehr hauptamtliche Mitarbeiter für München und Teile Oberbayerns hat als die Römische Kurie für die ganze Weltkirche.
Im Land, in dem Benedikt XVI. geboren wurde, in dem Staatspräsident Joachim Gauck vorher protestantischer Pastor war und in dem Angela Merkel, die Tochter eines lutherischen Pastors, Bundeskanzlerin ist, im Land der „oppositionellen“ Theologen wie Hans Küng, Ute Ranke-Heinemann und Eugen Drewermann, die eine intensive Kritik an der vatikanischen Hierarchie in Sachen kirchlichem Zölibat, Geburtenkontrolle, Rolle der Frau und Sakramente für die Geschiedenen entfachten, röchelt das Christentum regelrecht nur mehr.
1963 gab es 400 Neupriester, 1993 waren es 238 und 2013 nur mehr 98. 2015 hat sich die Zahl fast noch einmal halbiert auf lediglich 58. Das geht aus einer Erhebung der im sehr katholischen Bayern erscheinenden, weniger katholischen Süddeutschen Zeitung hervor. „Die katholische Kirche in Deutschland steht vor einem dramatischen Priestermangel“, war zu lesen. „Nie zuvor wurden weniger Männer in Deutschland katholische Priester als im Vorjahr.“
Die deutschen Diözesen werden auf den zunehmenden Priestermangel reagieren, indem Pfarreien zusammengelegt, Kirchen geschlossen und Priester aus Afrika gerufen werden. Die katholische Kirche Deutschlands hat in den vergangenen zehn Jahren bereits 515 Kirchen geschlossen, die evangelische 340. Die Zahl der Pfarreien ist zwischen 1995 und 2015 deutlich zurückgegangen. Statt 13.300 damals sind es heute 10.800. Die Agonie des deutschen Katholizismus wird auch am Exodus der Gläubigen sichtbar. Mit mehr als 23,7 Millionen Gläubigen ist der Katholizismus in Deutschland die größte Religionsgemeinschaft des Landes, die 29 Prozent der Bevölkerung umfaßt. Doch die Leute verlassen die Kirche in Massen: 2015 haben 181.925 formal ihre Apostasie vollzogen. Im Vergleich dazu sind nur 2685 Erwachsene in die Kirche eingetreten.
Vor einem Jahr zeigte eine Erhebung von Il Foglio, daß die zahlreichen Öffnungen der progressiven deutschen Kirche auf die Rückgewinnung der Herzen (und der Brieftaschen) vieler Gläubiger abzielten. Im Vergleich zu vor 20 Jahren nahm die Zahl der Taufen jedoch um ein Drittel ab. Wurden 1995 noch 260.000 Kinder getauft, waren es 2015 167.000. Noch schlimmer ist die Situation bei den Hochzeiten. Vor 20 Jahren haben 86.456 Paare in der Kirche geheiratet. Im vergangenen Jahr waren es nur mehr 44.298, die sich in der Kirche ewige Liebe versprachen. Der Anteil der Bevölkerung, der in die Kirche geht, ist von 18,6 Prozent im Jahr 1995 auf 10,4 Prozent 2015 gesunken.
Sie nennen ihn den „neuen Atheismus“. Laut einem Bericht von Detelf Pollack, Professor der Religionssoziologie an der Universität Münster in Westfalen, besuchen gerade einmal vier Prozent der Protestanten regelmäßig die Kirche. 1950 waren es noch 15 Prozent. Wenn es so weitergeht, werden die beiden großen Konfessionen 2033 zusammen weniger als 40 Millionen Gläubige haben. Das Christentum wird dann in Deutschland eine Minderheit sein.
Spiegel der Zeit: Vor zwei Tagen feierte ein evangelischer Pastor in der Marienkirche auf dem Alexanderplatz mitten in Berlin vor dem Altar die erste homosexuelle Hochzeit. Sven Kretschmer und Tim Schmidt haben nach einer zivilrechtlichen Partnerschaft auch kirchlich die Ringe getauscht. Die Prophezeiung des evangelischen Fernsehmoderators und Buchautors Peter Hahne, in seinem Buch „Schluß mit lustig“, scheint sich zu bewahrheiten. Hahne fragte 2004, ob sich Deutschland noch als christliches Land bezeichnen könne, oder ob es nicht genauer wäre, von einem vorwiegend atheistischen Land zu sprechen, in dem verschiedene religiöse Minderheiten zusammenleben.
Es entsteht eine Art von neuer „Kirche des Schweigens“, wie damals in der DDR. http://www.katholisches.info/2016/08/30/...der-glaeubigen/ Übersetzung: Giuseppe Nardi
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