VON MAX FREISLEDER Olching - Die Gemeinde will keinen Kopftuch-Streit. Deshalb wird die Martinschule als kommunale Einrichtung nicht nach dem gleichnamigen katholischen Heiligen benannt. Am Donnerstag waren sich die Gemeinderäte im Sozialausschuss einig, entgegen eines Antrags der Schulleitung bei der Namensgebung wie bisher weltanschauliche Neutralität zu wahren.
"Ich habe mit dieser Entscheidung gerechnet", gab sich Schulleiterin Brigitte van der Daele gelassen. Man habe sie entsprechend informiert. Schon im Februar 2003 hatten Lehrer, Leitung der Schule und Elternbeirat gemeinsam für die Umbenennung in Grundschule St. Martin gestimmt. Nach abgeschlossener Sanierung sollte bei der Einweihungsfeier gleichzeitig eine Schultaufe stattfinden.
Im Antrag vom 1. Dezember 2003 wird dazu begründet, der heilige Martin hätte sich durch ein "heroisches Leben der Nächstenliebe, des Einfühlungsvermögens, der Pflichterfüllung und der Disziplin" ausgezeichnet. Eigenschaften, die dem erzieherischen Leitbild der Einrichtung entsprächen. 3. Bürgermeisterin Heike Lotterschmid (FWO) war sich, was die Qualitäten des Heiligen und seine wertvolle Vorbildfunktion für Schulkinder anbelangt, mit van der Daele einig. Auch Schulreferentin Karin Stürzer (CSU) brach für den tugendsamen Heiligen eine Lanze.
Die Vermutung, der heilige Martin sei mit dem jetzigen Namen eigentlich schon immer gemeint und damit von je her verkappter Namenspatron der Schule gewesen, zerschlug Lotterschmid jedoch mit einem ernüchternden Blick in die Ortschronik. Aus ihr gehe hervor, Martin sei der Familienname der Erbengemeinschaft, die der Kommune das Schulgrundstück verkauft habe. "Und das unter happigen Verhandlungen und zu einem gar nicht billigen Preis", versuchte van der Daele, den Vorbildwert von Martins-Tugenden gegen das verderbende Beispiel weltlichen Gewinnstrebens auszuspielen.
Keine Weltanschauung darf bevorzugt werden
Ähnliche Preiserfahrungen habe man auch beim Geschäft mit kirchlichen Grundbesitzern gemacht, gab Lotterschmid spitz zurück. Im Übrigen müsse der Name von der Regierung von Oberbayern genehmigt werden, die dabei keine Weltanschauung bevorzugen dürfe. Auch Hélène Sajons (FWO) wollte den "falschen Eindruck einer Konfessionsschule" verhindern. Auf Antrag von Gerlinde Zachmann (FWO) wurde der schon auf den Heiligen eingeschworene Beschlussvorschlag säkularisiert. Damit heißt auch die in neuem Glanz erstrahlende Einrichtung weiterhin Grundschule an der Martinstraße. http://www.merkur.de/lokales/regionen/ma...cht-165317.html