Don Fortea: „Der Papst hat nie etwas Heterodoxes gesagt“ 17. Oktober 2016 0
Die Ansichten in der Kirche vielfältig. Don Fortea brachte eine zu Papier, die hier dokumentiert wird.
(Madrid) In der katholischen Kirche gibt es nicht nur unterschiedliche Strömungen, sondern noch mehr Ansichten zur Lage der Kirche und noch viel mehr unterschiedliche Schattierungen, wie man mit der Kirchenkrise umgehen soll. Der „konservative“ spanische Priester und Exorzist José Antonio Fortea liefert mit seinen jüngsten Gedanken zu Amoris Laetitia, der Lage der Kirche und der Amtsführung von Papst Franziskus eine solche Schattierung. Man versteht die aktuelle Lage der Kirche nur, wenn man nicht um diese unterschiedlichen Positionen weiß. Katholisches.info dokumentiert jene von Don Fortea.
Don Fortea führte am 20. Mai 2015 in der Kathedrale von San Luis Potosí in Mexiko mit anderen Exorzisten einen Exorzismus durch, „um die Dämonen zu vertreiben, die das Land heimsuchen“. Don Fortea betont in seiner Darstellung, daß Papst Franziskus der „progressiven Strömung“ in der Kirche angehöre, aber „bisher nichts heterodoxes“ gesagt habe. Auf die Frage, was wäre, wenn er es doch täte, geht Don Fortea nicht ein.
Die Dogmen sind eine Festung
Heute werde ich ein wenig mein Herz ausschütten und meinen Geist preisgeben über das päpstliche Verhalten: Wenn ich Amoris Laetitia lese und darüber nachdenke, neige ich dazu, zornig zu werden. Der Zorn steigt in mir auch bei einigen anderen päpstlichen Handlungen auf.
Es besteht kein Zweifel, daß es in der Kirche zwei orthodoxe Strömungen gibt: eine traditionelle und eine progressive. Ich denke dabei gar nicht an die Gruppen, die offen heterodox sind (wie zahlreiche Autoren, die das Lehramt einfach übergehen), oder die mit der Einheit der Kirche gebrochen haben (wie die Lefebvrianer).
In der Katholizität existieren zwei Richtungen, das ist unbestreitbar. Daß der amtierende Papst in Sachen Bischofsernennungen und zu anderen Themen in Übereinstimmung mit seiner progressiven Ausrichtung handelt, steht ebenfalls außer Diskussion.
Daran ist aber nichts Verwerfliches. Benedikt XVI. war traditionell und regierte in Übereinstimmung mit seinen persönlichen Ausrichtung. Jeder Papst handelt nach seiner Ausrichtung, die manchmal diametral verschieden sein können. Es gibt keine neutrale und keimfreie Regierung. Ein Unternehmen zur Getränkeherstellung kann neutral geführt werden, aber nicht eine Pfarrei. Dasselbe gilt für die Leitung der Weltkirche.
Nun, das gilt natürlich auch, was meine inneren Wutanfälle betrifft, wenn ich mich über diese oder jene Bischofsernennung ärgere, oder über diese oder jene Aussage des Papstes. Ich sage aber auch in aller Aufrichtigkeit, daß ich darüber nachdenke, und die Entscheidung und meinen Zorn ins Gebet trage, und es ist dann, als würde Gott mir sagen, ich solle in der Entscheidung und der Aussage des Papstes, das Wahre suchen.
Wir neigen dazu, in Schubladen zu denken. Der gefällt mir oder gefällt mir nicht. Der ist orthodox oder heterodox. Der will die Tradition der Kirche zerstören oder ist ein Fels der Orthodoxie. Wir müssen dankbar sein, wenn der Papst unsere Vorschläge aufgreift, aber zugleich, wenn er andere Vorschläge macht, diese gelassen annehmen und als Herausforderungen an uns sehen.
Der Papst hat nie etwas Heterodoxes gesagt, und er wird auch,an Altersschwäche sterben, ohne es getan zu haben. Wenn ich aber zornig bin, wenn ich der Versuchung erliege, zu denken, daß er ein progressiver Zerstörer ist, sollte ich mich auch fragen, ob er in seiner theologischen Überlegung nicht das sagt, was auch viele orthodoxe Priester in ihrem Beichtstuhl tun und in persönlichen Gesprächen sagen? Ich sage damit mitnichten, daß es legitim ist in der Praxis zu leugnen, was das Lehramt in der Theorie bekräftigt. Nein, die Praxis muß der Lehre entsprechen.
Was ich damit sagen will, ist, daß uns Gott vielleicht etwas zu sagen versucht, uns etwas Neues lehren will, ohne das Alte zu verleugnen. Vielleicht will er uns lehren, in der Tradition progressiv zu sein? Heißt das, daß der Papst vollkommen ist? Nein.
Als Kinder müssen wir aber auf den Vater schauen, auch auf das, was uns nicht zusagt, es als Herausforderung annehmen, uns damit befassen, auseinandersetzen, um zu unterscheiden. Wir müssen seine Worte prüfen, um zu erkennen, was wir dadurch vielleicht an Neuem von Gott zu entdecken haben. Wir sollten nicht nur das lesen, was kritikwürdig ist, denn dann werden wir nichts lernen.
Wir sollten in allem die Hand Gottes sehen. Nun hat Gott eine neue Etappe begonnen. Preisen wir Gott in allem. Wenden wir uns nicht Personen zu, die sich für Retter der Kirche halten. Hören wir, sehen wir, was an Wahrem in dem ist, was der Papst sagt. Hören wir mit offenem Herzen in der Art der Kinder. Und ich sage, daß nichts gegen den Glauben in ihm ist.
Gott ist Gott, und nur Gott ist Gott. Der Papst ist fehlbar (und auch ich denke, daß er ein Progressiver ist). Aber er ist der Vater, der die Familie auf Erden leitet. Und vergessen wird nicht: Die Dogmen sind eine Festung, eine „sichere Burg“. http://www.katholisches.info/2016/10/17/61001/ Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi Bild: Fortea Blog (Screenshots)
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