Montag, 31. Oktober 2016 Das war doch zu erwarten: Bis zu 50 % mehr Ehenichtigkeits-Verfahren in Deutschland! + Papst machte kurzen Prozess mit katholischen Ehen Von Matthias Kamann, Constanze Reuscher | Veröffentlicht am 08.09.2015 | Lesedauer: 4 Minuten
Papst Franziskus vereinfacht das Verfahren, mit dem katholische Ehen für nichtig erklärt werden können.
Damit liefert er neuen Debattenstoff für die Familiensynode in Rom, wo es auch um den Umgang mit Geschiedenen gehen soll Papst Franziskus vereinfacht das Verfahren, mit dem katholische Ehen für nichtig erklärt werden können. Damit liefert er neuen Debattenstoff für die Familiensynode in Rom, wo es auch um den Umgang mit Geschiedenen gehen soll
Papst Franziskus vereinfacht das Verfahren, mit dem katholische Ehen für nichtig erklärt werden können. Damit liefert er neuen Debattenstoff für die Familiensynode in Rom, wo es auch um den Umgang mit Geschiedenen gehen soll Quelle: ZUMA Wire/picture alliance
Franziskus vereinfacht die Annullierung gescheiterter Ehen. Das erleichtert Geschiedenen bei einer neuen Heirat den Zugang zur Eucharistie. Aber die deutschen Bischöfe sehen darin keine echte Lösung.
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In Zukunft soll es schneller gehen und weniger kosten, eine katholische Ehe zu annullieren. Das könnte es einigen Katholiken leichter machen, nach ihrer Scheidung und einer neuen Heirat ihren Glauben zu praktizieren und das Sakrament der Eucharistie zu empfangen. Hierfür hat Papst Franziskus jetzt das Ehenichtigkeitsverfahren vereinfacht.
Nur wenige Wochen vor der Familiensynode in Rom, wo die Bischöfe unter anderem über den Umgang mit Geschiedenen diskutieren sollen, wurden am Dienstag im Vatikan zwei päpstliche Erlasse zum Ehenichtigkeitsverfahren vorgestellt. Bei diesem soll es künftig in der Regel nur noch eine Instanz sowie mehr Entscheidungsspielräume für die örtlichen Bischöfe geben. Die Rota Romana, das päpstliche Gericht in Rom, müsste nur noch in Einzelfällen aktiv werden.
Höchstes Ziel sei dabei „die Rettung der Seelen“, schreibt der Papst in seiner Einleitung zum Text „Mitis Iudex Dominus Iesus“ („Der gütige Richter Jesus“). Es gehe nicht zuletzt darum, dass sich die Kirche „an den Peripherien“ öffne, wo es viele „arme Menschen“ gebe, „die geschieden sind“, sagte am Dienstag im Vatikan Monsignore Pio Vito Pinto, der Vorsitzende einer Gruppe hoher Geistlicher, die Papst Franziskus bei dem Reformentwurf beraten hatten. + Im Einzelnen sieht die Reform vor, dass eine Ehe schon von einer Instanz für nichtig erklärt werden kann. Zudem ändert sich das Beweisverfahren. Galt bisher, dass das Bemühen um die Wiederherstellung der Ehe im Vordergrund stehen muss, so können sich jetzt die Eheleute von sich aus um eine Annullierung bemühen, wenn sie über die Nichtigkeit einig sind. Es reicht, wenn sie Beweise für die Nichtigkeit beibringen.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Aussagen und Unterlagen der bisherigen Ehepartner, nicht mehr Beweise oder Zeugenaussagen von Dritten. Gründe für die Nichtigkeit können der mangelnde Wille, gemeinsam Kinder zu bekommen, oder ein bestehendes außereheliches Verhältnis eines Partners sein. Früher konnten die Nichtigkeitsverfahren in komplizierten Fällen bis zu zehn Jahren dauern.
Geschiedene sind von den Sakramenten ausgeschlossen
Jetzt soll eine Dauer von 30 Tagen nicht überschritten werden. Nach jüngsten vatikanischen Angaben wurden 2013 weltweit rund 47.150 Ehen für nichtig erklärt – bei insgesamt 71.800 abgeschlossenen Verfahren. Davon entfielen mit 24.600 mehr als die Hälfte der annullierten Ehen auf die USA. In Deutschland waren es in diesem Zeitraum 740.
Die leichtere Annullierung einer Ehe berührt ein Thema der bevorstehenden Synode, nämlich die Zulassung wieder verheirateter Geschiedener zum Abendmahl. Wenn man nach einer zwar geschiedenen, aber nicht kirchlich annullierten Ehe wieder heiratet, wird man von den Sakramenten ausgeschlossen. Ist aber die vorherige Ehe nach katholischen Recht nichtig, kann man wieder heiraten und die Eucharistie empfangen.
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) begrüßte die Erleichterung der Annullierung als ein „vernünftiges Signal“, wie der DBK-Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx am Dienstag in Berlin sagte. Doch fügte Marx hinzu, die neuen Regeln seien „keine Lösung des grundsätzlichen Problems“.
Kardinal Marx dämpft Erwartungen an Familiensynode
Denn nach einer langen Ehe sei „für viele die Ehenichtigkeit ein fremder Begriff“. Man könne „die Jahre nicht ungeschehen machen“. Deshalb, so Marx, „kann ich nicht erkennen, dass dies ein Kompromiss für die Synode wäre“.
ES KANN KEIN ERGEBNIS DER SYNODE SEIN, DASS ES EINE ZWEITE GÜLTIGE KATHOLISCHE EHE GIBT KARDINAL REINHARD MARX, DBK-Vorsitzender
Die DBK hatte schon vor Jahren geltend gemacht, dass es für viele Geschiedene unvorstellbar sei, eine erste Ehe trotz jahrelangen Zusammenlebens und des gemeinsamen Großziehens von Kindern für nichtig zu erklären. Stattdessen, so die DBK, müsse es darum gehen, die erste Ehe als real anzuerkennen und trotzdem den dann Wiederverheirateten einen Zugang zu den Sakramenten zu ermöglichen. „Trotz eures Scheiterns gehört ihr zu uns“, müsse die Botschaft der Kirche an diese Menschen sein, sagte Marx. + Allerdings hält es der Kardinal für undenkbar, dass die Kirche beide Ehen als vollgültig anerkenne, die erste und die zweite: „Es kann kein Ergebnis der Synode sein, dass es eine zweite gültige katholische Ehe gibt“, sagte Marx. Zu suchen sind auf der Familiensynode somit allenfalls Kompromissformeln zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen.
Aber „da wird die Synode keine Ergebnisse vorlegen“, sagte Marx und dämpfte die Erwartungen, dass die Synode einen Durchbruch zu einem anderen Eheverständnis bringen könnte. Dass sich die Weltkirche nach den Deutschen richtet, dass es in Marx’ Worten „wird wie bei uns“, sei beim Umgang mit Geschiedenen in der großen katholischen Weltkirche „unvorstellbar“. https://www.welt.de/politik/deutschland/...schen-Ehen.html
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