Papst Franziskus reist für das Reformationsgedenken nach Schweden Foto: Catholic Church England and Wales / flickr | CC BY-NC-SA 2.0
Hauptsache, er kommt – Papst gedenkt in Schweden der Reformation Ein Papst steht mit lutherischen Geistlichen im Gottesdienst am Altar – und das am Jahrestag der Reformation, die die Christen spaltete. Was ist von Franziskus‘ Besuch in Schweden zu erwarten?
Über Franziskus wird immer wieder gesagt, mit ihm als Papst sei im Vatikan ein neues Zeitalter angebrochen. Da passt es nur ins Bild, dass er sich am Montag am 499. Jahrestag der Reformation aufmacht nach Schweden, um mit lutherischen Geistlichen im Gottesdienst am Altar zu stehen. Diese Geste ist nicht nur für die Lutheraner eine bedeutende. Vor allem für die Ökumene, für den Dialog zwischen den seit fast 500 Jahren gespaltenen Konfessionen, ist der Besuch von Franziskus ein Hoffnungsschimmer.
Papst Franziskus will sich auf seiner Schweden-Reise zum Reformationsjubiläum den evangelischen Christen nähern. „Nähe tut allen gut. Die Distanz hingegen macht uns krank“, sagte das Oberhaupt der Katholiken in einem Interview der Zeitschrift Civiltà Cattolica, das am Freitag veröffentlicht wurde. Wichtig sei, dass sich die Kirche reformiere. „Luther hat einen großen Schritt gemacht, um das Wort Gottes in die Hände des Volkes zu legen.“
„Es ist ein großartiges Zeichen, es hat uns unheimlich Mut gemacht“, sagt der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Martin Junge. „Wir sind dankbar, dass der Papst diese Reise auf sich nimmt und dass er auch bereit ist, öffentlich für diesen ökumenischen Durchbruch, den wir suchen wollen, vom Konflikt zur Gemeinschaft, auch mitzugehen.“ Doch reicht ein gemeinsames Reformationsgedenken, den Hunderte Jahre währenden Konflikt beizulegen – und die Einheit zu erreichen? Ganz sicher nicht.
Vorstoß nicht selbstverständlich Aber dass sich der Papst und mit ihm seine Kirche zum Auftakt des Reformationsjubiläums aktiv mit dem von Luther angestoßenen Umbruch auseinandersetzt, ist nicht selbstverständlich. Franziskus ist für viele der evangelischste Papst seit langem, es gab mehrfach Momente der Annäherung, so etwa, als er 2015 der lutherischen Gemeinde in Rom einen Abendmahlskelch schenkte. Ganz anders, so scheint es, war da sein Vorgänger Benedikt XVI., der zwar offen in die vielen Gespräche mit anderen Kirchen und Religionen ging, aber auch großes Misstrauen zeigte und protestantischen Gemeinschaften das Recht absprach, sich als „Kirche“ zu bezeichnen.
Gleichzeitig betont auch Franziskus immer wieder, dass in Lehre und Praxis weiterhin so einige Differenzen zwischen den Christen bestehen. Die finden sich vor allem im Selbstverständnis der Kirchen, in ihren Ämtern, im Zölibat oder in kirchlichen Gesetzen.
Und Einigkeit gibt es schon gar nicht bei der Bewertung der Konsequenzen, die Luthers Thesenanschlag mit sich brachte: Für viele Katholiken ist die Trennung der Christen Skandal, Sünde. Für die Lutheraner steht Reformation dagegen vor allem für Aufbruch, wie der Ökumene-Experte von der Universität Münster, Hans-Peter Großhans, erklärt.
Gemeinsame Erklärung des Lutherischen Weltbundes und des Papstes Wie nähert man sich unter solchen Anzeichen dann einer Veranstaltung wie in Lund? „Mit großer Freude - oder mit Wehklagen?“, fragt Monsignore Matthias Türk, der für den Dialog mit dem Lutherischen Weltbund im Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen zuständig ist. „Wir blicken nicht nur auf 500 Jahre Trennungsgeschichte, sondern auch auf 50 Jahre gemeinsamen offiziellen ökumenischen Dialog.“ Deshalb stehe das Reformationsgedenken unter drei Gesichtspunkten: Freude über den Dialog und die damit erreichte Gemeinschaft, Vergebungsbitte für das einander angetane Unrecht und der Verpflichtung zu einem gemeinsamen christlichen Zeugnis der Welt von heute gegenüber.
Bei ihrer Begegnung wollen Franziskus und Bischof Munib Younan, der Präsident des Lutherischen Weltbunds, eine gemeinsame Erklärung abgeben – was darin stehen wird, ist nicht bekannt. Wird die Katholische Kirche etwa den Kirchenbann über Reformator Martin Luther nun als Fehler bezeichnen? Wohl kaum. Wird sie sich auf ein gemeinsames Abendmahl einlassen? Auch das gilt als unwahrscheinlich.
„Ich persönlich würde die Bedeutung dieser Begegnung nicht daran messen, was da für ein Resultat rauskommt“, sagt Wissenschaftler Großhans. „Dass das Reformationsgedenken von der Spitze der Katholischen Kirche mitvollzogen wird, ist eine tolle Sache.“ Welche Konsequenzen das dann für die Verarbeitung der Reformation in der katholischen Theologie und Kirche habe, bleibe vielleicht eine offene Frage. „Es ist doch aber immer schon mal das Beste, dass einer selbst kommt. Und ob er dann noch eine Flasche Wein mitbringt oder eine ganze Kiste, ist doch sekundär.“ (pro/dpa)
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