Während des Mittelalters war die Position der Kirche unangefochten. Das lag an der Unterstützung durch die Herrscher, aber auch an der Fähigkeit, sich trotz immer wieder auftretender Missstände selbst zu reformieren. Bisher war es gelungen, die Kritiker entweder in die Kirche zu integrieren oder sie als Ketzer zu beseitigen.
Obwohl die Menschen von einer tiefen Religiosität geprägt waren, häuften sich in Spätmittelalter und Renaissance die Probleme: Die einfachen Priester waren oft arm und schlecht ausgebildet. Sie konnten kaum Latein und das war die Sprache, in der sie die Gottesdienste halten mussten und in der die Bibel geschrieben war. Die höheren Geistlichen bis hin zum Papst waren meist Adelige, die in ihren Ämtern vor allem nach Macht und Reichtum strebten. Die Humanisten dagegen stellten zum ersten Mal eine Bewegung von Gelehrten dar, die nicht in erster Linie aus der Kirche kamen und die durch ihre Beschäftigung mit der lateinischen und griechischen Sprache sogar Fehler beim bisherigen Verständnis von Bibelstellen nachweisen konnten. Sowohl von den Humanisten als auch von kritischen Gläubigen wurde immer mehr Kritik an den Zuständen der Kirche geübt. Besonders die Praxis der Simonie (= Kauf/Verkauf von geistlichen Ämtern) und der Ablasshandel (Erlass von Sündenstrafen im Jenseits gegen Bezahlung) wurden kritisiert. Aufgrund des hohen Geldbedarfs der Päpste und Bischöfe hielten diese jedoch daran fest.
Schreib‘ einen kurzen Beitrag zu diesem Thema auf deinem Blog! Geh‘ dabei auf folgende Fragen ein: 1) Welche Probleme hatte die katholische Kirche im Spätmittelalter und in der Renaissance? 2) Wie beeinflussten die Humanisten die Situation der katholischen Kirche? 3) Was kritisierten sie vor allem? 4) Wie reagierte die Kirche?
Martin Luther
Die Situation spitzte sich zu, als der deutsche Augustinermönch Martin Luther am 31. Oktober 1517 in Wittenberg „95 Thesen gegen den Ablasshandel“ veröffentlichte, indem er sie an die Kirchentür nagelte. In dieser Schrift, die durch den Buchdruck rasche Verbreitung fand, stellte er dar, dass für die Vergebung der Sünden die Reue wichtiger ist als das Geld. Deshalb ist auch der Ablasshandel falsch. Damit griff er den Papst direkt an. In Rom wurde daraufhin ein Ketzerprozess gegen Luther eingeleitet mit dem Ziel, ihn einzuschüchtern. Dies misslang aber und Luther verstärkte seine Kritik. Er sagte, dass jeder Gläubige aus der Bibel selbst die Wahrheit erkennen und von Gott direkt Vergebung erlangen kann. Das war fast revolutionär und stellt die gesamte Rolle der Kirche in Frage. Daraufhin wurde Luther vom Papst gebannt. Normalerweise bedeutete das, dass er auch vom Kaiser verstoßen wurde. Aber einige Fürsten, die Luthers Ideen sehr positiv gegenüberstanden, setzten durch, dass er 1521 zu einer Anhörung vor dem Reichstag in Worms geladen wurde. Nachdem er auch dort seine Kritik nicht widerrief wurde die Reichsacht über ihn verhängt. Aber sein Landesherr, der Kurfürst von Sachsen, beschützte ihn, indem er ihn auf der Wartburg in Eisenach versteckte.
Die Zeit dort nutzte Luther und begann mit der Übersetzung der Bibel ins Deutsche; zuerst das Neue Testament und bis 1532 auch die Schriften des Alten Testaments. Damit legte er einerseits die Grundlage dafür, dass die Menschen selbst die Heilige Schrift lesen konnten und nicht mehr auch die Lehre und Interpretation der Kirche angewiesen waren. Andererseits schuf er aber damit auch eher unbeabsichtigt die Grundlagen der hochdeutschen Sprache. Bis dahin hatte es nur Texte in den jeweiligen Mundarten gegeben. Nun entwickelte sich, orientiert an der sich rasch verbreitenden Lutherbibel, ein einheitliche deutsche Hochsprache.
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Die Gedanken und Taten Luthers waren auf fruchtbaren Boden gefallen. Viele Menschen begannen nun selbst die Bibel zu lesen und sie in ihrem Sinn zu interpretieren. Auch die Standhaftigkeit, mit der sich Luther gegen die „Oberen“ gewehrt hatte, imponierte vielen. Vor allem die Bauern, die zu dieser Zeit von ihren Herren immer mehr unter Druck gesetzt wurden und die immer weniger Rechte hatten, fanden nun einen Grund für ihren Protest gegen die Adeligen. Sie versammelten sich vor allem in Südwestdeutschland, Tirol, Sachsen und Thüringen zu bewaffneten Gruppen, um ihre Forderungen notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Ihre Forderungen waren in „12 Artikeln“ zusammengefasst: Sie forderten unter anderem die Wiederherstellung der alten Rechtsordnung, die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Abschaffung der Frondienste. Begründet wurden die einzelnen Artikel jeweils mit der Bibel.
Martin Luther äußerte sich verständnisvoll und forderte die Herren auf, mit den Bauern zu verhandeln. Aber die Verhandlungen zogen sich in die Länge und es waren keine Verbesserungen in Sicht. Und griffen die Bauern unter der Führung des radikalen Predigers Thomas Müntzer aus Thüringen zu den Waffen. Klöster und Schlösser wurden in Brand gesteckt und Adelige getötet. Luther, der sich immer vehement für den Dialog und eine friedliche Lösung eingesetzt hatte, distanzierte sich von den Bauern und unterstützte nun die Fürsten bei ihrem brutalen Gegenschlag. Die Fürsten stellten ein Heer von Landsknechten zusammen und in wenigen Wochen machten diese die unorganisierten und militärisch unerfahrenen Bauernhaufen nieder. Über 100 000 Bauern wurden dabei getötet. Damit waren die Bauern aus Machtfaktor ausgeschaltet und verloren jeglichen politischen Einfluss.
Über einen kleinen zusammenfassenden Kommentar auf unserem Geschichts-Blog würde ich mich freuen! Keine Sorge, wird wie immer honoriert, wenn er gut formuliert ist!!
Die Reformation
Eine weitere Folge des Bauernkriegs war das Bündnis Luthers mit vielen Landesfürsten. Luther war von der Gewaltbereitschaft der Bauern geschockt und um ähnliche Entwicklungen zu vermeiden, arbeitete er daraufhin mit den Fürsten zusammen. Gemeinsam wurde die neue Lehre im „Augsburger Bekenntnis“ von 1530 dargelegt. In den Territorien, deren Fürsten Luther unterstützten, wurde die Reformation durchgeführt: Der Besitz der katholischen Kirche wurde eingezogen und deren Aufgaben an die neuen protestantischen Landeskirchen übertragen; die Leitung wurde von den jeweiligen Landesfürsten übernommen.
Dies war für die Fürsten auch eine Möglichkeit, sich neuen Besitz und neue macht zu verschaffen. Mehr aus diesem Grund als aus religiösen Gründen war die Reformbereitschaft vieler Fürsten hoch. Im „Augsburger Religionsfrieden“ 1555 wurde die evangelisch-lutherische Kirche in Deutschland anerkannt und die Regel festgelegt, dass der Fürst das Bekenntnis (= die „Konfession“) seiner Untertanen einheitlich bestimmen darf. Das heißt dass alle Menschen, die in einem Fürstentum lebten, entweder katholisch oder protestantisch waren. Wer den vom Fürsten bestimmten Glauben nicht annehmen wollte, musste das Gebiet verlassen.
Die Reformation wurde nicht überall nach den Regeln und der Lehre Luthers durchgeführt. In Teilen Norddeutschlands, der Schweiz, den Niederlanden und Frankreich fasste die reformierte Kirche Fuß. Sie orientierte sich an den Schweizer Theologen Zwingli und Calvin und vertrat eine strengere Glaubenslehre als Luther.
Schreib‘ einen kurzen Beitrag zu diesem Thema auf deinem Blog! Geh‘ dabei auf folgende Fragen ein: 1) Warum hat Luther nach dem Bauernkrieg mit den Fürsten zusammengearbeitet?
2) Was haben zusammen entwickelt?
3) Welche Regel legt der Augsburger Religionsfrieden fest?
Die Gegenreformation
Angesichts dieser Entwicklungen musste die katholische Kirche reagieren und begann ihrerseits Reformen auszuarbeiten. Auf dem Konzil von Trient, Mitte des 16. Jahrhunderts wurden der alleinige Anspruch des Katholizismus erneuert, gleichzeitig die Glaubenslehre festgeschrieben und Missstände wie die schlechte Priesterausbildung bekämpft. Eine wichtige Rolle beim Versuch, wieder Boden zu gewinnen, spielte der neu gegründete Orden der Jesuiten, der vor allem in Erziehung und Bildung Einfluss gewann. Trotz erheblicher Erfolge bei der „Gegenreformation“ blieb die abendländische Christenheit in mehrere Konfessionen gespalten.
Über einen wirklich ganz kurzen zusammenfassenden Kommentar auf unserem Geschichts-Blog würde ich mich freuen! Keine Sorge, wird wie immer honoriert, wenn er gut formuliert ist!!
Inquisition und Hexenverfolgung Die Kirche war im Mittelalter sehr mächtig und alle mussten sich an die von ihr aufgestellten und alleingültigen Glaubenswahrheiten halten. Wer davon abwich oder andere Lehren aufstellte, wurde als Ketzer bezeichnet. In Südfrankreich sammelte sich eine Gruppe, die sich die Katharer nannten. Das kommt aus dem Griechischen und bedeutet „die Reinen“. Sie strebten eine neue Form von Frömmigkeit durch Armut und Laienpriestertum an. Diese religiöse Bewegung konzentrierte sich vor allem auf die südfranzösische Stadti Albi, deshalb bezeichnete man die Gruppe auch Albigenser. Papst Innozenz III. rief zu einem Kreuzzug gegen sie auf und ließ sie fast vollständig ausrotten (1209-1229). Um Menschen der Ketzerei zu überführen wurde auf dem vierten Laterankonzil in Rom 1215 ein neues Befragungsverfahren zugelassen. Ein Geständnis konnte unter Folter erzwungen werden und wurde als gültig angesehen. 1231 ordnete Papst Gregor IX. die systematische Aufspürung und Aburteilung der Ketzer an. Das hierzu geschaffene „Rechtsverfahren, die Inquisition, war direkt der päpstlichen Autorität unterstellt. In Spanien wurde 1483 der berüchtigte Tomàs de Torquemada zum Großinquisitor, das heißt zum Leiter der Inquisition berufen. Besonders in Spanien verfolgte man nach der „Reconquista“ (=Rückeroberung großer Teile Spaniens durch die christlichen Herrscher) verfolgte man bekehrte Juden und Muslime. Erst 1834 wurde die Inquisition in Spanien abgeschafft. Ihr sollen 300 000 Menschen zum Opfer gefallen sein. Aber nicht nur in Spanien verfolgte man Menschen wegen Ketzerei, in ganz Europa verfolgte die Kirche Menschen nur weil sie vielleicht etwas anders waren oder aber einfach unbequem waren. Etwa 60 000 Menschen, so schätzt man, fielen in Europa dem Hexenwahn zum Opfer. Die Hexenverfolgung dauerte fast 350 Jahre, etwa von 1430 bis 1780. Vor allem in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatten die Menschen in Mitteleuropa vermehrt unter Seuchen, starken Klimaschwankungen, Missernten und Hungersnöten zu leiden. In ihrer Not suchten viele nach Sündenböcken. Gejagt wurden nicht nur Frauen, fast jedes fünfte Opfer war ein Mann. Diese massive Verfolgung von Frauen versucht man sich heute so zu erklären: Erstens galten Frauen an sich als „unreine“ Wesen. Und dann war die Kirche besonders Frauen gegenüber misstrauisch, die sich in der Heil- und Kräuterkunde auskannten, den sogenannten „weisen Frauen“, die als Hebammen oder Ärztinnen tätig waren. Frauen waren nicht zum Studium der Medizin zugelassen. Ärzte sahen in den „weisen Frauen“ eine Konkurrenz und versuchten sie aus den Heilberufen zu verdrängen. Deshalb beschuldigte man gerade Frauen häufig der Zauberei und Hexerei. Berühmte Opfer der Inquisition oder Hexenverfolgung waren der Dominikanermönch Girolamo Savonarola aus Florenz und der Gelehrte Giordano Bruno aus Rom, die beide auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Galileo Galilei konnte sich durch Widerrufung seiner Lehren retten, aber er war ebenfalls der Ketzerei angeklagt.
Thema ganz zur freien Gestaltung! Lass deiner Phantasie freien Lauf und gestalte eine Seite deines Blogs zum Thema Inquisition und Hexenverfolgung! Du kannst dazu das im Unterricht besprochene und verteilte Material benutzen oder frei im Internet recherchieren. Kleine Klicktipps: http://www.inquisition2000.de/ http://ods.schule.de/schulen/fesber/fach...nverfolgung.htm
Veröffentlicht am 27.03.2015 Wer heute Martin Luther verehrt, der durch die Übersetzung der Bibel ins Deutsche und den Anschlag seiner 95 Thesen in 1517 in Wittenberg berühmt wurde, dürfte sich wohl kaum bewusst sein, dass dieser Mann wiederholt zu Mord und Totschlag aufrief, Frauen missachtete, als Hexen verbrennen ließ und übelsten Antisemitismus predigte.
Auch wenn man meinen könnte, Luthers radikale Äußerungen gehören allesamt der Vergangenheit an, so gab es doch 1944 ein trauriges Wiedererstehen, als seine Hetzreden auszugsweise zitiert und damit versucht wurde, den Mord an Millionen Menschen auf absurde Weise ideologisch zu rechtfertigen.
Und dieses düstere Vermächtnis Luthers besteht weiter, solange er als „großer Deutscher“ verehrt wird. Wäre es also nicht dringend geboten, die dunklen Kapitel aus Luthers Weltsicht endlich allesamt öffentlich zu machen und aufzuarbeiten? Auch wenn dies bedeuten könnte, dass sich die lutherische Kirche konsequent von Luthers umstrittenem und unchristlichem Tun distanzieren müsste, wenn sie eine positive Rolle in der Gestaltung unserer demokratischen Gesellschaft einnehmen möchte.
Wenn dies nicht passiert, wer steht dafür ein, dass bei einem künftigen schweren gesellschaftlichen Konflikt nicht wieder Ähnliches passiert und Gewalt gegenüber unschuldigen Menschen mit Luthers Lehren gerechtfertigt wird? (Mit freundlicher Genehmigung von Kosmo Data GmbH) Kategorie Soziales Engagement +